sehnlich wünschte, sein Frauchen in des Grafen Haus nun endlich einzuführen.
Blauenstein durchzog einstweilen mit seiner angebeteten Albertine den lauschigen Park. Beide hatten sich noch so unendlich viel zu sagen, die Liebe machte sie gegenseitig so beredt, und zog sie zur Einsamkeit hin, daß sie die Zeit nutzten und am Ufer des plätschernden Sees in süßer Hin¬ gebung sich ihrer Liebe freuten. Aber Tina, war es Adelinens sonderbares Zusammentreffen mit Staunitz, ohne welches sie ihres Herzens Auser¬ wählten doch nimmer das hätte sein können, was sie jetzt ihm war, oder war es die Erinnerung an ihre unglückliche Mutter, die im nahm Rasen¬ hügel des freundlichen Gartens den ewigen Schlaf des Todes schlief, Tina brach in ein sanftes Weinen aus, und zog den tief gerührten Freund an ihres Mütterchens frisch erblühtes Grab. Eine zarte blaue Winde hatte ihre rankigen Fäden um eine aufgeblühte Frührose geschlungen, und lachte dem Paare anmuthig entgegen.
"Mein Freund, mein einzig geliebter Freund!" hob Tina an, und ließ sich an dem einfachen Denksteine nieder, "hier schwöre mir, nur mir anzugehören, hier, an meines unvergeßlichen Müt¬
ſehnlich wuͤnſchte, ſein Frauchen in des Grafen Haus nun endlich einzufuͤhren.
Blauenſtein durchzog einſtweilen mit ſeiner angebeteten Albertine den lauſchigen Park. Beide hatten ſich noch ſo unendlich viel zu ſagen, die Liebe machte ſie gegenſeitig ſo beredt, und zog ſie zur Einſamkeit hin, daß ſie die Zeit nutzten und am Ufer des plaͤtſchernden Sees in ſuͤßer Hin¬ gebung ſich ihrer Liebe freuten. Aber Tina, war es Adelinens ſonderbares Zuſammentreffen mit Staunitz, ohne welches ſie ihres Herzens Auser¬ waͤhlten doch nimmer das haͤtte ſein koͤnnen, was ſie jetzt ihm war, oder war es die Erinnerung an ihre ungluͤckliche Mutter, die im nahm Raſen¬ huͤgel des freundlichen Gartens den ewigen Schlaf des Todes ſchlief, Tina brach in ein ſanftes Weinen aus, und zog den tief geruͤhrten Freund an ihres Muͤtterchens friſch erbluͤhtes Grab. Eine zarte blaue Winde hatte ihre rankigen Faͤden um eine aufgebluͤhte Fruͤhroſe geſchlungen, und lachte dem Paare anmuthig entgegen.
„Mein Freund, mein einzig geliebter Freund!“ hob Tina an, und ließ ſich an dem einfachen Denkſteine nieder, „hier ſchwoͤre mir, nur mir anzugehoͤren, hier, an meines unvergeßlichen Muͤt¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0240"n="234"/>ſehnlich wuͤnſchte, ſein Frauchen in des Grafen<lb/>
Haus nun endlich einzufuͤhren.</p><lb/><p>Blauenſtein durchzog einſtweilen mit ſeiner<lb/>
angebeteten Albertine den lauſchigen Park. Beide<lb/>
hatten ſich noch ſo unendlich viel zu ſagen, die<lb/>
Liebe machte ſie gegenſeitig ſo beredt, und zog ſie<lb/>
zur Einſamkeit hin, daß ſie die Zeit nutzten und<lb/>
am Ufer des plaͤtſchernden Sees in ſuͤßer Hin¬<lb/>
gebung ſich ihrer Liebe freuten. Aber Tina, war<lb/>
es Adelinens ſonderbares Zuſammentreffen mit<lb/>
Staunitz, ohne welches ſie ihres Herzens Auser¬<lb/>
waͤhlten doch nimmer das haͤtte ſein koͤnnen, was<lb/>ſie jetzt ihm war, oder war es die Erinnerung<lb/>
an ihre ungluͤckliche Mutter, die im nahm Raſen¬<lb/>
huͤgel des freundlichen Gartens den ewigen Schlaf<lb/>
des Todes ſchlief, Tina brach in ein ſanftes<lb/>
Weinen aus, und zog den tief geruͤhrten Freund<lb/>
an ihres Muͤtterchens friſch erbluͤhtes Grab. Eine<lb/>
zarte blaue Winde hatte ihre rankigen Faͤden um<lb/>
eine aufgebluͤhte Fruͤhroſe geſchlungen, und lachte<lb/>
dem Paare anmuthig entgegen.</p><lb/><p>„Mein Freund, mein einzig geliebter Freund!“<lb/>
hob Tina an, und ließ ſich an dem einfachen<lb/>
Denkſteine nieder, „hier ſchwoͤre mir, nur mir<lb/>
anzugehoͤren, hier, an meines unvergeßlichen Muͤt¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[234/0240]
ſehnlich wuͤnſchte, ſein Frauchen in des Grafen
Haus nun endlich einzufuͤhren.
Blauenſtein durchzog einſtweilen mit ſeiner
angebeteten Albertine den lauſchigen Park. Beide
hatten ſich noch ſo unendlich viel zu ſagen, die
Liebe machte ſie gegenſeitig ſo beredt, und zog ſie
zur Einſamkeit hin, daß ſie die Zeit nutzten und
am Ufer des plaͤtſchernden Sees in ſuͤßer Hin¬
gebung ſich ihrer Liebe freuten. Aber Tina, war
es Adelinens ſonderbares Zuſammentreffen mit
Staunitz, ohne welches ſie ihres Herzens Auser¬
waͤhlten doch nimmer das haͤtte ſein koͤnnen, was
ſie jetzt ihm war, oder war es die Erinnerung
an ihre ungluͤckliche Mutter, die im nahm Raſen¬
huͤgel des freundlichen Gartens den ewigen Schlaf
des Todes ſchlief, Tina brach in ein ſanftes
Weinen aus, und zog den tief geruͤhrten Freund
an ihres Muͤtterchens friſch erbluͤhtes Grab. Eine
zarte blaue Winde hatte ihre rankigen Faͤden um
eine aufgebluͤhte Fruͤhroſe geſchlungen, und lachte
dem Paare anmuthig entgegen.
„Mein Freund, mein einzig geliebter Freund!“
hob Tina an, und ließ ſich an dem einfachen
Denkſteine nieder, „hier ſchwoͤre mir, nur mir
anzugehoͤren, hier, an meines unvergeßlichen Muͤt¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/240>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.