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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

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Adresse gefördert. Sie drückte die kleine Hand
auf die Schwanenbrust, sann ein wenig nach,
ließ sich von der schläfrigen Lisette einen Überrock
bringen, und eilte in den Park hinab. In der
Allee begegnete ihr Oncle Heinrich, fragte nach
dem Befinden mit gewohnter Freundlichkeit, und
schlug ihr vor, ob sie mit nach dem Vorwerke
fahren wolle; er müsse sogleich hinüber und da
sei ihm seines Tinchens Gesellschaft recht erwünscht.
Das war ihr sehr willkommen; in Blumenau
kam es ihr heute auch gar zu langweilig und
eintönig vor, und dann war sie auch so lange
nicht in dem reizenden Wiesenbrunn, so hieß das
Vorwerk, gewesen. Sie sagte recht freundlich zu,
und der Oncle versprach in wenigen Minuten mit
dem Wagen bereit zu sein. Im Freien, beson¬
ders in dem Wäldchen am See, der sich nach
Wiesenbrunn herunter zog, war es so lauschig,
so zu freundlichen Erinnerungen einladend; da
konnte sie recht ungestört an Blauenstein denken,
und sich die Zukunft ausmalen. Und wie er¬
quickend war nicht ein Luftbad nach einem durch¬
schwärmten Abend, besonders wenn das Blut so
unruhig durch die Adern wogte, wie gerade jetzt.
Also schnell mit Heinrich fort! --

Adreſſe gefoͤrdert. Sie druͤckte die kleine Hand
auf die Schwanenbruſt, ſann ein wenig nach,
ließ ſich von der ſchlaͤfrigen Liſette einen Überrock
bringen, und eilte in den Park hinab. In der
Allee begegnete ihr Oncle Heinrich, fragte nach
dem Befinden mit gewohnter Freundlichkeit, und
ſchlug ihr vor, ob ſie mit nach dem Vorwerke
fahren wolle; er muͤſſe ſogleich hinuͤber und da
ſei ihm ſeines Tinchens Geſellſchaft recht erwuͤnſcht.
Das war ihr ſehr willkommen; in Blumenau
kam es ihr heute auch gar zu langweilig und
eintoͤnig vor, und dann war ſie auch ſo lange
nicht in dem reizenden Wieſenbrunn, ſo hieß das
Vorwerk, geweſen. Sie ſagte recht freundlich zu,
und der Oncle verſprach in wenigen Minuten mit
dem Wagen bereit zu ſein. Im Freien, beſon¬
ders in dem Waͤldchen am See, der ſich nach
Wieſenbrunn herunter zog, war es ſo lauſchig,
ſo zu freundlichen Erinnerungen einladend; da
konnte ſie recht ungeſtoͤrt an Blauenſtein denken,
und ſich die Zukunft ausmalen. Und wie er¬
quickend war nicht ein Luftbad nach einem durch¬
ſchwaͤrmten Abend, beſonders wenn das Blut ſo
unruhig durch die Adern wogte, wie gerade jetzt.
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[92/0098] Adreſſe gefoͤrdert. Sie druͤckte die kleine Hand auf die Schwanenbruſt, ſann ein wenig nach, ließ ſich von der ſchlaͤfrigen Liſette einen Überrock bringen, und eilte in den Park hinab. In der Allee begegnete ihr Oncle Heinrich, fragte nach dem Befinden mit gewohnter Freundlichkeit, und ſchlug ihr vor, ob ſie mit nach dem Vorwerke fahren wolle; er muͤſſe ſogleich hinuͤber und da ſei ihm ſeines Tinchens Geſellſchaft recht erwuͤnſcht. Das war ihr ſehr willkommen; in Blumenau kam es ihr heute auch gar zu langweilig und eintoͤnig vor, und dann war ſie auch ſo lange nicht in dem reizenden Wieſenbrunn, ſo hieß das Vorwerk, geweſen. Sie ſagte recht freundlich zu, und der Oncle verſprach in wenigen Minuten mit dem Wagen bereit zu ſein. Im Freien, beſon¬ ders in dem Waͤldchen am See, der ſich nach Wieſenbrunn herunter zog, war es ſo lauſchig, ſo zu freundlichen Erinnerungen einladend; da konnte ſie recht ungeſtoͤrt an Blauenſtein denken, und ſich die Zukunft ausmalen. Und wie er¬ quickend war nicht ein Luftbad nach einem durch¬ ſchwaͤrmten Abend, beſonders wenn das Blut ſo unruhig durch die Adern wogte, wie gerade jetzt. Alſo ſchnell mit Heinrich fort! —

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Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/98>, abgerufen am 25.11.2024.