Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.stand vor dem verschlossenen Himmel meiner se¬ Beinahe täglich war ich in der Gesellschaft Einst sagte mir Antonie im Vertraun, es ſtand vor dem verſchloſſenen Himmel meiner ſe¬ Beinahe taͤglich war ich in der Geſellſchaft Einſt ſagte mir Antonie im Vertraun, es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0155" n="149"/> ſtand vor dem verſchloſſenen Himmel meiner ſe¬<lb/> ligſten Freuden!</p><lb/> <p>Beinahe taͤglich war ich in der Geſellſchaft<lb/> Antoniens und ihrer trefflichen Mutter; im<lb/> Daͤmmerſtuͤndchen ſprachen wir, nachdem ich einen<lb/> kurzen Bericht uͤber die Lage meines Prozeſſes<lb/> erſtattet, von der Zukunft, von meinem Gluͤck an<lb/> der Seite des holden Engels, der mich durch<lb/> ſeine Liebe zum reichſten Sterblichen erhob. Das<lb/> herrliche Stammſchloß meiner Ahnen, das mein<lb/> gewiſſenloſer Gegner mit aller gemaͤchlichen Ruhe<lb/> bewohnte, ſollte unſer Sommeraufenthalt werden;<lb/> Antonie durfte dabei niemals fehlen, und in dieſer<lb/> gemuͤthlichen Unterhaltung entſchwand der Abend<lb/> wie auf Fluͤgeln. Jeden Mittwoch regelmaͤßig<lb/> erſchien Marie, und brachte mir der Kuͤſſe ſuͤßeſte<lb/> mit keuſcher Liebe entgegen!</p><lb/> <p>Einſt ſagte mir Antonie im Vertraun, es<lb/> ſchiene ihr, als ſei mir der Freiherr abermals<lb/> auf der Spur, ich moͤge alle moͤgliche Vorſicht<lb/> anwenden. Allein mir kam dies ſehr, unwahr¬<lb/> ſcheinlich vor, und ſorglos uͤberließ ich mich den<lb/> ſtillen, ſeligen Freuden meiner Liebe. Hatte ich<lb/> erſt mein Vermoͤgen wieder erworben, dann war<lb/> mir nicht mehr fuͤr meine Liebe bange, und der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [149/0155]
ſtand vor dem verſchloſſenen Himmel meiner ſe¬
ligſten Freuden!
Beinahe taͤglich war ich in der Geſellſchaft
Antoniens und ihrer trefflichen Mutter; im
Daͤmmerſtuͤndchen ſprachen wir, nachdem ich einen
kurzen Bericht uͤber die Lage meines Prozeſſes
erſtattet, von der Zukunft, von meinem Gluͤck an
der Seite des holden Engels, der mich durch
ſeine Liebe zum reichſten Sterblichen erhob. Das
herrliche Stammſchloß meiner Ahnen, das mein
gewiſſenloſer Gegner mit aller gemaͤchlichen Ruhe
bewohnte, ſollte unſer Sommeraufenthalt werden;
Antonie durfte dabei niemals fehlen, und in dieſer
gemuͤthlichen Unterhaltung entſchwand der Abend
wie auf Fluͤgeln. Jeden Mittwoch regelmaͤßig
erſchien Marie, und brachte mir der Kuͤſſe ſuͤßeſte
mit keuſcher Liebe entgegen!
Einſt ſagte mir Antonie im Vertraun, es
ſchiene ihr, als ſei mir der Freiherr abermals
auf der Spur, ich moͤge alle moͤgliche Vorſicht
anwenden. Allein mir kam dies ſehr, unwahr¬
ſcheinlich vor, und ſorglos uͤberließ ich mich den
ſtillen, ſeligen Freuden meiner Liebe. Hatte ich
erſt mein Vermoͤgen wieder erworben, dann war
mir nicht mehr fuͤr meine Liebe bange, und der
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