hat hier seine Hand im Spiele. Wenn Sie das Mädchen sprechen können, so erzeigen Sie mir einen wahren Liebesdienst, denn seiner Mutter verdanke ich mein ganzes Glück!
Ich theilte die Erzählung der Wirthin meinem Freunde mit; er meinte, dies könne am Ende ein interessantes Abentheuer geben, und wir wollten auf jeden Fall dem alten Kloster einen Besuch abstatten. So fanden wir uns denn regelmäßig zu der dazu bestimmten Stunde am Sprachgitter ein; aber es ließ sich keine Ade¬ line sehn, vielmehr wurde uns gesagt, daß die Einkleidung des armen Kindes bereits in vier Wochen vor sich gehn werde. Zeit war daher nicht zu verlieren, und wir hatten einmal den Kopf darauf gesetzt, doch das Mädchen wenigstens zu sehn. Weshalb die Briefe ihrer Freundin in Rom nicht angekommen waren, ließ sich leicht vermuthen. Einige Tage später erfuhr Kluge, in solchen Dingen überhaupt ein wahrer Glücks¬ pilz, daß die ehrwürdige Äbtissin ein Bild der Klostercapelle wolle restauriren lassen, und daß sie sich lange vergebens nach einem gewandten Künstler umgesehn, welcher der Restaurationskunst gewachsen sei.
hat hier ſeine Hand im Spiele. Wenn Sie das Maͤdchen ſprechen koͤnnen, ſo erzeigen Sie mir einen wahren Liebesdienſt, denn ſeiner Mutter verdanke ich mein ganzes Gluͤck!
Ich theilte die Erzaͤhlung der Wirthin meinem Freunde mit; er meinte, dies koͤnne am Ende ein intereſſantes Abentheuer geben, und wir wollten auf jeden Fall dem alten Kloſter einen Beſuch abſtatten. So fanden wir uns denn regelmaͤßig zu der dazu beſtimmten Stunde am Sprachgitter ein; aber es ließ ſich keine Ade¬ line ſehn, vielmehr wurde uns geſagt, daß die Einkleidung des armen Kindes bereits in vier Wochen vor ſich gehn werde. Zeit war daher nicht zu verlieren, und wir hatten einmal den Kopf darauf geſetzt, doch das Maͤdchen wenigſtens zu ſehn. Weshalb die Briefe ihrer Freundin in Rom nicht angekommen waren, ließ ſich leicht vermuthen. Einige Tage ſpaͤter erfuhr Kluge, in ſolchen Dingen uͤberhaupt ein wahrer Gluͤcks¬ pilz, daß die ehrwuͤrdige Äbtiſſin ein Bild der Kloſtercapelle wolle reſtauriren laſſen, und daß ſie ſich lange vergebens nach einem gewandten Kuͤnſtler umgeſehn, welcher der Reſtaurationskunſt gewachſen ſei.
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hat hier ſeine Hand im Spiele. Wenn Sie das
Maͤdchen ſprechen koͤnnen, ſo erzeigen Sie mir
einen wahren Liebesdienſt, denn ſeiner Mutter
verdanke ich mein ganzes Gluͤck!
Ich theilte die Erzaͤhlung der Wirthin meinem
Freunde mit; er meinte, dies koͤnne am Ende
ein intereſſantes Abentheuer geben, und wir
wollten auf jeden Fall dem alten Kloſter einen
Beſuch abſtatten. So fanden wir uns denn
regelmaͤßig zu der dazu beſtimmten Stunde am
Sprachgitter ein; aber es ließ ſich keine Ade¬
line ſehn, vielmehr wurde uns geſagt, daß die
Einkleidung des armen Kindes bereits in vier
Wochen vor ſich gehn werde. Zeit war daher
nicht zu verlieren, und wir hatten einmal den
Kopf darauf geſetzt, doch das Maͤdchen wenigſtens
zu ſehn. Weshalb die Briefe ihrer Freundin in
Rom nicht angekommen waren, ließ ſich leicht
vermuthen. Einige Tage ſpaͤter erfuhr Kluge,
in ſolchen Dingen uͤberhaupt ein wahrer Gluͤcks¬
pilz, daß die ehrwuͤrdige Äbtiſſin ein Bild der
Kloſtercapelle wolle reſtauriren laſſen, und daß ſie
ſich lange vergebens nach einem gewandten
Kuͤnſtler umgeſehn, welcher der Reſtaurationskunſt
gewachſen ſei.
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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/203>, abgerufen am 28.07.2024.
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