Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.manchen Stunden Adelinens Pfleger sein, und "Jetzt sei es erlaubt," fiel Tina lachend dem manchen Stunden Adelinens Pfleger ſein, und „Jetzt ſei es erlaubt,“ fiel Tina lachend dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0227" n="221"/> manchen Stunden Adelinens Pfleger ſein, und<lb/> wenn dann ein himmliſches Laͤcheln ihres Engel¬<lb/> antlitzes mir Dank ſagte fuͤr das Wenige, was<lb/> ich that, dann fuͤhlte ich mich unwerth, auf das<lb/> Gluͤck meiner Liebe hoffen zu duͤrfen, die ich<lb/> gewiſſermaßen mit einer Untreue erkaufte. Ich<lb/> wuͤnſchte hundertmal, ich haͤtte Adeline nie geſehn,<lb/> oder dieſe Reiſe gemacht, ich flehte den Himmel<lb/> an, mein Herz umzuſchaffen, aber es blieb Alles,<lb/> wie es war, und ich machte mir die bitterſten<lb/> Vorwuͤrfe. Denn wenn ich nun auch frei war,<lb/> und daran dachte, wie Tina vielleicht unter<lb/> Schmerzen und Kaͤmpfen dahin gelangt ſei, mir<lb/> mein Wort zuruͤckzugeben, wie ſie mit der men¬<lb/> ſchenfreundlichſten Großmuth mir begegnete,<lb/> dann verdunkelte ſich Alles vor meinem Blicke,<lb/> und ich ſah in der oͤden Zukunft nichts, als<lb/> ſtarre Bilder!“ —</p><lb/> <p>„Jetzt ſei es erlaubt,“ fiel Tina lachend dem<lb/> Erzaͤhler in die Rede, „jetzt ſei es erlaubt, ein<lb/> Wort einzuſprechen. Vetter Staunitz zeigt uns<lb/> eben, wie ungeheuer eitel die Maͤnner ſind; denn<lb/> aus purer Eitelkeit bildet er ſich ein, ich ſei zum<lb/> Sterben in ihn verliebt, und koͤnne nicht ohne<lb/> ihn leben. Und welche Veraͤnderlichkeit! Am<lb/> Ende wechſelt er noch einmal!“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [221/0227]
manchen Stunden Adelinens Pfleger ſein, und
wenn dann ein himmliſches Laͤcheln ihres Engel¬
antlitzes mir Dank ſagte fuͤr das Wenige, was
ich that, dann fuͤhlte ich mich unwerth, auf das
Gluͤck meiner Liebe hoffen zu duͤrfen, die ich
gewiſſermaßen mit einer Untreue erkaufte. Ich
wuͤnſchte hundertmal, ich haͤtte Adeline nie geſehn,
oder dieſe Reiſe gemacht, ich flehte den Himmel
an, mein Herz umzuſchaffen, aber es blieb Alles,
wie es war, und ich machte mir die bitterſten
Vorwuͤrfe. Denn wenn ich nun auch frei war,
und daran dachte, wie Tina vielleicht unter
Schmerzen und Kaͤmpfen dahin gelangt ſei, mir
mein Wort zuruͤckzugeben, wie ſie mit der men¬
ſchenfreundlichſten Großmuth mir begegnete,
dann verdunkelte ſich Alles vor meinem Blicke,
und ich ſah in der oͤden Zukunft nichts, als
ſtarre Bilder!“ —
„Jetzt ſei es erlaubt,“ fiel Tina lachend dem
Erzaͤhler in die Rede, „jetzt ſei es erlaubt, ein
Wort einzuſprechen. Vetter Staunitz zeigt uns
eben, wie ungeheuer eitel die Maͤnner ſind; denn
aus purer Eitelkeit bildet er ſich ein, ich ſei zum
Sterben in ihn verliebt, und koͤnne nicht ohne
ihn leben. Und welche Veraͤnderlichkeit! Am
Ende wechſelt er noch einmal!“
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