Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.wüßte ich Rath; es ist zwar erst etwas über acht "Also wollen sie mich zu ihr führen, so darf "Immer hin!" sagte Heinrich, und klopfte wuͤßte ich Rath; es iſt zwar erſt etwas uͤber acht „Alſo wollen ſie mich zu ihr fuͤhren, ſo darf „Immer hin!“ ſagte Heinrich, und klopfte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0188" n="182"/> wuͤßte ich Rath; es iſt zwar erſt etwas uͤber acht<lb/> Uhr, aber unſer Tinchen weiſ't uns von ihrer<lb/> Thuͤre nicht ab; kommen Sie!“</p><lb/> <p>„Alſo wollen ſie mich zu ihr fuͤhren, ſo darf<lb/> ich ihr ſagen, wie unendlich ich ſie liebe?“</p><lb/> <p>„Immer hin!“ ſagte Heinrich, und klopfte<lb/> von Außen an Tinas Zimmer. Sie ſteckte<lb/> ſelbſt das Engelkoͤpfchen heraus, ward gluͤhend<lb/> roth, als ſie Blauenſtein gewahrte, und ſah es<lb/> vielleicht herzlich gern, daß Oncle Heinrich dies¬<lb/> mal ſo gut war, und ſich zuruͤckzog. Blauenſtein<lb/> trat in das kleine Heiligthum des ſuͤßen Maͤd¬<lb/> chens, das in braͤutlicher Verwirrung ihr Auge<lb/> nicht zu ihm zu erheben vermogte; er ergriff ihre<lb/> weiche Flaumenhand, und ſah in das blaue,<lb/> ſchmachtende Auge. Die Harpune ſaß, Freund<lb/> Amor war ſein Verbuͤndeter geweſen, und dies<lb/> vielbedeutende Schweigen unterbrechend hob er<lb/> an: „Albertine, theures, heiliggeliebtes Maͤdchen,<lb/> der Gott der Liebe ſelbſt fuͤhrt Sie in meine<lb/> Arme! Darf ich hoffen, da Ihr Herz frei iſt,<lb/> darf ich dem Gedanken Raum geben, Sie mein<lb/> zu nennen? — O ſprich, ſuͤßes Maͤdchen, laß<lb/> mich nicht vergehn in dieſer Angſt!“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [182/0188]
wuͤßte ich Rath; es iſt zwar erſt etwas uͤber acht
Uhr, aber unſer Tinchen weiſ't uns von ihrer
Thuͤre nicht ab; kommen Sie!“
„Alſo wollen ſie mich zu ihr fuͤhren, ſo darf
ich ihr ſagen, wie unendlich ich ſie liebe?“
„Immer hin!“ ſagte Heinrich, und klopfte
von Außen an Tinas Zimmer. Sie ſteckte
ſelbſt das Engelkoͤpfchen heraus, ward gluͤhend
roth, als ſie Blauenſtein gewahrte, und ſah es
vielleicht herzlich gern, daß Oncle Heinrich dies¬
mal ſo gut war, und ſich zuruͤckzog. Blauenſtein
trat in das kleine Heiligthum des ſuͤßen Maͤd¬
chens, das in braͤutlicher Verwirrung ihr Auge
nicht zu ihm zu erheben vermogte; er ergriff ihre
weiche Flaumenhand, und ſah in das blaue,
ſchmachtende Auge. Die Harpune ſaß, Freund
Amor war ſein Verbuͤndeter geweſen, und dies
vielbedeutende Schweigen unterbrechend hob er
an: „Albertine, theures, heiliggeliebtes Maͤdchen,
der Gott der Liebe ſelbſt fuͤhrt Sie in meine
Arme! Darf ich hoffen, da Ihr Herz frei iſt,
darf ich dem Gedanken Raum geben, Sie mein
zu nennen? — O ſprich, ſuͤßes Maͤdchen, laß
mich nicht vergehn in dieſer Angſt!“
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