Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.bedeutsam gelegen war, daß ich sehr wünschte, Wir waren kaum zu uns selbst gekommen, 15 *
bedeutſam gelegen war, daß ich ſehr wuͤnſchte, Wir waren kaum zu uns ſelbſt gekommen, 15 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0233" n="227"/> bedeutſam gelegen war, daß ich ſehr wuͤnſchte,<lb/> hier getraut zu werden. Wir fanden in dem<lb/> Prediger einen biedern Greis, der, als Adeline<lb/> ihre Lebensgeſchichte kurz und wahr erzaͤhlt, mit<lb/> Freuden in unſern Wunſch willigte und uns bat,<lb/> einen Tag zu beſtimmen, an dem wir fuͤr immer<lb/> vereinigt ſein wollten. Der Himmel war uns<lb/> guͤnſtig; er woͤlbte ſich blau uͤber ſeiner ſchoͤnen<lb/> Welt, Millionen jauchzten freudig ihr Danklied<lb/> dem Hoͤchſten zu, und in unſer Herz ſenkte ſich<lb/> eine ſuͤßbeklemmende Wehmuth. — Eine Menge<lb/> auf dem Kirchplatze ſpielender Kinder zogen uns<lb/> nach, und waren Zeugen der heiligen Handlung,<lb/> die mir mein edelſtes Gut ſicherte, und als ich<lb/> mit meiner jungen Frau unſere Wohnung erreicht,<lb/> fiel ſie mir ſelig weinend um den Hals, und be¬<lb/> ſchwor mich, fuͤr das ganze Leben treu zu halten,<lb/> was ich ihr in der heiligſten Stunde ihrer Tage<lb/> gelobt.</p><lb/> <p>Wir waren kaum zu uns ſelbſt gekommen,<lb/> als mir ein Brief von meiner ehemaligen Wirthin<lb/> in <hi rendition="#aq">B</hi>. uͤberbracht wurde, die ich ſchriftlich gebeten,<lb/> mir Nachricht zu ertheilen, falls Adelinens Ent¬<lb/> fernung aus dem Kloſter irgend ein Aufſehn<lb/> mache. Sie berichtete nun unter tauſend Seegens¬<lb/> wuͤnſchen, wie die Äbtiſſin uͤber Adelinens<lb/> <fw place="bottom" type="sig">15 *<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [227/0233]
bedeutſam gelegen war, daß ich ſehr wuͤnſchte,
hier getraut zu werden. Wir fanden in dem
Prediger einen biedern Greis, der, als Adeline
ihre Lebensgeſchichte kurz und wahr erzaͤhlt, mit
Freuden in unſern Wunſch willigte und uns bat,
einen Tag zu beſtimmen, an dem wir fuͤr immer
vereinigt ſein wollten. Der Himmel war uns
guͤnſtig; er woͤlbte ſich blau uͤber ſeiner ſchoͤnen
Welt, Millionen jauchzten freudig ihr Danklied
dem Hoͤchſten zu, und in unſer Herz ſenkte ſich
eine ſuͤßbeklemmende Wehmuth. — Eine Menge
auf dem Kirchplatze ſpielender Kinder zogen uns
nach, und waren Zeugen der heiligen Handlung,
die mir mein edelſtes Gut ſicherte, und als ich
mit meiner jungen Frau unſere Wohnung erreicht,
fiel ſie mir ſelig weinend um den Hals, und be¬
ſchwor mich, fuͤr das ganze Leben treu zu halten,
was ich ihr in der heiligſten Stunde ihrer Tage
gelobt.
Wir waren kaum zu uns ſelbſt gekommen,
als mir ein Brief von meiner ehemaligen Wirthin
in B. uͤberbracht wurde, die ich ſchriftlich gebeten,
mir Nachricht zu ertheilen, falls Adelinens Ent¬
fernung aus dem Kloſter irgend ein Aufſehn
mache. Sie berichtete nun unter tauſend Seegens¬
wuͤnſchen, wie die Äbtiſſin uͤber Adelinens
15 *
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