schändliche Vater hatte durch die Äbtissin von deren frühern Verhältnissen zu dem Freiherrn v. Rosen gehört; sie freut sich, Rache an dem un¬ schuldigen Mädchen nehmen zu können, und ver¬ abredet, nachdem sie den elenden Commercienrath auf alle Weise zugesetzt, mit diesem Adelinens Einsperrung in's Kloster, da sie sich in seine Wünsche nicht fügen will. Die rohe Bosheit verräth sich leicht, und so durchschaute die arme Adeline sehr bald den Zusammenhang. Nicht die traurige Aussicht, auf ewig der Welt zu entsagen, die ihr schon seit Jahren trübe und freudenleer vorkam, sondern nur die schändliche, niederträchtige Behandlung der Äbtissin trieb sie aus den Mauren fort, die durch die Elende längst entwürdigt waren.
Wer konnte die wunderhübsche Erzählerin anschaun, ohne im Innersten ergriffen zu werden! Wir hingen mit wahrer Gier an jedem Worte was der kleine Rosenmund unter hundert herab¬ fallenden Thränen sprach, und wenn ich so recht ordentlich daran dachte, daß ich mich vielleicht schon am andern Morgen von Adelinen trennen, sie auf dieser Welt wohl nie, nie wiedersehn sollte, da war mir's, als würde mir das arme, bedrängte Herz mit glühenden Zangen mitten aus der Brust herausgerissen. Der Gedanke
ſchaͤndliche Vater hatte durch die Äbtiſſin von deren fruͤhern Verhaͤltniſſen zu dem Freiherrn v. Roſen gehoͤrt; ſie freut ſich, Rache an dem un¬ ſchuldigen Maͤdchen nehmen zu koͤnnen, und ver¬ abredet, nachdem ſie den elenden Commercienrath auf alle Weiſe zugeſetzt, mit dieſem Adelinens Einſperrung in's Kloſter, da ſie ſich in ſeine Wuͤnſche nicht fuͤgen will. Die rohe Bosheit verraͤth ſich leicht, und ſo durchſchaute die arme Adeline ſehr bald den Zuſammenhang. Nicht die traurige Ausſicht, auf ewig der Welt zu entſagen, die ihr ſchon ſeit Jahren truͤbe und freudenleer vorkam, ſondern nur die ſchaͤndliche, niedertraͤchtige Behandlung der Äbtiſſin trieb ſie aus den Mauren fort, die durch die Elende laͤngſt entwuͤrdigt waren.
Wer konnte die wunderhuͤbſche Erzaͤhlerin anſchaun, ohne im Innerſten ergriffen zu werden! Wir hingen mit wahrer Gier an jedem Worte was der kleine Roſenmund unter hundert herab¬ fallenden Thraͤnen ſprach, und wenn ich ſo recht ordentlich daran dachte, daß ich mich vielleicht ſchon am andern Morgen von Adelinen trennen, ſie auf dieſer Welt wohl nie, nie wiederſehn ſollte, da war mir's, als wuͤrde mir das arme, bedraͤngte Herz mit gluͤhenden Zangen mitten aus der Bruſt herausgeriſſen. Der Gedanke
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ſchaͤndliche Vater hatte durch die Äbtiſſin von
deren fruͤhern Verhaͤltniſſen zu dem Freiherrn v.
Roſen gehoͤrt; ſie freut ſich, Rache an dem un¬
ſchuldigen Maͤdchen nehmen zu koͤnnen, und ver¬
abredet, nachdem ſie den elenden Commercienrath
auf alle Weiſe zugeſetzt, mit dieſem Adelinens
Einſperrung in's Kloſter, da ſie ſich in ſeine
Wuͤnſche nicht fuͤgen will. Die rohe Bosheit
verraͤth ſich leicht, und ſo durchſchaute die arme
Adeline ſehr bald den Zuſammenhang. Nicht die
traurige Ausſicht, auf ewig der Welt zu entſagen,
die ihr ſchon ſeit Jahren truͤbe und freudenleer
vorkam, ſondern nur die ſchaͤndliche, niedertraͤchtige
Behandlung der Äbtiſſin trieb ſie aus den Mauren
fort, die durch die Elende laͤngſt entwuͤrdigt waren.
Wer konnte die wunderhuͤbſche Erzaͤhlerin
anſchaun, ohne im Innerſten ergriffen zu werden!
Wir hingen mit wahrer Gier an jedem Worte
was der kleine Roſenmund unter hundert herab¬
fallenden Thraͤnen ſprach, und wenn ich ſo recht
ordentlich daran dachte, daß ich mich vielleicht
ſchon am andern Morgen von Adelinen trennen,
ſie auf dieſer Welt wohl nie, nie wiederſehn
ſollte, da war mir's, als wuͤrde mir das arme,
bedraͤngte Herz mit gluͤhenden Zangen mitten
aus der Bruſt herausgeriſſen. Der Gedanke
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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/223>, abgerufen am 28.07.2024.
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