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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

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und verworrene Träume gaukelten vor seiner
Seele.

Am andern Morgen, er war hell und ungetrübt,
durchzog Oncle Heinrich nach seiner gewohnten
Weise den Park, schaute immerwährend nach dem
Zimmer der jungen Männer, und rief, als dies
nichts fruchtete, Blauensteins Namen. Der letztere
war früh erwacht; er fühlte sich wohl und heiter,
die Sorgen hatte der süße Schlaf verscheucht, und
er folgte auf Heinrichs Ruf in den duftenden
Garten. Tausend junge Blüthen neigten ihr
Haupt dem erquickenden Strahle der Frühsonne
entgegen, und glänzten in den Perlen des Thaus,
der sich wie Diamanten im Lichte spiegelte, und
er hätte einer Grille, denn war es die nicht
eigentlich, da er über Tinas Verhältnisse so viel
als nichts mit Bestimmtheit wußte, er hätte dieser
Grille zum Opfer werden sollen? --

"Sagen Sie, Freund," hob Oncle Heinrich
an, als beide mit einander die Lindenallee erreicht
hatten, in der sich eine Schaar zwitschernder,
lebensheiterer Vögel herumjagten, "sagen Sie,
ist Ihnen nichts Neues bei uns aufgefallen?
Oder hat Vetter Staunitz seinem Herzen schon
Luft gemacht, und Ihnen erzählt?"

und verworrene Traͤume gaukelten vor ſeiner
Seele.

Am andern Morgen, er war hell und ungetruͤbt,
durchzog Oncle Heinrich nach ſeiner gewohnten
Weiſe den Park, ſchaute immerwaͤhrend nach dem
Zimmer der jungen Maͤnner, und rief, als dies
nichts fruchtete, Blauenſteins Namen. Der letztere
war fruͤh erwacht; er fuͤhlte ſich wohl und heiter,
die Sorgen hatte der ſuͤße Schlaf verſcheucht, und
er folgte auf Heinrichs Ruf in den duftenden
Garten. Tauſend junge Bluͤthen neigten ihr
Haupt dem erquickenden Strahle der Fruͤhſonne
entgegen, und glaͤnzten in den Perlen des Thaus,
der ſich wie Diamanten im Lichte ſpiegelte, und
er haͤtte einer Grille, denn war es die nicht
eigentlich, da er uͤber Tinas Verhaͤltniſſe ſo viel
als nichts mit Beſtimmtheit wußte, er haͤtte dieſer
Grille zum Opfer werden ſollen? —

„Sagen Sie, Freund,“ hob Oncle Heinrich
an, als beide mit einander die Lindenallee erreicht
hatten, in der ſich eine Schaar zwitſchernder,
lebensheiterer Voͤgel herumjagten, „ſagen Sie,
iſt Ihnen nichts Neues bei uns aufgefallen?
Oder hat Vetter Staunitz ſeinem Herzen ſchon
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[178/0184] und verworrene Traͤume gaukelten vor ſeiner Seele. Am andern Morgen, er war hell und ungetruͤbt, durchzog Oncle Heinrich nach ſeiner gewohnten Weiſe den Park, ſchaute immerwaͤhrend nach dem Zimmer der jungen Maͤnner, und rief, als dies nichts fruchtete, Blauenſteins Namen. Der letztere war fruͤh erwacht; er fuͤhlte ſich wohl und heiter, die Sorgen hatte der ſuͤße Schlaf verſcheucht, und er folgte auf Heinrichs Ruf in den duftenden Garten. Tauſend junge Bluͤthen neigten ihr Haupt dem erquickenden Strahle der Fruͤhſonne entgegen, und glaͤnzten in den Perlen des Thaus, der ſich wie Diamanten im Lichte ſpiegelte, und er haͤtte einer Grille, denn war es die nicht eigentlich, da er uͤber Tinas Verhaͤltniſſe ſo viel als nichts mit Beſtimmtheit wußte, er haͤtte dieſer Grille zum Opfer werden ſollen? — „Sagen Sie, Freund,“ hob Oncle Heinrich an, als beide mit einander die Lindenallee erreicht hatten, in der ſich eine Schaar zwitſchernder, lebensheiterer Voͤgel herumjagten, „ſagen Sie, iſt Ihnen nichts Neues bei uns aufgefallen? Oder hat Vetter Staunitz ſeinem Herzen ſchon Luft gemacht, und Ihnen erzaͤhlt?“

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Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/184>, abgerufen am 27.11.2024.