Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Classification der Birnen.
sie sich in butterhafte und schmelzende, in zartfleischige,
in krachende oder hartfleischige etc. von selbst unterscheiden.
Die Ausnahme, die bisweilen ein ungünstiges Jahr
macht, da einige Sorten weniger schmackhaft und schmel-
zend, von geringerem Parfüm, oder steinigter, sandiger,
trockener etc. werden, thut hier nichts zur Sache. --
Doch gibt es einige Sorten, die nach ihrer Vegetation
und nach ihren Früchten auffallende und deutliche Fami-
liencharaktere haben, als: die Pomeranzenbirnen,
die Bergamotten und die Russeletten, die dem-
nach wohl besondere Classen ausmachen können. --

Auch stunde ich lange an, ob wir nicht bey der
Classification nach dem Geschmack die Muskateller-
Birnen zu einer besondern Classe ordnen sollten? - -
Allein da die Gradation dieses Parfüms sich sehr ins
Weite erstrecket, und gleichsam die Nüancen desselben,
wie die Farben sich in einander verlieren, wir aber nach
dem muthmaßlichen Wohlgefallen der allermeisten Obst-
und Gartenfreunde unser System, so viel thunlich, zu
vereinfachen suchen, so wollten wir lieber diese Sorten
nach dem übrigen Gehalt und Beschaffenheit ihres Flei-
sches denen Classen einverleiben, wozu sie sich eignen,
indem es sonst unvermeidliche Verwirrung machen würde.
Denn wie viele Sorten haben wir aus allen Classen,
die müskirt heißen? - - Beurre musque, Bergamotte
musque, Rousselet musque, Orange musque, Bon
Chretien musque etc.
nicht zu gedenken, daß die mei-
sten Russeletten, Pomeranzenbirnen etc. einen
Bisam- und Muskateller-Geschmack haben.

Jedoch haben wir am Schluß der Birnen einen

Claſſification der Birnen.
ſie ſich in butterhafte und ſchmelzende, in zartfleiſchige,
in krachende oder hartfleiſchige ꝛc. von ſelbſt unterſcheiden.
Die Ausnahme, die bisweilen ein ungünſtiges Jahr
macht, da einige Sorten weniger ſchmackhaft und ſchmel-
zend, von geringerem Parfüm, oder ſteinigter, ſandiger,
trockener ꝛc. werden, thut hier nichts zur Sache. —
Doch gibt es einige Sorten, die nach ihrer Vegetation
und nach ihren Früchten auffallende und deutliche Fami-
liencharaktere haben, als: die Pomeranzenbirnen,
die Bergamotten und die Ruſſeletten, die dem-
nach wohl beſondere Claſſen ausmachen können. —

Auch ſtunde ich lange an, ob wir nicht bey der
Claſſification nach dem Geſchmack die Muskateller-
Birnen zu einer beſondern Claſſe ordnen ſollten? - -
Allein da die Gradation dieſes Parfüms ſich ſehr ins
Weite erſtrecket, und gleichſam die Nüancen deſſelben,
wie die Farben ſich in einander verlieren, wir aber nach
dem muthmaßlichen Wohlgefallen der allermeiſten Obſt-
und Gartenfreunde unſer Syſtem, ſo viel thunlich, zu
vereinfachen ſuchen, ſo wollten wir lieber dieſe Sorten
nach dem übrigen Gehalt und Beſchaffenheit ihres Flei-
ſches denen Claſſen einverleiben, wozu ſie ſich eignen,
indem es ſonſt unvermeidliche Verwirrung machen würde.
Denn wie viele Sorten haben wir aus allen Claſſen,
die müskirt heißen? - - Beurré musqué, Bergamotte
musqué, Rousselet musqué, Orange musqué, Bon
Chretien musqué ꝛc.
nicht zu gedenken, daß die mei-
ſten Ruſſeletten, Pomeranzenbirnen ꝛc. einen
Biſam- und Muskateller-Geſchmack haben.

Jedoch haben wir am Schluß der Birnen einen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0431" n="383"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Cla&#x017F;&#x017F;ification der Birnen</hi>.</fw><lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich in butterhafte und &#x017F;chmelzende, in zartflei&#x017F;chige,<lb/>
in krachende oder hartflei&#x017F;chige &#xA75B;c. von &#x017F;elb&#x017F;t unter&#x017F;cheiden.<lb/>
Die Ausnahme, die bisweilen ein ungün&#x017F;tiges Jahr<lb/>
macht, da einige Sorten weniger &#x017F;chmackhaft und &#x017F;chmel-<lb/>
zend, von geringerem Parfüm, oder &#x017F;teinigter, &#x017F;andiger,<lb/>
trockener &#xA75B;c. werden, thut hier nichts zur Sache. &#x2014;<lb/>
Doch gibt es einige Sorten, die nach ihrer Vegetation<lb/>
und nach ihren Früchten auffallende und deutliche Fami-<lb/>
liencharaktere haben, als: die <hi rendition="#g">Pomeranzenbirnen</hi>,<lb/>
die <hi rendition="#g">Bergamotten</hi> und die <hi rendition="#g">Ru&#x017F;&#x017F;eletten</hi>, die dem-<lb/>
nach wohl be&#x017F;ondere Cla&#x017F;&#x017F;en ausmachen können. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Auch &#x017F;tunde ich lange an, ob wir nicht bey der<lb/>
Cla&#x017F;&#x017F;ification nach dem Ge&#x017F;chmack die <hi rendition="#g">Muskateller</hi>-<lb/><hi rendition="#g">Birnen</hi> zu einer be&#x017F;ondern Cla&#x017F;&#x017F;e ordnen &#x017F;ollten? - -<lb/>
Allein da die Gradation die&#x017F;es Parfüms &#x017F;ich &#x017F;ehr ins<lb/>
Weite er&#x017F;trecket, und gleich&#x017F;am die Nüancen de&#x017F;&#x017F;elben,<lb/>
wie die Farben &#x017F;ich in einander verlieren, wir aber nach<lb/>
dem muthmaßlichen Wohlgefallen der allermei&#x017F;ten Ob&#x017F;t-<lb/>
und Gartenfreunde un&#x017F;er Sy&#x017F;tem, &#x017F;o viel thunlich, zu<lb/>
vereinfachen &#x017F;uchen, &#x017F;o wollten wir lieber die&#x017F;e Sorten<lb/>
nach dem übrigen Gehalt und Be&#x017F;chaffenheit ihres Flei-<lb/>
&#x017F;ches denen Cla&#x017F;&#x017F;en einverleiben, wozu &#x017F;ie &#x017F;ich eignen,<lb/>
indem es &#x017F;on&#x017F;t unvermeidliche Verwirrung machen würde.<lb/>
Denn wie viele Sorten haben wir aus <hi rendition="#g">allen</hi> Cla&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
die <hi rendition="#g">müskirt</hi> heißen? - - <hi rendition="#aq">Beurré musqué, Bergamotte<lb/>
musqué, Rousselet musqué, Orange musqué, Bon<lb/>
Chretien musqué &#xA75B;c.</hi> nicht zu gedenken, daß die mei-<lb/>
&#x017F;ten <hi rendition="#g">Ru&#x017F;&#x017F;eletten</hi>, <hi rendition="#g">Pomeranzenbirnen</hi> &#xA75B;c. einen<lb/>
Bi&#x017F;am- und Muskateller-Ge&#x017F;chmack haben.</p><lb/>
          <p>Jedoch haben wir am Schluß der Birnen einen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383/0431] Claſſification der Birnen. ſie ſich in butterhafte und ſchmelzende, in zartfleiſchige, in krachende oder hartfleiſchige ꝛc. von ſelbſt unterſcheiden. Die Ausnahme, die bisweilen ein ungünſtiges Jahr macht, da einige Sorten weniger ſchmackhaft und ſchmel- zend, von geringerem Parfüm, oder ſteinigter, ſandiger, trockener ꝛc. werden, thut hier nichts zur Sache. — Doch gibt es einige Sorten, die nach ihrer Vegetation und nach ihren Früchten auffallende und deutliche Fami- liencharaktere haben, als: die Pomeranzenbirnen, die Bergamotten und die Ruſſeletten, die dem- nach wohl beſondere Claſſen ausmachen können. — Auch ſtunde ich lange an, ob wir nicht bey der Claſſification nach dem Geſchmack die Muskateller- Birnen zu einer beſondern Claſſe ordnen ſollten? - - Allein da die Gradation dieſes Parfüms ſich ſehr ins Weite erſtrecket, und gleichſam die Nüancen deſſelben, wie die Farben ſich in einander verlieren, wir aber nach dem muthmaßlichen Wohlgefallen der allermeiſten Obſt- und Gartenfreunde unſer Syſtem, ſo viel thunlich, zu vereinfachen ſuchen, ſo wollten wir lieber dieſe Sorten nach dem übrigen Gehalt und Beſchaffenheit ihres Flei- ſches denen Claſſen einverleiben, wozu ſie ſich eignen, indem es ſonſt unvermeidliche Verwirrung machen würde. Denn wie viele Sorten haben wir aus allen Claſſen, die müskirt heißen? - - Beurré musqué, Bergamotte musqué, Rousselet musqué, Orange musqué, Bon Chretien musqué ꝛc. nicht zu gedenken, daß die mei- ſten Ruſſeletten, Pomeranzenbirnen ꝛc. einen Biſam- und Muskateller-Geſchmack haben. Jedoch haben wir am Schluß der Birnen einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/431
Zitationshilfe: Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/431>, abgerufen am 22.11.2024.