Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.Zweytes Capitel, es desto mehr Abwechselung: indem jede Kunstund Uebung, derer unzehlige sind, eine besondere Art der Bewegung erfordert. Mithin entstehen aus diesen Arten der cörperlichen Veränderungen auch so viele Arten der Begebenheiten (§. 3. C. 1.) und der Geschichte (§. 16. C. 1.) von Cörpern, die hernach durch Erzehlungen zu einem Theile der Historie werden (§. 16. 17. C. 1.). §. 34. Die innerlichen Begebenheiten werden nach ihren Würckungen benennet. Bey lebendigen Cörpern ist man gewohnt die einerley
Zweytes Capitel, es deſto mehr Abwechſelung: indem jede Kunſtund Uebung, derer unzehlige ſind, eine beſondere Art der Bewegung erfordert. Mithin entſtehen aus dieſen Arten der coͤrperlichen Veraͤnderungen auch ſo viele Arten der Begebenheiten (§. 3. C. 1.) und der Geſchichte (§. 16. C. 1.) von Coͤrpern, die hernach durch Erzehlungen zu einem Theile der Hiſtorie werden (§. 16. 17. C. 1.). §. 34. Die innerlichen Begebenheiten werden nach ihren Wuͤrckungen benennet. Bey lebendigen Coͤrpern iſt man gewohnt die einerley
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0084" n="48"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweytes Capitel,</hi></fw><lb/> es deſto mehr Abwechſelung: indem jede <hi rendition="#fr">Kunſt</hi><lb/> und Uebung, derer unzehlige ſind, eine beſondere<lb/> Art der Bewegung erfordert. Mithin entſtehen<lb/> aus dieſen Arten der coͤrperlichen Veraͤnderungen<lb/> auch ſo viele Arten der <hi rendition="#fr">Begebenheiten</hi> (§. 3. C. 1.)<lb/> und der <hi rendition="#fr">Geſchichte</hi> (§. 16. C. 1.) von Coͤrpern,<lb/> die hernach durch Erzehlungen zu einem Theile<lb/> der Hiſtorie werden (§. 16. 17. C. 1.).</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 34.<lb/> Die innerlichen Begebenheiten werden nach<lb/> ihren Wuͤrckungen benennet.</head><lb/> <p>Bey lebendigen Coͤrpern iſt man gewohnt die<lb/> meiſten Handlungen und Veraͤnderungen, nicht<lb/> ſowohl darnach zu rechnen, was in der <hi rendition="#fr">handeln-<lb/> den</hi> Sache ſelbſt vorgehet; als darnach was die-<lb/> ſelbe <hi rendition="#fr">wuͤrcket,</hi> oder auſſer ſich hervorbringet,<lb/> und hervorbringen will. Z. E. der Wolff friſt<lb/> das Schaaf, man ſchieſt <hi rendition="#aq">breche,</hi> man bauet ei-<lb/> ne Kirche. Man ſiehet nehmlich die Sache auf<lb/> der Seite an, wo ſie am meiſten in die <hi rendition="#fr">Sinne<lb/> faͤllt,</hi> oder auch, woran uns am <hi rendition="#fr">meiſten ge-<lb/> legen</hi> iſt. Nun faͤllet uns bey vielen Sachen der<lb/> Effect, oder das hervorgebrachte Werck am mei-<lb/> ſten in die Sinne; und daher wird auch die Be-<lb/> nennung genommen. Z. E. Apelles mahlet ei-<lb/> nen Kriegsgott: ſeine Handlung iſt eigentlich die<lb/> Bewegung ſeiner Finger, die den Pinſel fuͤhren:<lb/> diß aber faͤllt viel weniger in die Augen, als der<lb/> nach und nach entſtehende Mars. Wir benen-<lb/> nen alſo von ihm die Handlung des Mahlers.<lb/> Beym <hi rendition="#aq">breche</hi> ſchieſſen wuͤrde es vor die Canoniers<lb/> <fw place="bottom" type="catch">einerley</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0084]
Zweytes Capitel,
es deſto mehr Abwechſelung: indem jede Kunſt
und Uebung, derer unzehlige ſind, eine beſondere
Art der Bewegung erfordert. Mithin entſtehen
aus dieſen Arten der coͤrperlichen Veraͤnderungen
auch ſo viele Arten der Begebenheiten (§. 3. C. 1.)
und der Geſchichte (§. 16. C. 1.) von Coͤrpern,
die hernach durch Erzehlungen zu einem Theile
der Hiſtorie werden (§. 16. 17. C. 1.).
§. 34.
Die innerlichen Begebenheiten werden nach
ihren Wuͤrckungen benennet.
Bey lebendigen Coͤrpern iſt man gewohnt die
meiſten Handlungen und Veraͤnderungen, nicht
ſowohl darnach zu rechnen, was in der handeln-
den Sache ſelbſt vorgehet; als darnach was die-
ſelbe wuͤrcket, oder auſſer ſich hervorbringet,
und hervorbringen will. Z. E. der Wolff friſt
das Schaaf, man ſchieſt breche, man bauet ei-
ne Kirche. Man ſiehet nehmlich die Sache auf
der Seite an, wo ſie am meiſten in die Sinne
faͤllt, oder auch, woran uns am meiſten ge-
legen iſt. Nun faͤllet uns bey vielen Sachen der
Effect, oder das hervorgebrachte Werck am mei-
ſten in die Sinne; und daher wird auch die Be-
nennung genommen. Z. E. Apelles mahlet ei-
nen Kriegsgott: ſeine Handlung iſt eigentlich die
Bewegung ſeiner Finger, die den Pinſel fuͤhren:
diß aber faͤllt viel weniger in die Augen, als der
nach und nach entſtehende Mars. Wir benen-
nen alſo von ihm die Handlung des Mahlers.
Beym breche ſchieſſen wuͤrde es vor die Canoniers
einerley
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |