Beym ersten Anblick siehet man dieses niedliche, kleine Aepfelchen für eine Kirsche an, sowohl wegen sei- ner prächtigen Röthe, als auch seiner Herzkirschen- Größe und bey seinem langen rothen Stiel. Eigentlich aber hat er die Gestalt eines Calvillen. Seine Blume ist nur wenig eingesenkt, und verliert er bald gegen seine Zeitigung hin die vertrockneten Blumenblättchen ganz. Um die Blume erheben sich flache Rippchen, die sich auch über die Frucht verbreiten. Der über 1 Zoll lange, zarte, oft ganz rothe Stiel stehet in einer schönen, nicht tie- fen cylindrischen Höhle. -- Die Schale ist glänzend, überaus schön carmosinroth, das sich auf der Schatten- seite ins Gelbe verlieret, stark besonnte aber sind ganz roth. Genau betrachtet, entdeckt man auf der Schale einen feinen blauen Duft, wie die Calvillen haben. Da- bey ist sie mit schönen weißen Puncten übersäet; wovon aber viele so fein sind, daß man sie kaum bemerkt, an- dere aber groß und deutlich sich zeigen. -- Das Fleisch ist gelblichweiß, vest, sehr saftig, aber sauer, und gibt nur mit Wein und Zucker gestoft, einen Leckerbissen.
Zierbäume ꝛc. Taf. 25.
A. Aus der Aepfel-Familie.
Tafel 25.
1. Der Kirſch-Apfel. Fig. 1
Beym erſten Anblick ſiehet man dieſes niedliche, kleine Aepfelchen für eine Kirſche an, ſowohl wegen ſei- ner prächtigen Röthe, als auch ſeiner Herzkirſchen- Größe und bey ſeinem langen rothen Stiel. Eigentlich aber hat er die Geſtalt eines Calvillen. Seine Blume iſt nur wenig eingeſenkt, und verliert er bald gegen ſeine Zeitigung hin die vertrockneten Blumenblättchen ganz. Um die Blume erheben ſich flache Rippchen, die ſich auch über die Frucht verbreiten. Der über 1 Zoll lange, zarte, oft ganz rothe Stiel ſtehet in einer ſchönen, nicht tie- fen cylindriſchen Höhle. — Die Schale iſt glänzend, überaus ſchön carmoſinroth, das ſich auf der Schatten- ſeite ins Gelbe verlieret, ſtark beſonnte aber ſind ganz roth. Genau betrachtet, entdeckt man auf der Schale einen feinen blauen Duft, wie die Calvillen haben. Da- bey iſt ſie mit ſchönen weißen Puncten überſäet; wovon aber viele ſo fein ſind, daß man ſie kaum bemerkt, an- dere aber groß und deutlich ſich zeigen. — Das Fleiſch iſt gelblichweiß, veſt, ſehr ſaftig, aber ſauer, und gibt nur mit Wein und Zucker geſtoft, einen Leckerbiſſen.
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Zierbäume ꝛc. Taf. 25.
A. Aus der Aepfel-Familie.
Tafel 25.
1. Der Kirſch-Apfel. Fig. 1
Beym erſten Anblick ſiehet man dieſes niedliche,
kleine Aepfelchen für eine Kirſche an, ſowohl wegen ſei-
ner prächtigen Röthe, als auch ſeiner Herzkirſchen-
Größe und bey ſeinem langen rothen Stiel. Eigentlich
aber hat er die Geſtalt eines Calvillen. Seine Blume
iſt nur wenig eingeſenkt, und verliert er bald gegen ſeine
Zeitigung hin die vertrockneten Blumenblättchen ganz.
Um die Blume erheben ſich flache Rippchen, die ſich auch
über die Frucht verbreiten. Der über 1 Zoll lange, zarte,
oft ganz rothe Stiel ſtehet in einer ſchönen, nicht tie-
fen cylindriſchen Höhle. — Die Schale iſt glänzend,
überaus ſchön carmoſinroth, das ſich auf der Schatten-
ſeite ins Gelbe verlieret, ſtark beſonnte aber ſind ganz
roth. Genau betrachtet, entdeckt man auf der Schale
einen feinen blauen Duft, wie die Calvillen haben. Da-
bey iſt ſie mit ſchönen weißen Puncten überſäet; wovon
aber viele ſo fein ſind, daß man ſie kaum bemerkt, an-
dere aber groß und deutlich ſich zeigen. — Das Fleiſch
iſt gelblichweiß, veſt, ſehr ſaftig, aber ſauer, und gibt
nur mit Wein und Zucker geſtoft, einen Leckerbiſſen.
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Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/701>, abgerufen am 23.11.2024.
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