lichen Befruchtung etc. gleichsam bewirken: die immer neuen Entdeckungen, die wir bey Belauschung der Natur in ihrer geheimnißvollen und verborgenen Werk- stätte machen, und tausend Vergnügungen, die unser Auge, unsern Geruch, unsern Geschmack, unser Herz [er]götzen, entreißen solches dem Hang zu lärmenden oder sonst vorüberrauschenden eitlen und nichtsbedeu- tenden, blos sinnlichen Ergötzlichkeiten, stimmen es zu höhern, unserem Geiste würdigern Betrachtungen: ge- wöhnen es an den Geschmack einer uns öfters so nö- thigen Einsamkeit: veredlen das Herz, machen es leut- seliger, wohlthätiger, ja erheben es zur Gottheit empor. Die Scenen der Natur, die keine mühsame Kenntnisse erfordern, ihre Schönheiten fühlbar zu machen, erfüllen das Herz mit weit rührendern, edlernund beruhigendern Vergnügungen, als tausend andere Zerstreuungen des Geistes, die ihn nie sättigen; und es ist kein Wunder, daß von jeher die Vorstellungen von Glück und Zu- friedenheit einen Garten zum Bilde nahmen. Das Paradies selbst, der erste glückselige Aufenthalt un- serer Stammältern war der Garten Eden. Mu- hameds paradiesische Gärten, alles, was der Hei- den Götterlehre und die Dichtkunst etc. zur Wohnung
Vorbericht.
lichen Befruchtung ꝛc. gleichſam bewirken: die immer neuen Entdeckungen, die wir bey Belauſchung der Natur in ihrer geheimnißvollen und verborgenen Werk- ſtätte machen, und tauſend Vergnügungen, die unſer Auge, unſern Geruch, unſern Geſchmack, unſer Herz [er]götzen, entreißen ſolches dem Hang zu lärmenden oder ſonſt vorüberrauſchenden eitlen und nichtsbedeu- tenden, blos ſinnlichen Ergötzlichkeiten, ſtimmen es zu höhern, unſerem Geiſte würdigern Betrachtungen: ge- wöhnen es an den Geſchmack einer uns öfters ſo nö- thigen Einſamkeit: veredlen das Herz, machen es leut- ſeliger, wohlthätiger, ja erheben es zur Gottheit empor. Die Scenen der Natur, die keine mühſame Kenntniſſe erfordern, ihre Schönheiten fühlbar zu machen, erfüllen das Herz mit weit rührendern, edlernund beruhigendern Vergnügungen, als tauſend andere Zerſtreuungen des Geiſtes, die ihn nie ſättigen; und es iſt kein Wunder, daß von jeher die Vorſtellungen von Glück und Zu- friedenheit einen Garten zum Bilde nahmen. Das Paradies ſelbſt, der erſte glückſelige Aufenthalt un- ſerer Stammältern war der Garten Eden. Mu- hameds paradieſiſche Gärten, alles, was der Hei- den Götterlehre und die Dichtkunſt ꝛc. zur Wohnung
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[XVI/0016]
Vorbericht.
lichen Befruchtung ꝛc. gleichſam bewirken: die immer
neuen Entdeckungen, die wir bey Belauſchung der
Natur in ihrer geheimnißvollen und verborgenen Werk-
ſtätte machen, und tauſend Vergnügungen, die unſer
Auge, unſern Geruch, unſern Geſchmack, unſer Herz
ergötzen, entreißen ſolches dem Hang zu lärmenden
oder ſonſt vorüberrauſchenden eitlen und nichtsbedeu-
tenden, blos ſinnlichen Ergötzlichkeiten, ſtimmen es zu
höhern, unſerem Geiſte würdigern Betrachtungen: ge-
wöhnen es an den Geſchmack einer uns öfters ſo nö-
thigen Einſamkeit: veredlen das Herz, machen es leut-
ſeliger, wohlthätiger, ja erheben es zur Gottheit empor.
Die Scenen der Natur, die keine mühſame Kenntniſſe
erfordern, ihre Schönheiten fühlbar zu machen, erfüllen
das Herz mit weit rührendern, edlernund beruhigendern
Vergnügungen, als tauſend andere Zerſtreuungen des
Geiſtes, die ihn nie ſättigen; und es iſt kein Wunder,
daß von jeher die Vorſtellungen von Glück und Zu-
friedenheit einen Garten zum Bilde nahmen. Das
Paradies ſelbſt, der erſte glückſelige Aufenthalt un-
ſerer Stammältern war der Garten Eden. Mu-
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Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. XVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/16>, abgerufen am 21.11.2024.
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