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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

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Erstes Capitel,
Denn so ist 1. gewiß, daß vom Aristotele an bis
auf die jetzigen Zeiten, in der Vernunfftlehre
hauptsächlich auf das Lehrgebäude der allgemei-
nen
Wahrheiten gesehen worden; wie solches or-
dentlich und gründlich eingerichtet werden möchte;
und daher ist darinnen von der Beschaffenheit der
historischen Erkentniß kein ausführlicher Unter-
richt, ja fast nicht die geringste Nachricht gegeben
worden; als welches nach dem Zustande der alten
Philosophie nicht einmahl möglich war. 2. Es
hat auch unser Lehrsatz nicht die Meinung, daß
die bisherige Verfassung der Vernunfftlehre ge-
ändert, und diese Abhandlung, die wir vor uns
nehmen, mit jener vermengt werden solle. Selbst
diese Wissenschafft setzet die Logick im bisherigen
Umfange genommen, voraus: nicht allein, daß
man durch dieselbe geschickt werde, die Beweise
in dieser Kunst besser zu fassen; sondern sie legt
auch die Begriffe und Sätze der Vernunfftlehre
zum Grunde: indem fast alles, was in der histo-
rischen Erkentniß künstlich, und denen Menschen
vor den Thieren eigen ist, aus der allgemeinen
Erkentniß herrühret; mit welcher wir schon ver-
sehen seyn müssen, wenn wir geschickte Zuschauer
der vorgehenden Veränderungen, Begebenhei-
ten und Geschichte abgeben wollen.

§. 40.
2. Anmerckung.

Es ist aber nichts gantz neues, daß man sich
einen weitläufftigern Begriff von der Vernunfft-
lehre
macht, als sich unsere Vorfahren gemacht

haben.

Erſtes Capitel,
Denn ſo iſt 1. gewiß, daß vom Ariſtotele an bis
auf die jetzigen Zeiten, in der Vernunfftlehre
hauptſaͤchlich auf das Lehrgebaͤude der allgemei-
nen
Wahrheiten geſehen worden; wie ſolches or-
dentlich und gruͤndlich eingerichtet werden moͤchte;
und daher iſt darinnen von der Beſchaffenheit der
hiſtoriſchen Erkentniß kein ausfuͤhrlicher Unter-
richt, ja faſt nicht die geringſte Nachricht gegeben
worden; als welches nach dem Zuſtande der alten
Philoſophie nicht einmahl moͤglich war. 2. Es
hat auch unſer Lehrſatz nicht die Meinung, daß
die bisherige Verfaſſung der Vernunfftlehre ge-
aͤndert, und dieſe Abhandlung, die wir vor uns
nehmen, mit jener vermengt werden ſolle. Selbſt
dieſe Wiſſenſchafft ſetzet die Logick im bisherigen
Umfange genommen, voraus: nicht allein, daß
man durch dieſelbe geſchickt werde, die Beweiſe
in dieſer Kunſt beſſer zu faſſen; ſondern ſie legt
auch die Begriffe und Saͤtze der Vernunfftlehre
zum Grunde: indem faſt alles, was in der hiſto-
riſchen Erkentniß kuͤnſtlich, und denen Menſchen
vor den Thieren eigen iſt, aus der allgemeinen
Erkentniß herruͤhret; mit welcher wir ſchon ver-
ſehen ſeyn muͤſſen, wenn wir geſchickte Zuſchauer
der vorgehenden Veraͤnderungen, Begebenhei-
ten und Geſchichte abgeben wollen.

§. 40.
2. Anmerckung.

Es iſt aber nichts gantz neues, daß man ſich
einen weitlaͤufftigern Begriff von der Vernunfft-
lehre
macht, als ſich unſere Vorfahren gemacht

haben.
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[26/0062] Erſtes Capitel, Denn ſo iſt 1. gewiß, daß vom Ariſtotele an bis auf die jetzigen Zeiten, in der Vernunfftlehre hauptſaͤchlich auf das Lehrgebaͤude der allgemei- nen Wahrheiten geſehen worden; wie ſolches or- dentlich und gruͤndlich eingerichtet werden moͤchte; und daher iſt darinnen von der Beſchaffenheit der hiſtoriſchen Erkentniß kein ausfuͤhrlicher Unter- richt, ja faſt nicht die geringſte Nachricht gegeben worden; als welches nach dem Zuſtande der alten Philoſophie nicht einmahl moͤglich war. 2. Es hat auch unſer Lehrſatz nicht die Meinung, daß die bisherige Verfaſſung der Vernunfftlehre ge- aͤndert, und dieſe Abhandlung, die wir vor uns nehmen, mit jener vermengt werden ſolle. Selbſt dieſe Wiſſenſchafft ſetzet die Logick im bisherigen Umfange genommen, voraus: nicht allein, daß man durch dieſelbe geſchickt werde, die Beweiſe in dieſer Kunſt beſſer zu faſſen; ſondern ſie legt auch die Begriffe und Saͤtze der Vernunfftlehre zum Grunde: indem faſt alles, was in der hiſto- riſchen Erkentniß kuͤnſtlich, und denen Menſchen vor den Thieren eigen iſt, aus der allgemeinen Erkentniß herruͤhret; mit welcher wir ſchon ver- ſehen ſeyn muͤſſen, wenn wir geſchickte Zuſchauer der vorgehenden Veraͤnderungen, Begebenhei- ten und Geſchichte abgeben wollen. §. 40. 2. Anmerckung. Es iſt aber nichts gantz neues, daß man ſich einen weitlaͤufftigern Begriff von der Vernunfft- lehre macht, als ſich unſere Vorfahren gemacht haben.

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Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/62>, abgerufen am 13.11.2024.