Die Mispeln sind zwar auch keine Leckerbissen unter den Obstfrüchten, haben aber doch ihre Liebhaber, und sind nicht ohne Nutzen. Man kann ihnen auch einen Raum im Obstgarten gönnen, zumal da sie auch eine schattige Lage vertragen. Zum frischen Genuß sind sie blos tauglich, wenn sie eine Zeitlang gelegen haben, und teig und braun geworden sind, da sie alsdann eben den Geschmack, wie die Speierlinge haben. Sehr vorzüglich aber sind sie zum Cyder, wenn sie frisch vom Baum weg unter die Aepfel, und zwar unter die ge- pfropften Aepfel etwa zum dritten Theil gekeltert werden. Ob schon ihr Saft an sich strenge und rau ist, so theilen sie doch dem Aepfelwein viel Stärke und Feuer mit, machen ihn helle und schön von Farbe, machen ihn halt- bar, und leisten eben die Dienste, wie die Speierlinge, wovon hernach.
Der Mispelbaum hat eben den Wuchs, wie der Quittenbaum, und ist von Natur zwergartig. Man kann ihm aber auch einen ganz hübschen Schaft und
Die Miſpeln. Neflier.
Die Miſpeln ſind zwar auch keine Leckerbiſſen unter den Obſtfrüchten, haben aber doch ihre Liebhaber, und ſind nicht ohne Nutzen. Man kann ihnen auch einen Raum im Obſtgarten gönnen, zumal da ſie auch eine ſchattige Lage vertragen. Zum friſchen Genuß ſind ſie blos tauglich, wenn ſie eine Zeitlang gelegen haben, und teig und braun geworden ſind, da ſie alsdann eben den Geſchmack, wie die Speierlinge haben. Sehr vorzüglich aber ſind ſie zum Cyder, wenn ſie friſch vom Baum weg unter die Aepfel, und zwar unter die ge- pfropften Aepfel etwa zum dritten Theil gekeltert werden. Ob ſchon ihr Saft an ſich ſtrenge und rau iſt, ſo theilen ſie doch dem Aepfelwein viel Stärke und Feuer mit, machen ihn helle und ſchön von Farbe, machen ihn halt- bar, und leiſten eben die Dienſte, wie die Speierlinge, wovon hernach.
Der Miſpelbaum hat eben den Wuchs, wie der Quittenbaum, und iſt von Natur zwergartig. Man kann ihm aber auch einen ganz hübſchen Schaft und
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Die Miſpeln. Neflier.
Die Miſpeln ſind zwar auch keine Leckerbiſſen
unter den Obſtfrüchten, haben aber doch ihre Liebhaber,
und ſind nicht ohne Nutzen. Man kann ihnen auch
einen Raum im Obſtgarten gönnen, zumal da ſie auch
eine ſchattige Lage vertragen. Zum friſchen Genuß ſind
ſie blos tauglich, wenn ſie eine Zeitlang gelegen haben,
und teig und braun geworden ſind, da ſie alsdann eben
den Geſchmack, wie die Speierlinge haben. Sehr
vorzüglich aber ſind ſie zum Cyder, wenn ſie friſch vom
Baum weg unter die Aepfel, und zwar unter die ge-
pfropften Aepfel etwa zum dritten Theil gekeltert werden.
Ob ſchon ihr Saft an ſich ſtrenge und rau iſt, ſo theilen
ſie doch dem Aepfelwein viel Stärke und Feuer mit,
machen ihn helle und ſchön von Farbe, machen ihn halt-
bar, und leiſten eben die Dienſte, wie die Speierlinge,
wovon hernach.
Der Miſpelbaum hat eben den Wuchs, wie
der Quittenbaum, und iſt von Natur zwergartig. Man
kann ihm aber auch einen ganz hübſchen Schaft und
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Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/686>, abgerufen am 22.11.2024.
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