Empfindung von der Empfindung gemeiner Din- ge nicht weiter unterschieden. Beyde können nur obenhin, oder auch im Gegentheil mit vieler Auf- mercksamkeit und gelehrt angesehen werden.
§. 39. Viele Geschichte betreffen nicht eintzelne, son- dern gantze Hauffen Cörper.
Wenn man mit einem eintzeln Cörper zu thun hat, so wird sich bey Beobachtung seiner Veränderungen und Begebenheiten, und mithin auch bey denen daraus fliessenden Erzehlungen fast gar keine Schwierigkeit finden. Sind ja welche, so entstehen sie aus der Beschaffenheit und dem Zustande des Zuschauers; welche am gehörigen Orte genau sollen bemercket werden. Allein diese Begebenheiten eintzelner Cörper ma- chen nur einen Theil der Begebenheiten der cör- perlichen Dinge aus. Denn ein nicht geringer Theil derselben betreffen nicht eintzelne Cörper, sondern einen gantzen Hauffen: als, daß die Bäu- me in einem gewissen Striche von Raupen abge- fressen werden: daß die Flüsse eines Landes zu ei- ner gewissen Zeit hoch angelauffen sind. Die Vorstellung eines Hauffens, das ist, einer un- gezehlten Menge ähnlicher Dinge, ist im gemei- nen Leben eine alltäglich und stündlich vorkommen- de, auch gantz bekannte Sache: die aber in der Philosophie und Vernunfftlehre gar nicht bemerckt zu werden pfleget: weil man da gemeiniglich sein Absehen nur auf abstracte Wissenschafften gerich- tet hat; welche nicht mit Hauffen, sondern mit
Arten
Zweytes Capitel,
Empfindung von der Empfindung gemeiner Din- ge nicht weiter unterſchieden. Beyde koͤnnen nur obenhin, oder auch im Gegentheil mit vieler Auf- merckſamkeit und gelehrt angeſehen werden.
§. 39. Viele Geſchichte betreffen nicht eintzelne, ſon- dern gantze Hauffen Coͤrper.
Wenn man mit einem eintzeln Coͤrper zu thun hat, ſo wird ſich bey Beobachtung ſeiner Veraͤnderungen und Begebenheiten, und mithin auch bey denen daraus flieſſenden Erzehlungen faſt gar keine Schwierigkeit finden. Sind ja welche, ſo entſtehen ſie aus der Beſchaffenheit und dem Zuſtande des Zuſchauers; welche am gehoͤrigen Orte genau ſollen bemercket werden. Allein dieſe Begebenheiten eintzelner Coͤrper ma- chen nur einen Theil der Begebenheiten der coͤr- perlichen Dinge aus. Denn ein nicht geringer Theil derſelben betreffen nicht eintzelne Coͤrper, ſondern einen gantzen Hauffen: als, daß die Baͤu- me in einem gewiſſen Striche von Raupen abge- freſſen werden: daß die Fluͤſſe eines Landes zu ei- ner gewiſſen Zeit hoch angelauffen ſind. Die Vorſtellung eines Hauffens, das iſt, einer un- gezehlten Menge aͤhnlicher Dinge, iſt im gemei- nen Leben eine alltaͤglich und ſtuͤndlich vorkommen- de, auch gantz bekannte Sache: die aber in der Philoſophie und Vernunfftlehre gar nicht bemerckt zu werden pfleget: weil man da gemeiniglich ſein Abſehen nur auf abſtracte Wiſſenſchafften gerich- tet hat; welche nicht mit Hauffen, ſondern mit
Arten
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Zweytes Capitel,
Empfindung von der Empfindung gemeiner Din-
ge nicht weiter unterſchieden. Beyde koͤnnen nur
obenhin, oder auch im Gegentheil mit vieler Auf-
merckſamkeit und gelehrt angeſehen werden.
§. 39.
Viele Geſchichte betreffen nicht eintzelne, ſon-
dern gantze Hauffen Coͤrper.
Wenn man mit einem eintzeln Coͤrper zu
thun hat, ſo wird ſich bey Beobachtung ſeiner
Veraͤnderungen und Begebenheiten, und mithin
auch bey denen daraus flieſſenden Erzehlungen
faſt gar keine Schwierigkeit finden. Sind ja
welche, ſo entſtehen ſie aus der Beſchaffenheit
und dem Zuſtande des Zuſchauers; welche am
gehoͤrigen Orte genau ſollen bemercket werden.
Allein dieſe Begebenheiten eintzelner Coͤrper ma-
chen nur einen Theil der Begebenheiten der coͤr-
perlichen Dinge aus. Denn ein nicht geringer
Theil derſelben betreffen nicht eintzelne Coͤrper,
ſondern einen gantzen Hauffen: als, daß die Baͤu-
me in einem gewiſſen Striche von Raupen abge-
freſſen werden: daß die Fluͤſſe eines Landes zu ei-
ner gewiſſen Zeit hoch angelauffen ſind. Die
Vorſtellung eines Hauffens, das iſt, einer un-
gezehlten Menge aͤhnlicher Dinge, iſt im gemei-
nen Leben eine alltaͤglich und ſtuͤndlich vorkommen-
de, auch gantz bekannte Sache: die aber in der
Philoſophie und Vernunfftlehre gar nicht bemerckt
zu werden pfleget: weil man da gemeiniglich ſein
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tet hat; welche nicht mit Hauffen, ſondern mit
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/88>, abgerufen am 13.11.2024.
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