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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

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erinnerte sie an das ihr gegebene Versprechen, mit
ihr ein Stündchen im botanischen Garten zuzu¬
bringen. Marie schien unwillkührlich zu erschrecken,
daß sie die Gallerie so plötzlich verlassen solle;
Antonie, dies war der Name ihrer Freundin, deren
Eltern, wie ich mich jetzt genau erinnerte, ich
kannte, schmeichelte aber so süß, und bat so drin¬
gend, daß sich Marie zum Aufbruch entschloß.
Sie flüsterte ihr ein Paar Worte in das Ohr,
erröthete, und sah mich ein wenig von der Seite
an. Noch ehe ich überlegen konnte, was dies zu
bedeuten habe, verkündete der alte Gallerieinspector,
daß die Säle geschlossen würden.

"Siehst Du, meine holde Marie," sagte Antonie
und sah ihrer Freundin in das klare Seelenauge,
"die Stunde hatte geschlagen, und wir dürfen
hier nicht länger weilen!"

Ich bot den Damen meinen Arm, denn das
Gedränge der Menschen ließ nicht ab; vor dem
hohen Portale des Hauses wollte dann Marie
den Wagen erwarten, und mit ihrer Freundin
nach dem botanischen Garten fahren. Aber es
kam kein Wagen; die Damen waren ungeduldig,
und schon entschlossen, zu Fuß die Wanderung
zu unternehmen, als ich einen eleganten Mieths¬

erinnerte ſie an das ihr gegebene Verſprechen, mit
ihr ein Stuͤndchen im botaniſchen Garten zuzu¬
bringen. Marie ſchien unwillkuͤhrlich zu erſchrecken,
daß ſie die Gallerie ſo ploͤtzlich verlaſſen ſolle;
Antonie, dies war der Name ihrer Freundin, deren
Eltern, wie ich mich jetzt genau erinnerte, ich
kannte, ſchmeichelte aber ſo ſuͤß, und bat ſo drin¬
gend, daß ſich Marie zum Aufbruch entſchloß.
Sie fluͤſterte ihr ein Paar Worte in das Ohr,
erroͤthete, und ſah mich ein wenig von der Seite
an. Noch ehe ich uͤberlegen konnte, was dies zu
bedeuten habe, verkuͤndete der alte Gallerieinſpector,
daß die Saͤle geſchloſſen wuͤrden.

„Siehſt Du, meine holde Marie,“ ſagte Antonie
und ſah ihrer Freundin in das klare Seelenauge,
„die Stunde hatte geſchlagen, und wir duͤrfen
hier nicht laͤnger weilen!“

Ich bot den Damen meinen Arm, denn das
Gedraͤnge der Menſchen ließ nicht ab; vor dem
hohen Portale des Hauſes wollte dann Marie
den Wagen erwarten, und mit ihrer Freundin
nach dem botaniſchen Garten fahren. Aber es
kam kein Wagen; die Damen waren ungeduldig,
und ſchon entſchloſſen, zu Fuß die Wanderung
zu unternehmen, als ich einen eleganten Mieths¬

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[136/0142] erinnerte ſie an das ihr gegebene Verſprechen, mit ihr ein Stuͤndchen im botaniſchen Garten zuzu¬ bringen. Marie ſchien unwillkuͤhrlich zu erſchrecken, daß ſie die Gallerie ſo ploͤtzlich verlaſſen ſolle; Antonie, dies war der Name ihrer Freundin, deren Eltern, wie ich mich jetzt genau erinnerte, ich kannte, ſchmeichelte aber ſo ſuͤß, und bat ſo drin¬ gend, daß ſich Marie zum Aufbruch entſchloß. Sie fluͤſterte ihr ein Paar Worte in das Ohr, erroͤthete, und ſah mich ein wenig von der Seite an. Noch ehe ich uͤberlegen konnte, was dies zu bedeuten habe, verkuͤndete der alte Gallerieinſpector, daß die Saͤle geſchloſſen wuͤrden. „Siehſt Du, meine holde Marie,“ ſagte Antonie und ſah ihrer Freundin in das klare Seelenauge, „die Stunde hatte geſchlagen, und wir duͤrfen hier nicht laͤnger weilen!“ Ich bot den Damen meinen Arm, denn das Gedraͤnge der Menſchen ließ nicht ab; vor dem hohen Portale des Hauſes wollte dann Marie den Wagen erwarten, und mit ihrer Freundin nach dem botaniſchen Garten fahren. Aber es kam kein Wagen; die Damen waren ungeduldig, und ſchon entſchloſſen, zu Fuß die Wanderung zu unternehmen, als ich einen eleganten Mieths¬

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Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/142>, abgerufen am 04.12.2024.