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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

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Der sonderbare Mensch rannte fort, und ließ
mich tief in Gedanken allein. Oben an den be¬
zeichneten Fenstern bewegte sich eine Gestalt; sie
öffnete einen Fensterflügel, und ich drückte mich
an eine Seitenmauer. Es war niemand anders,
als Marie; ihre Gestalt konnte ich mit Bestimmt¬
heit unterscheiden, nur ihr liebliches Gesicht war
mit Nacht bedeckt. Hatte ich nicht sehr geirrt,
so entquoll ihrer keuschen Brust ein Seufzer, es
war Alles um mich her in eine Grabesstille ver¬
sunken, es konnte meinem Ohre nichts entgehn.
Gott, wenn sie nicht glücklich wäre, dachte ich
bei mir, und machte eine leise Bewegung. Viel¬
leicht hatte sie mich bemerkt, denn das Fenster
schloß sich, und die liebholde Gestalt kam nicht
wieder zum Vorschein.

Ich suchte in Gedanken versunken meine stille
Wohnung auf.

Der alte Diener meiner Wirthin öffnete mir
mit einem schlaftrunkenen Gesicht, und händigte
mir einen Brief ein, der am Abend noch ange¬
kommen war. Er kam von meinem Schutzpatron
Maiberg, und enthielt die angenehme Neuigkeit,
daß er von meiner Angelegenheit das Beste hoffe.
Jedes sich noch vorfindende Actenstück sollte ich
ihm nur sogleich zusenden, und Muth haben.

Der ſonderbare Menſch rannte fort, und ließ
mich tief in Gedanken allein. Oben an den be¬
zeichneten Fenſtern bewegte ſich eine Geſtalt; ſie
oͤffnete einen Fenſterfluͤgel, und ich druͤckte mich
an eine Seitenmauer. Es war niemand anders,
als Marie; ihre Geſtalt konnte ich mit Beſtimmt¬
heit unterſcheiden, nur ihr liebliches Geſicht war
mit Nacht bedeckt. Hatte ich nicht ſehr geirrt,
ſo entquoll ihrer keuſchen Bruſt ein Seufzer, es
war Alles um mich her in eine Grabesſtille ver¬
ſunken, es konnte meinem Ohre nichts entgehn.
Gott, wenn ſie nicht gluͤcklich waͤre, dachte ich
bei mir, und machte eine leiſe Bewegung. Viel¬
leicht hatte ſie mich bemerkt, denn das Fenſter
ſchloß ſich, und die liebholde Geſtalt kam nicht
wieder zum Vorſchein.

Ich ſuchte in Gedanken verſunken meine ſtille
Wohnung auf.

Der alte Diener meiner Wirthin oͤffnete mir
mit einem ſchlaftrunkenen Geſicht, und haͤndigte
mir einen Brief ein, der am Abend noch ange¬
kommen war. Er kam von meinem Schutzpatron
Maiberg, und enthielt die angenehme Neuigkeit,
daß er von meiner Angelegenheit das Beſte hoffe.
Jedes ſich noch vorfindende Actenſtuͤck ſollte ich
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[133/0139] Der ſonderbare Menſch rannte fort, und ließ mich tief in Gedanken allein. Oben an den be¬ zeichneten Fenſtern bewegte ſich eine Geſtalt; ſie oͤffnete einen Fenſterfluͤgel, und ich druͤckte mich an eine Seitenmauer. Es war niemand anders, als Marie; ihre Geſtalt konnte ich mit Beſtimmt¬ heit unterſcheiden, nur ihr liebliches Geſicht war mit Nacht bedeckt. Hatte ich nicht ſehr geirrt, ſo entquoll ihrer keuſchen Bruſt ein Seufzer, es war Alles um mich her in eine Grabesſtille ver¬ ſunken, es konnte meinem Ohre nichts entgehn. Gott, wenn ſie nicht gluͤcklich waͤre, dachte ich bei mir, und machte eine leiſe Bewegung. Viel¬ leicht hatte ſie mich bemerkt, denn das Fenſter ſchloß ſich, und die liebholde Geſtalt kam nicht wieder zum Vorſchein. Ich ſuchte in Gedanken verſunken meine ſtille Wohnung auf. Der alte Diener meiner Wirthin oͤffnete mir mit einem ſchlaftrunkenen Geſicht, und haͤndigte mir einen Brief ein, der am Abend noch ange¬ kommen war. Er kam von meinem Schutzpatron Maiberg, und enthielt die angenehme Neuigkeit, daß er von meiner Angelegenheit das Beſte hoffe. Jedes ſich noch vorfindende Actenſtuͤck ſollte ich ihm nur ſogleich zuſenden, und Muth haben.

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Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/139>, abgerufen am 04.12.2024.