Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.Es blieb nichts übrig, als sich in die Sache Es blieb nichts uͤbrig, als ſich in die Sache <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0170" n="164"/> <p>Es blieb nichts uͤbrig, als ſich in die Sache<lb/> zu finden, und Blauenſtein hoffte auf einer Reiſe<lb/> nach ſeinen Guͤtern den Kummer und die ganze<lb/> aͤrgerliche Geſchichte zu vergeſſen. Der Maͤrz<lb/> war ungewoͤhnlich heiter und anmuthig; der<lb/> Secretair Blum redete zu, und Blauenſtein reiſ'te<lb/> ab. Aber konnte er ſich aus dem Sinne ſchlagen,<lb/> was ihm das Liebſte jetzt war auf dieſer Welt,<lb/> konnte er hineingreifen in das Herz, und Albertinens<lb/> laͤchlendes Liebesbild herausreißen? Sie war, ſie<lb/> blieb ſein einziger Gedanke; ihre Liebenswuͤrdig¬<lb/> keit war eben ſo wenig zu vergeſſen, wie Staunitz<lb/> raͤthſelhaftes Schreiben, und wollte er das ſeinige<lb/> verbeſſern, ſich uͤberhaupt in einem guͤnſtigern<lb/> Lichte zeigen, ſo blieb am Ende nichts uͤbrig,<lb/> als nach Blumenau zu reiſen. Er uͤberlegte hin<lb/> und her; die Adminiſtratoren ſeiner Guͤter, welche<lb/> dem jungen Herrn ihre Huldigung dargebracht,<lb/> wußten ſich in ſein Benehmen nicht zu finden,<lb/> und meinten, in ſeinem Kopfe muͤſſe es nicht<lb/> richtig ſein, aber zu einem Entſchluß zu kommen,<lb/> war ihm rein unmoͤglich. Allen veranſtalteten<lb/> Feſten wohnte er mit der groͤßten Zerſtreuung<lb/> bei, er wußte auf die wohlſtudirten Reden ſeiner<lb/> ihn empfangenden Prediger keine Sylbe zu ſagen,<lb/> weil er ihre kunſtreichen Worte gar nicht gehoͤrt;<lb/> vollends waren alle Eſſereien und Gaſtmaͤhler<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [164/0170]
Es blieb nichts uͤbrig, als ſich in die Sache
zu finden, und Blauenſtein hoffte auf einer Reiſe
nach ſeinen Guͤtern den Kummer und die ganze
aͤrgerliche Geſchichte zu vergeſſen. Der Maͤrz
war ungewoͤhnlich heiter und anmuthig; der
Secretair Blum redete zu, und Blauenſtein reiſ'te
ab. Aber konnte er ſich aus dem Sinne ſchlagen,
was ihm das Liebſte jetzt war auf dieſer Welt,
konnte er hineingreifen in das Herz, und Albertinens
laͤchlendes Liebesbild herausreißen? Sie war, ſie
blieb ſein einziger Gedanke; ihre Liebenswuͤrdig¬
keit war eben ſo wenig zu vergeſſen, wie Staunitz
raͤthſelhaftes Schreiben, und wollte er das ſeinige
verbeſſern, ſich uͤberhaupt in einem guͤnſtigern
Lichte zeigen, ſo blieb am Ende nichts uͤbrig,
als nach Blumenau zu reiſen. Er uͤberlegte hin
und her; die Adminiſtratoren ſeiner Guͤter, welche
dem jungen Herrn ihre Huldigung dargebracht,
wußten ſich in ſein Benehmen nicht zu finden,
und meinten, in ſeinem Kopfe muͤſſe es nicht
richtig ſein, aber zu einem Entſchluß zu kommen,
war ihm rein unmoͤglich. Allen veranſtalteten
Feſten wohnte er mit der groͤßten Zerſtreuung
bei, er wußte auf die wohlſtudirten Reden ſeiner
ihn empfangenden Prediger keine Sylbe zu ſagen,
weil er ihre kunſtreichen Worte gar nicht gehoͤrt;
vollends waren alle Eſſereien und Gaſtmaͤhler
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