Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.von zukünfftigen Dingen. Bienen durchaus unglücklich: Woraus dennohne Zweifel mehrmahlen die Sorge und Frage ent- standen: Ob man auch ietzo, mit denen angeschaff- ten Bienenkörben glücklich seyn werde. Das vermeinte Unglück ist aber offt nur ein bestän- diges Versehen, welches ein Gelehrter, wie Reau- mur, offt gar bald entdecken würde. Zu auspi- ciis nimmt man nur seine Zuflucht, weil man sich sonsten gar nicht zu helffen, ja nicht einmahl zu rathen weiß. Guten Rath aber muß man wenigstens allezeit bey Gelehrten finden. §. 20. Zumahl unerforschliche Dinge. Ohngeachtet alles in der Welt zufällig ist, Völ-
von zukuͤnfftigen Dingen. Bienen durchaus ungluͤcklich: Woraus dennohne Zweifel mehrmahlen die Sorge und Frage ent- ſtanden: Ob man auch ietzo, mit denen angeſchaff- ten Bienenkoͤrben gluͤcklich ſeyn werde. Das vermeinte Ungluͤck iſt aber offt nur ein beſtaͤn- diges Verſehen, welches ein Gelehrter, wie Reau- mur, offt gar bald entdecken wuͤrde. Zu auſpi- ciis nimmt man nur ſeine Zuflucht, weil man ſich ſonſten gar nicht zu helffen, ja nicht einmahl zu rathen weiß. Guten Rath aber muß man wenigſtens allezeit bey Gelehrten finden. §. 20. Zumahl unerforſchliche Dinge. Ohngeachtet alles in der Welt zufaͤllig iſt, Voͤl-
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von zukuͤnfftigen Dingen.
Bienen durchaus ungluͤcklich: Woraus denn
ohne Zweifel mehrmahlen die Sorge und Frage ent-
ſtanden: Ob man auch ietzo, mit denen angeſchaff-
ten Bienenkoͤrben gluͤcklich ſeyn werde. Das
vermeinte Ungluͤck iſt aber offt nur ein beſtaͤn-
diges Verſehen, welches ein Gelehrter, wie Reau-
mur, offt gar bald entdecken wuͤrde. Zu auſpi-
ciis nimmt man nur ſeine Zuflucht, weil man ſich
ſonſten gar nicht zu helffen, ja nicht einmahl zu
rathen weiß. Guten Rath aber muß man
wenigſtens allezeit bey Gelehrten finden.
§. 20.
Zumahl unerforſchliche Dinge.
Ohngeachtet alles in der Welt zufaͤllig iſt,
ſo hat man doch ſchon laͤngſt gewiſſe Dinge vor
anderen contingentes genennet. Das ſollen nun
wohl Sachen ſeyn, die weder von unſerer Ein-
richtung noch auch von unſerer Einſicht abhangen.
Die man alſo nicht eher wiſſen kan, bis ſie wuͤrck-
lich da ſind, oder hoͤchſtens nur kurtz vorher.
Man ſollte ſie lieber unerforſchliche zukuͤnf-
tige Dinge, als contingentia nennen. Derglei-
chen Dinge ſind: Das menſchliche Lebensziel:
Wind und Wetter auf einer langen Reiſe: Erb-
ſchafften und Succeſſiones, wo noch viele vor uns
ſind. Wiewohl es auch Sachen giebt, die vor
unerforſchlich gehalten werden, ob ſie es gleich nicht
ſind. Vor einem barbariſchen Feldherrn iſt ein
unerforſchlicher Zufall, daß bey der Bataille eine
Sonnenfinſterniß einfaͤllt: Da es bey cultivirten
Voͤl-
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