der laurenden Bosheit; sie war bestimmt rein, schuldlos wie ein Engel der bessern Welt. Aber Gewißheit mußte er haben, und zwar so bald wie möglich. -- Der nothdürftig reparirte Wagen fuhr vor, und in kurzer Zeit war Blumenau er¬ reicht. Blauenstein stieg in der Nähe des Parks aus, befahl seinen Leuten, langsam vorauf zu fahren und ging in den Garten, der von tausend frischen Blüthenkindern prangte und duftete. War nicht im Garten, rechts vom Schlosse jemand? Beinahe eine Figur wie Tina; neben ihr saß ein junger Mann, vielleicht Staunitz; nein, der war es nicht. Himmel, wenn Antönchen doch recht gehabt hätte, denn Tina erhob sich lachend und schäkernd, Blauenstein war unvermerkt näher gekommen, und konnte es ganz deutlich sehn, klopfte dem Menschen die Wangen und, -- ja wahrhaftig, und setzte sich ihm auf den Schooß! Nicht genug, sie schlang den vollen Arm um seinen Nacken, und drückte ihm einen Kuß auf die schwellenden Lippen. Blauenstein war es, als fiele er herab vom Himmel in den Tartarus, sein Auge füllte sich unwillkührlich mit Thränen. Er suchte sich zu fassen und that einen Schritt vorwärts. Was ging es ihn auch an, daß die Comtesse sich so ungemein vergaß, und mit einem jungen Schäfer in der Laube liebelte und kos'te,
der laurenden Bosheit; ſie war beſtimmt rein, ſchuldlos wie ein Engel der beſſern Welt. Aber Gewißheit mußte er haben, und zwar ſo bald wie moͤglich. — Der nothduͤrftig reparirte Wagen fuhr vor, und in kurzer Zeit war Blumenau er¬ reicht. Blauenſtein ſtieg in der Naͤhe des Parks aus, befahl ſeinen Leuten, langſam vorauf zu fahren und ging in den Garten, der von tauſend friſchen Bluͤthenkindern prangte und duftete. War nicht im Garten, rechts vom Schloſſe jemand? Beinahe eine Figur wie Tina; neben ihr ſaß ein junger Mann, vielleicht Staunitz; nein, der war es nicht. Himmel, wenn Antoͤnchen doch recht gehabt haͤtte, denn Tina erhob ſich lachend und ſchaͤkernd, Blauenſtein war unvermerkt naͤher gekommen, und konnte es ganz deutlich ſehn, klopfte dem Menſchen die Wangen und, — ja wahrhaftig, und ſetzte ſich ihm auf den Schooß! Nicht genug, ſie ſchlang den vollen Arm um ſeinen Nacken, und druͤckte ihm einen Kuß auf die ſchwellenden Lippen. Blauenſtein war es, als fiele er herab vom Himmel in den Tartarus, ſein Auge fuͤllte ſich unwillkuͤhrlich mit Thraͤnen. Er ſuchte ſich zu faſſen und that einen Schritt vorwaͤrts. Was ging es ihn auch an, daß die Comteſſe ſich ſo ungemein vergaß, und mit einem jungen Schaͤfer in der Laube liebelte und koſ'te,
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der laurenden Bosheit; ſie war beſtimmt rein,
ſchuldlos wie ein Engel der beſſern Welt. Aber
Gewißheit mußte er haben, und zwar ſo bald
wie moͤglich. — Der nothduͤrftig reparirte Wagen
fuhr vor, und in kurzer Zeit war Blumenau er¬
reicht. Blauenſtein ſtieg in der Naͤhe des Parks
aus, befahl ſeinen Leuten, langſam vorauf zu
fahren und ging in den Garten, der von tauſend
friſchen Bluͤthenkindern prangte und duftete. War
nicht im Garten, rechts vom Schloſſe jemand?
Beinahe eine Figur wie Tina; neben ihr ſaß
ein junger Mann, vielleicht Staunitz; nein, der
war es nicht. Himmel, wenn Antoͤnchen doch
recht gehabt haͤtte, denn Tina erhob ſich lachend
und ſchaͤkernd, Blauenſtein war unvermerkt naͤher
gekommen, und konnte es ganz deutlich ſehn,
klopfte dem Menſchen die Wangen und, — ja
wahrhaftig, und ſetzte ſich ihm auf den Schooß!
Nicht genug, ſie ſchlang den vollen Arm um
ſeinen Nacken, und druͤckte ihm einen Kuß
auf die ſchwellenden Lippen. Blauenſtein war es,
als fiele er herab vom Himmel in den Tartarus,
ſein Auge fuͤllte ſich unwillkuͤhrlich mit Thraͤnen.
Er ſuchte ſich zu faſſen und that einen Schritt
vorwaͤrts. Was ging es ihn auch an, daß die
Comteſſe ſich ſo ungemein vergaß, und mit einem
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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/176>, abgerufen am 27.11.2024.
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