Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweytes Capitel,
pen Wachs, Bley, Thon u. s. w. Was aber die
Alten von der Materie lehreten, daß es kleine
Theilgen, oder kleine Cörper gebe, welche sich
völlig einander ähnlich wären, ist eine Einbildung,
welche aus Vermischung der Physick und Meta-
physick entstanden ist.

§. 31.
Verschiedene Arten der Seiten.

Weil ein Cörper viele Seiten hat (§. 16.):
so kan es geschehen, daß eine davon die mehreste
Abwechselung in der Gestalt der Theile in sich ent-
hält. Diese Seite pfleget man die fördere Sei-
te,
oder von forne zu nennen: die entgegen ge-
setzte aber von hinten. Bey Cörpern, die kei-
ne merckliche Dicke haben, nennet man es die
rechte und lincke Seite. Es ist wohl an dem,
daß, wenn wir uns in gemeinen Worten aus-
drucken wollten, man sagen müste: von forne,
oder die rechte Seite sey die, welche die meiste
Schönheit hat; allein unsere gegebene Erklärung
hanget mit andern philosophischen Begriffen ge-
nauer zusammen, und wird daher billig vorge-
zogen.

§. 32.
Unzehlige Seiten eines Cörpers.

Jn der Geometrie werden die leichtesten Ar-
ten der Figuren in natürlicher Ordnung erkläret,
wie dieselben immer mehr und mehr Seiten ha-
ben: diese uns beywohnenden allgemeinen Begrif-
fe machen, daß wir auch denen uns vorkommen-
den eintzeln Cörpern eine gewisse Anzahl, als

4. 6. 10.

Zweytes Capitel,
pen Wachs, Bley, Thon u. ſ. w. Was aber die
Alten von der Materie lehreten, daß es kleine
Theilgen, oder kleine Coͤrper gebe, welche ſich
voͤllig einander aͤhnlich waͤren, iſt eine Einbildung,
welche aus Vermiſchung der Phyſick und Meta-
phyſick entſtanden iſt.

§. 31.
Verſchiedene Arten der Seiten.

Weil ein Coͤrper viele Seiten hat (§. 16.):
ſo kan es geſchehen, daß eine davon die mehreſte
Abwechſelung in der Geſtalt der Theile in ſich ent-
haͤlt. Dieſe Seite pfleget man die foͤrdere Sei-
te,
oder von forne zu nennen: die entgegen ge-
ſetzte aber von hinten. Bey Coͤrpern, die kei-
ne merckliche Dicke haben, nennet man es die
rechte und lincke Seite. Es iſt wohl an dem,
daß, wenn wir uns in gemeinen Worten aus-
drucken wollten, man ſagen muͤſte: von forne,
oder die rechte Seite ſey die, welche die meiſte
Schoͤnheit hat; allein unſere gegebene Erklaͤrung
hanget mit andern philoſophiſchen Begriffen ge-
nauer zuſammen, und wird daher billig vorge-
zogen.

§. 32.
Unzehlige Seiten eines Coͤrpers.

Jn der Geometrie werden die leichteſten Ar-
ten der Figuren in natuͤrlicher Ordnung erklaͤret,
wie dieſelben immer mehr und mehr Seiten ha-
ben: dieſe uns beywohnenden allgemeinen Begrif-
fe machen, daß wir auch denen uns vorkommen-
den eintzeln Coͤrpern eine gewiſſe Anzahl, als

4. 6. 10.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0082" n="46"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweytes Capitel,</hi></fw><lb/>
pen Wachs, Bley, Thon u. &#x017F;. w. Was aber die<lb/>
Alten von der Materie lehreten, daß es kleine<lb/>
Theilgen, oder kleine Co&#x0364;rper gebe, welche &#x017F;ich<lb/>
vo&#x0364;llig einander a&#x0364;hnlich wa&#x0364;ren, i&#x017F;t eine Einbildung,<lb/>
welche aus Vermi&#x017F;chung der Phy&#x017F;ick und Meta-<lb/>
phy&#x017F;ick ent&#x017F;tanden i&#x017F;t.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 31.<lb/>
Ver&#x017F;chiedene Arten der Seiten.</head><lb/>
          <p>Weil ein Co&#x0364;rper viele Seiten hat (§. 16.):<lb/>
&#x017F;o kan es ge&#x017F;chehen, daß eine davon die mehre&#x017F;te<lb/>
Abwech&#x017F;elung in der Ge&#x017F;talt der Theile in &#x017F;ich ent-<lb/>
ha&#x0364;lt. Die&#x017F;e Seite pfleget man die <hi rendition="#fr">fo&#x0364;rdere Sei-<lb/>
te,</hi> oder <hi rendition="#fr">von forne</hi> zu nennen: die entgegen ge-<lb/>
&#x017F;etzte aber <hi rendition="#fr">von hinten.</hi> Bey Co&#x0364;rpern, die kei-<lb/>
ne merckliche Dicke haben, nennet man es die<lb/><hi rendition="#fr">rechte</hi> und <hi rendition="#fr">lincke</hi> Seite. Es i&#x017F;t wohl an dem,<lb/>
daß, wenn wir uns in gemeinen Worten aus-<lb/>
drucken wollten, man &#x017F;agen mu&#x0364;&#x017F;te: <hi rendition="#fr">von forne,</hi><lb/>
oder die rechte Seite &#x017F;ey die, welche die mei&#x017F;te<lb/>
Scho&#x0364;nheit hat; allein un&#x017F;ere gegebene Erkla&#x0364;rung<lb/>
hanget mit andern philo&#x017F;ophi&#x017F;chen Begriffen ge-<lb/>
nauer zu&#x017F;ammen, und wird daher billig vorge-<lb/>
zogen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 32.<lb/>
Unzehlige Seiten eines Co&#x0364;rpers.</head><lb/>
          <p>Jn der Geometrie werden die leichte&#x017F;ten Ar-<lb/>
ten der Figuren in natu&#x0364;rlicher Ordnung erkla&#x0364;ret,<lb/>
wie die&#x017F;elben immer mehr und mehr Seiten ha-<lb/>
ben: die&#x017F;e uns beywohnenden allgemeinen Begrif-<lb/>
fe machen, daß wir auch denen uns vorkommen-<lb/>
den <hi rendition="#fr">eintzeln</hi> Co&#x0364;rpern eine <hi rendition="#fr">gewi&#x017F;&#x017F;e Anzahl,</hi> als<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">4. 6. 10.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0082] Zweytes Capitel, pen Wachs, Bley, Thon u. ſ. w. Was aber die Alten von der Materie lehreten, daß es kleine Theilgen, oder kleine Coͤrper gebe, welche ſich voͤllig einander aͤhnlich waͤren, iſt eine Einbildung, welche aus Vermiſchung der Phyſick und Meta- phyſick entſtanden iſt. §. 31. Verſchiedene Arten der Seiten. Weil ein Coͤrper viele Seiten hat (§. 16.): ſo kan es geſchehen, daß eine davon die mehreſte Abwechſelung in der Geſtalt der Theile in ſich ent- haͤlt. Dieſe Seite pfleget man die foͤrdere Sei- te, oder von forne zu nennen: die entgegen ge- ſetzte aber von hinten. Bey Coͤrpern, die kei- ne merckliche Dicke haben, nennet man es die rechte und lincke Seite. Es iſt wohl an dem, daß, wenn wir uns in gemeinen Worten aus- drucken wollten, man ſagen muͤſte: von forne, oder die rechte Seite ſey die, welche die meiſte Schoͤnheit hat; allein unſere gegebene Erklaͤrung hanget mit andern philoſophiſchen Begriffen ge- nauer zuſammen, und wird daher billig vorge- zogen. §. 32. Unzehlige Seiten eines Coͤrpers. Jn der Geometrie werden die leichteſten Ar- ten der Figuren in natuͤrlicher Ordnung erklaͤret, wie dieſelben immer mehr und mehr Seiten ha- ben: dieſe uns beywohnenden allgemeinen Begrif- fe machen, daß wir auch denen uns vorkommen- den eintzeln Coͤrpern eine gewiſſe Anzahl, als 4. 6. 10.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/82
Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/82>, abgerufen am 13.11.2024.