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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

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"Wohl Dir," sagte Staunitz mit einem zärt¬
lichen Händedrucke, "wenn Du edlere Güter kennst
und besitzest, als den Reichthum! Aber findet
sich Zufriedenheit, wahres inneres Glück mit
Reichthum vereint, warum soll man sich desselben
nicht freun? -- Doch ich habe noch etwas zu
berichten; der Curator Deines Vermögens sendet
mir aus dem Nachlasse Deiner seligen Mutter
eine Menge Schriften nebst ihrem Bilde, das
Du Dir immer so sehnlich gewünscht hast!"

Adeline dankte mit einem Seelenkusse für
diese Nachrichten, und schmiegte sich an des Ge¬
liebten Seite. Die Flamme des Altars flackerte
noch matt auf, als wolle sie erlöschen; "Kinder,"
sagte daher der ungeduldige Emil, und stieß mit
dem Arme einen Blumentopf um, in dem eine
schöne Wachsblume *)prangte, so daß Oncle
Heinrich meinte, er taumle schon, ehe man noch
ein Glas des edlen Champagners genossen, den
man unmöglich länger im Gartensallon harren
lassen dürfe, "Kinder, die Flamme des Altars
mahnt uns an den Einzug in das Festzimmer!"

Auf diese Aufforderung führte Oncle Heinrich

*) Asclepias carnosa.

„Wohl Dir,“ ſagte Staunitz mit einem zaͤrt¬
lichen Haͤndedrucke, „wenn Du edlere Guͤter kennſt
und beſitzeſt, als den Reichthum! Aber findet
ſich Zufriedenheit, wahres inneres Gluͤck mit
Reichthum vereint, warum ſoll man ſich deſſelben
nicht freun? — Doch ich habe noch etwas zu
berichten; der Curator Deines Vermoͤgens ſendet
mir aus dem Nachlaſſe Deiner ſeligen Mutter
eine Menge Schriften nebſt ihrem Bilde, das
Du Dir immer ſo ſehnlich gewuͤnſcht haſt!“

Adeline dankte mit einem Seelenkuſſe fuͤr
dieſe Nachrichten, und ſchmiegte ſich an des Ge¬
liebten Seite. Die Flamme des Altars flackerte
noch matt auf, als wolle ſie erloͤſchen; „Kinder,“
ſagte daher der ungeduldige Emil, und ſtieß mit
dem Arme einen Blumentopf um, in dem eine
ſchoͤne Wachsblume *)prangte, ſo daß Oncle
Heinrich meinte, er taumle ſchon, ehe man noch
ein Glas des edlen Champagners genoſſen, den
man unmoͤglich laͤnger im Gartenſallon harren
laſſen duͤrfe, „Kinder, die Flamme des Altars
mahnt uns an den Einzug in das Feſtzimmer!“

Auf dieſe Aufforderung fuͤhrte Oncle Heinrich

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[259/0265] „Wohl Dir,“ ſagte Staunitz mit einem zaͤrt¬ lichen Haͤndedrucke, „wenn Du edlere Guͤter kennſt und beſitzeſt, als den Reichthum! Aber findet ſich Zufriedenheit, wahres inneres Gluͤck mit Reichthum vereint, warum ſoll man ſich deſſelben nicht freun? — Doch ich habe noch etwas zu berichten; der Curator Deines Vermoͤgens ſendet mir aus dem Nachlaſſe Deiner ſeligen Mutter eine Menge Schriften nebſt ihrem Bilde, das Du Dir immer ſo ſehnlich gewuͤnſcht haſt!“ Adeline dankte mit einem Seelenkuſſe fuͤr dieſe Nachrichten, und ſchmiegte ſich an des Ge¬ liebten Seite. Die Flamme des Altars flackerte noch matt auf, als wolle ſie erloͤſchen; „Kinder,“ ſagte daher der ungeduldige Emil, und ſtieß mit dem Arme einen Blumentopf um, in dem eine ſchoͤne Wachsblume *)prangte, ſo daß Oncle Heinrich meinte, er taumle ſchon, ehe man noch ein Glas des edlen Champagners genoſſen, den man unmoͤglich laͤnger im Gartenſallon harren laſſen duͤrfe, „Kinder, die Flamme des Altars mahnt uns an den Einzug in das Feſtzimmer!“ Auf dieſe Aufforderung fuͤhrte Oncle Heinrich *) Asclepias carnosa.

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Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/265>, abgerufen am 24.11.2024.