Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.im Ramen des Bildes, woran ich gearbeitet, d. h. Um elf Uhr, als die uns von Schwester 14
im Ramen des Bildes, woran ich gearbeitet, d. h. Um elf Uhr, als die uns von Schweſter 14
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0215" n="209"/> im Ramen des Bildes, woran ich gearbeitet, d. h.<lb/> mit dem Schwamme tuͤchtig gewaſchen, und wo<lb/> es noͤthig war, friſche Farben aufgeſetzt hatte,<lb/> ein Streifchen Papier mit wenigen Zeilen von<lb/> Beatas Hand. Sie hatte vor der Äbtiſſin ſich<lb/> mir nicht nahen koͤnnen, aber meinen letzten Brief<lb/> erhalten, worin ich ihr unſere gluͤckliche Pforten¬<lb/> operation gemeldet, und ſie beſtimmte bereits die<lb/> folgende Nacht zur Flucht der armen Adeline.<lb/> Sonderbar war es, daß gerade an demſelben<lb/> Tage die Reſtaurationen zu der Äbtiſſin voͤlliger<lb/> Zufriedenheit beendigt waren. Die alte Dame<lb/> fragte hierauf mit hoͤchſt eigenem Munde, wie<lb/> hoch ſich ihre Schuld belaufe, und ich lachte ihr<lb/> in einer Haare gerade in's Geſicht, als ſie jedem<lb/> von uns, da wir nicht fordern mogten und konnten,<lb/> einen Beutel mit Geld einhaͤndigte. Sie erkun¬<lb/> digte ſich nochmals nach unſern Namen und Ge¬<lb/> burtsort; das arme, eben verlaſſene Italien, mußte<lb/> herhalten, wuͤnſchte dann eine gluͤckliche Reiſe, und<lb/> entließ uns mit einem huldreichen Laͤcheln. Wir<lb/> lachten auch, aber wahrhaftig nur aus Schaden¬<lb/> freude, daß wir die Alte hinter's Licht gefuͤhrt.</p><lb/> <p>Um elf Uhr, als die uns von Schweſter<lb/> Beata bezeichnete Stunde, wartete ich mit Kluge<lb/> an der verwitterten Kloſtermauer; im naͤchſten<lb/> <fw place="bottom" type="sig">14<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [209/0215]
im Ramen des Bildes, woran ich gearbeitet, d. h.
mit dem Schwamme tuͤchtig gewaſchen, und wo
es noͤthig war, friſche Farben aufgeſetzt hatte,
ein Streifchen Papier mit wenigen Zeilen von
Beatas Hand. Sie hatte vor der Äbtiſſin ſich
mir nicht nahen koͤnnen, aber meinen letzten Brief
erhalten, worin ich ihr unſere gluͤckliche Pforten¬
operation gemeldet, und ſie beſtimmte bereits die
folgende Nacht zur Flucht der armen Adeline.
Sonderbar war es, daß gerade an demſelben
Tage die Reſtaurationen zu der Äbtiſſin voͤlliger
Zufriedenheit beendigt waren. Die alte Dame
fragte hierauf mit hoͤchſt eigenem Munde, wie
hoch ſich ihre Schuld belaufe, und ich lachte ihr
in einer Haare gerade in's Geſicht, als ſie jedem
von uns, da wir nicht fordern mogten und konnten,
einen Beutel mit Geld einhaͤndigte. Sie erkun¬
digte ſich nochmals nach unſern Namen und Ge¬
burtsort; das arme, eben verlaſſene Italien, mußte
herhalten, wuͤnſchte dann eine gluͤckliche Reiſe, und
entließ uns mit einem huldreichen Laͤcheln. Wir
lachten auch, aber wahrhaftig nur aus Schaden¬
freude, daß wir die Alte hinter's Licht gefuͤhrt.
Um elf Uhr, als die uns von Schweſter
Beata bezeichnete Stunde, wartete ich mit Kluge
an der verwitterten Kloſtermauer; im naͤchſten
14
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |