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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

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Das Kind war auch offenbar zu wunderhübsch,
und Blauenstein verdiente einigermaßen Entschul¬
digung. Wo blieb Angelika Kaufmanns Früh¬
lingshore! Man hat die Lieblichkeit der Formen
in den Werken dieser Künstlerin oft gerühmt;
hier wurde ihr Ruhm zu Schanden; ihre Hore
war gegen diese Wundergestalt höchstens ein nied¬
liches Kammerkätzchen! Diese brandschwarzen
Ringellocken, dieser blendende Teint, der das zarte
Weiß des Pariser Überröckchens beschämte, der sich
verrätherisch verhüllend um dieses herrlichen Kör¬
pers wellige Formen schmiegte, des jungfräulichen
Busens schneeige Fülle, das über allen Ausdruck
liebliche, kußliche Rosenmündchen, diese mit dem
zartesten Carmin überdufteten Wangen, welche die
scharfe Zugluft des Septembers noch dunkler
geröthet, das wunderbare Feuer der blauen Liebes¬
sterne, der himmelreine Spiegel ihrer Seele, und
gar noch das zum Lachen kleine Füßchen, -- nein,
beschreibe ein anderer diese Schönheiten, kein
Pinsel hat hier Muth, die schwache Feder sinkt
nieder! -- Blauenstein war es, als er in die
Wunderblaue dieses Blickes sah, als fielen die
Schlacken des Irdischen ihm von Herz und Seele,
als veredle sich sein geistiges Innere! --

"Du böses Väterchen," hob das Mädchen mit

Das Kind war auch offenbar zu wunderhuͤbſch,
und Blauenſtein verdiente einigermaßen Entſchul¬
digung. Wo blieb Angelika Kaufmanns Fruͤh¬
lingshore! Man hat die Lieblichkeit der Formen
in den Werken dieſer Kuͤnſtlerin oft geruͤhmt;
hier wurde ihr Ruhm zu Schanden; ihre Hore
war gegen dieſe Wundergeſtalt hoͤchſtens ein nied¬
liches Kammerkaͤtzchen! Dieſe brandſchwarzen
Ringellocken, dieſer blendende Teint, der das zarte
Weiß des Pariſer Überroͤckchens beſchaͤmte, der ſich
verraͤtheriſch verhuͤllend um dieſes herrlichen Koͤr¬
pers wellige Formen ſchmiegte, des jungfraͤulichen
Buſens ſchneeige Fuͤlle, das uͤber allen Ausdruck
liebliche, kußliche Roſenmuͤndchen, dieſe mit dem
zarteſten Carmin uͤberdufteten Wangen, welche die
ſcharfe Zugluft des Septembers noch dunkler
geroͤthet, das wunderbare Feuer der blauen Liebes¬
ſterne, der himmelreine Spiegel ihrer Seele, und
gar noch das zum Lachen kleine Fuͤßchen, — nein,
beſchreibe ein anderer dieſe Schoͤnheiten, kein
Pinſel hat hier Muth, die ſchwache Feder ſinkt
nieder! — Blauenſtein war es, als er in die
Wunderblaue dieſes Blickes ſah, als fielen die
Schlacken des Irdiſchen ihm von Herz und Seele,
als veredle ſich ſein geiſtiges Innere! —

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[11/0017] Das Kind war auch offenbar zu wunderhuͤbſch, und Blauenſtein verdiente einigermaßen Entſchul¬ digung. Wo blieb Angelika Kaufmanns Fruͤh¬ lingshore! Man hat die Lieblichkeit der Formen in den Werken dieſer Kuͤnſtlerin oft geruͤhmt; hier wurde ihr Ruhm zu Schanden; ihre Hore war gegen dieſe Wundergeſtalt hoͤchſtens ein nied¬ liches Kammerkaͤtzchen! Dieſe brandſchwarzen Ringellocken, dieſer blendende Teint, der das zarte Weiß des Pariſer Überroͤckchens beſchaͤmte, der ſich verraͤtheriſch verhuͤllend um dieſes herrlichen Koͤr¬ pers wellige Formen ſchmiegte, des jungfraͤulichen Buſens ſchneeige Fuͤlle, das uͤber allen Ausdruck liebliche, kußliche Roſenmuͤndchen, dieſe mit dem zarteſten Carmin uͤberdufteten Wangen, welche die ſcharfe Zugluft des Septembers noch dunkler geroͤthet, das wunderbare Feuer der blauen Liebes¬ ſterne, der himmelreine Spiegel ihrer Seele, und gar noch das zum Lachen kleine Fuͤßchen, — nein, beſchreibe ein anderer dieſe Schoͤnheiten, kein Pinſel hat hier Muth, die ſchwache Feder ſinkt nieder! — Blauenſtein war es, als er in die Wunderblaue dieſes Blickes ſah, als fielen die Schlacken des Irdiſchen ihm von Herz und Seele, als veredle ſich ſein geiſtiges Innere! — „Du boͤſes Vaͤterchen,“ hob das Maͤdchen mit

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Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/17>, abgerufen am 24.11.2024.