Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.als ich unserer lieben Wirthin' eine Haarlocke Eines Tags flog ich hinüber zu Freund Kluge, als ich unſerer lieben Wirthin' eine Haarlocke Eines Tags flog ich hinuͤber zu Freund Kluge, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0236" n="230"/> als ich unſerer lieben Wirthin' eine Haarlocke<lb/> meines lieben Frauchens brachte, die ich erſt am<lb/> Nachmittage empfangen. Ihm die Sache anzu¬<lb/> vertraun, waͤre gegen alle Politik geweſen, denn<lb/> wer konnte bei ſeiner feurigen Gemuͤthsart fuͤr<lb/> ihn ſtehen? —</p><lb/> <p>Eines Tags flog ich hinuͤber zu Freund Kluge,<lb/> um zu hoͤren, ob denn mein alter Reiſecumpan<lb/> noch immer nicht zuruͤckkehren wollte, und man<lb/> denke ſich meine Ueberraſchung, als er mir an<lb/> der Hand eines jungen, reizenden Maͤdchens ent¬<lb/> gegentritt, die er mir unter Scherz und Lachen<lb/> als ſeine kuͤnftige Gemahlin vorſtellt. Ich machte<lb/> ihm Vorwuͤrfe, weshalb er gar zu verſchloſſen<lb/> und verſchwiegen gegen mich, ſeinen vertrauten<lb/> Freund, geweſen, allein er erklaͤrte denn bald die<lb/> Sache auf ſeine eigne Weiſe. Der alte Kluge<lb/> iſt mit der halben Welt verwandt, und ich muß te<lb/> oft von Herzen lachen, wenn mein Begleiter<lb/> beinahe in jedem Orte von einiger Bedeutung<lb/> mir einen Vetter nannte, den er doch nothwendig<lb/> beſuchen muͤſſe. Eines Tags kam er auch von<lb/> einer alten Baſe zuruͤck, und zwar ganz im enthu¬<lb/> ſiaſtiſchen Feuer, welches niemand anders, als ein<lb/> allerliebſtes junges Baͤſchen angefacht hatte.<lb/> Ich lachte ihn aus, er machte noch einige Beſuche,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [230/0236]
als ich unſerer lieben Wirthin' eine Haarlocke
meines lieben Frauchens brachte, die ich erſt am
Nachmittage empfangen. Ihm die Sache anzu¬
vertraun, waͤre gegen alle Politik geweſen, denn
wer konnte bei ſeiner feurigen Gemuͤthsart fuͤr
ihn ſtehen? —
Eines Tags flog ich hinuͤber zu Freund Kluge,
um zu hoͤren, ob denn mein alter Reiſecumpan
noch immer nicht zuruͤckkehren wollte, und man
denke ſich meine Ueberraſchung, als er mir an
der Hand eines jungen, reizenden Maͤdchens ent¬
gegentritt, die er mir unter Scherz und Lachen
als ſeine kuͤnftige Gemahlin vorſtellt. Ich machte
ihm Vorwuͤrfe, weshalb er gar zu verſchloſſen
und verſchwiegen gegen mich, ſeinen vertrauten
Freund, geweſen, allein er erklaͤrte denn bald die
Sache auf ſeine eigne Weiſe. Der alte Kluge
iſt mit der halben Welt verwandt, und ich muß te
oft von Herzen lachen, wenn mein Begleiter
beinahe in jedem Orte von einiger Bedeutung
mir einen Vetter nannte, den er doch nothwendig
beſuchen muͤſſe. Eines Tags kam er auch von
einer alten Baſe zuruͤck, und zwar ganz im enthu¬
ſiaſtiſchen Feuer, welches niemand anders, als ein
allerliebſtes junges Baͤſchen angefacht hatte.
Ich lachte ihn aus, er machte noch einige Beſuche,
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