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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

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seiner Flötenstimme an, und streichelte dem alten
Herrn mit den weichen Flaumenpatschchen die rauhen
Wangen, daß es unserm Blauenstein ganz brüh¬
heiß um's Herz ward, "Du böses Väterchen! wie
oft haben wir Dich nicht flehendlich gebeten, den
häßlichen Grauschimmel nicht mehr zu reiten!
Jetzt, in diesem mir unvergeßlichen Augenblicke
gelobe mir, das Pferd abzuschaffen, wenigstens es
nicht mehr zu besteigen!"

"Nun, nun, mein Kind," sagte der Vater mit
einem milden Lächlen, und küßte das liebholde
Mädchen auf die blendendweiße Stirn, "beruhige
Dich! Gott hat mich durch diesen jungen Mann
errettet; ich erkenne der Vorsehung Fingerzeig,
und muthwillig mag ich mich in Gefahr nicht
begeben. -- Aber nun, fuhr der Graf fort, und
wandte sich halb gegen seinen jungen Freund, ihn
freundlich, wenn gleich ein wenig vornehm,
anblickend, nun können wir zurückfahren. Der
Herr ist mein Gast, Tina!"

Also Tina hieß sie. Ein Glück, dachte Blauen¬
stein bei sich, daß das Himmelskind den Aufent¬
halt in des Grafen Hause verschönert. Denn er
selbst hat eben nicht ein allzueinladendes Äußere;
sein Benehmen ist höflich, aber stolz und verdammt

ſeiner Floͤtenſtimme an, und ſtreichelte dem alten
Herrn mit den weichen Flaumenpatſchchen die rauhen
Wangen, daß es unſerm Blauenſtein ganz bruͤh¬
heiß um's Herz ward, „Du boͤſes Vaͤterchen! wie
oft haben wir Dich nicht flehendlich gebeten, den
haͤßlichen Grauſchimmel nicht mehr zu reiten!
Jetzt, in dieſem mir unvergeßlichen Augenblicke
gelobe mir, das Pferd abzuſchaffen, wenigſtens es
nicht mehr zu beſteigen!“

„Nun, nun, mein Kind,“ ſagte der Vater mit
einem milden Laͤchlen, und kuͤßte das liebholde
Maͤdchen auf die blendendweiße Stirn, „beruhige
Dich! Gott hat mich durch dieſen jungen Mann
errettet; ich erkenne der Vorſehung Fingerzeig,
und muthwillig mag ich mich in Gefahr nicht
begeben. — Aber nun, fuhr der Graf fort, und
wandte ſich halb gegen ſeinen jungen Freund, ihn
freundlich, wenn gleich ein wenig vornehm,
anblickend, nun koͤnnen wir zuruͤckfahren. Der
Herr iſt mein Gaſt, Tina!“

Alſo Tina hieß ſie. Ein Gluͤck, dachte Blauen¬
ſtein bei ſich, daß das Himmelskind den Aufent¬
halt in des Grafen Hauſe verſchoͤnert. Denn er
ſelbſt hat eben nicht ein allzueinladendes Äußere;
ſein Benehmen iſt hoͤflich, aber ſtolz und verdammt

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[12/0018] ſeiner Floͤtenſtimme an, und ſtreichelte dem alten Herrn mit den weichen Flaumenpatſchchen die rauhen Wangen, daß es unſerm Blauenſtein ganz bruͤh¬ heiß um's Herz ward, „Du boͤſes Vaͤterchen! wie oft haben wir Dich nicht flehendlich gebeten, den haͤßlichen Grauſchimmel nicht mehr zu reiten! Jetzt, in dieſem mir unvergeßlichen Augenblicke gelobe mir, das Pferd abzuſchaffen, wenigſtens es nicht mehr zu beſteigen!“ „Nun, nun, mein Kind,“ ſagte der Vater mit einem milden Laͤchlen, und kuͤßte das liebholde Maͤdchen auf die blendendweiße Stirn, „beruhige Dich! Gott hat mich durch dieſen jungen Mann errettet; ich erkenne der Vorſehung Fingerzeig, und muthwillig mag ich mich in Gefahr nicht begeben. — Aber nun, fuhr der Graf fort, und wandte ſich halb gegen ſeinen jungen Freund, ihn freundlich, wenn gleich ein wenig vornehm, anblickend, nun koͤnnen wir zuruͤckfahren. Der Herr iſt mein Gaſt, Tina!“ Alſo Tina hieß ſie. Ein Gluͤck, dachte Blauen¬ ſtein bei ſich, daß das Himmelskind den Aufent¬ halt in des Grafen Hauſe verſchoͤnert. Denn er ſelbſt hat eben nicht ein allzueinladendes Äußere; ſein Benehmen iſt hoͤflich, aber ſtolz und verdammt

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Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/18>, abgerufen am 23.11.2024.