Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.Zwölfftes Capitel, Nachläßigkeit, und Ungeschicklichkeit in der Aus-führung hinzu kommen: Und jeder doch ein Ge- schäffte, wegen des beglückten Fortgangs unter- nimmt; so haben sich die Menschen zu allen Zei- ten, wegen des Fortgangs ihrer Geschäffte sehr ge- ängstiget. An statt nun sich zu bescheiden, daß der. Ausgang eines zumahl langweiligen Geschäff- tes, nicht untrüglich zu erkennen ist; und an statt sich zu bemühen, die angeführten Hindernisse, so viel möglich aus dem Wege zu räumen; haben sie sich öffters nur mit der angenehmen Hoffnung eines glücklichen Ausgangs zu unterhalten gesucht. Daraus sind nun die Auguria und tausend andere Arten von Zeichendeutereyen entstanden, daran zwar noch viele Menschen hangen, und jederzeit hangen werden, die aber doch in der wahren Er- kentniß zukünfftiger Dinge, vor nichts an- ders als vor notiones deceptrices und Hirnge- spinste können angenommen werden. Ausser daß die wahre Religion, solche Zeichendeutereyen ver- beut, so wird nunmehro auch die Begierde dar- nach, und mithin die vermeynte Nothwendigkeit derselben, durch die Gelehrten, und derer stär- ckere Anzahl vermindert. Denn bey diesen kan man 1. sich Raths erholen, wenn man selbst nichts von der Sache einsiehet (§. 13.) 2. man kan bey ihnen, wenn die Sache schlecht abgelauffen, mei- stens die Ursach erfahren, und also 3. wenn es durch ein Versehen geschehe, dieselben durch ihre Leh- ren künffrig hin vermeyden lernen. So hat man sonsten offt geglaubt, dieser oder jener wäre mit Bienen
Zwoͤlfftes Capitel, Nachlaͤßigkeit, und Ungeſchicklichkeit in der Aus-fuͤhrung hinzu kommen: Und jeder doch ein Ge- ſchaͤffte, wegen des begluͤckten Fortgangs unter- nimmt; ſo haben ſich die Menſchen zu allen Zei- ten, wegen des Fortgangs ihrer Geſchaͤffte ſehr ge- aͤngſtiget. An ſtatt nun ſich zu beſcheiden, daß der. Ausgang eines zumahl langweiligen Geſchaͤff- tes, nicht untruͤglich zu erkennen iſt; und an ſtatt ſich zu bemuͤhen, die angefuͤhrten Hinderniſſe, ſo viel moͤglich aus dem Wege zu raͤumen; haben ſie ſich oͤffters nur mit der angenehmen Hoffnung eines gluͤcklichen Ausgangs zu unterhalten geſucht. Daraus ſind nun die Auguria und tauſend andere Arten von Zeichendeutereyen entſtanden, daran zwar noch viele Menſchen hangen, und jederzeit hangen werden, die aber doch in der wahren Er- kentniß zukuͤnfftiger Dinge, vor nichts an- ders als vor notiones deceptrices und Hirnge- ſpinſte koͤnnen angenommen werden. Auſſer daß die wahre Religion, ſolche Zeichendeutereyen ver- beut, ſo wird nunmehro auch die Begierde dar- nach, und mithin die vermeynte Nothwendigkeit derſelben, durch die Gelehrten, und derer ſtaͤr- ckere Anzahl vermindert. Denn bey dieſen kan man 1. ſich Raths erholen, wenn man ſelbſt nichts von der Sache einſiehet (§. 13.) 2. man kan bey ihnen, wenn die Sache ſchlecht abgelauffen, mei- ſtens die Urſach erfahren, und alſo 3. wenn es durch ein Verſehen geſchehe, dieſelben durch ihre Leh- ren kuͤnffrig hin vermeyden lernen. So hat man ſonſten offt geglaubt, dieſer oder jener waͤre mit Bienen
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Zwoͤlfftes Capitel,
Nachlaͤßigkeit, und Ungeſchicklichkeit in der Aus-
fuͤhrung hinzu kommen: Und jeder doch ein Ge-
ſchaͤffte, wegen des begluͤckten Fortgangs unter-
nimmt; ſo haben ſich die Menſchen zu allen Zei-
ten, wegen des Fortgangs ihrer Geſchaͤffte ſehr ge-
aͤngſtiget. An ſtatt nun ſich zu beſcheiden, daß
der. Ausgang eines zumahl langweiligen Geſchaͤff-
tes, nicht untruͤglich zu erkennen iſt; und an ſtatt
ſich zu bemuͤhen, die angefuͤhrten Hinderniſſe, ſo
viel moͤglich aus dem Wege zu raͤumen; haben
ſie ſich oͤffters nur mit der angenehmen Hoffnung
eines gluͤcklichen Ausgangs zu unterhalten geſucht.
Daraus ſind nun die Auguria und tauſend andere
Arten von Zeichendeutereyen entſtanden, daran
zwar noch viele Menſchen hangen, und jederzeit
hangen werden, die aber doch in der wahren Er-
kentniß zukuͤnfftiger Dinge, vor nichts an-
ders als vor notiones deceptrices und Hirnge-
ſpinſte koͤnnen angenommen werden. Auſſer daß
die wahre Religion, ſolche Zeichendeutereyen ver-
beut, ſo wird nunmehro auch die Begierde dar-
nach, und mithin die vermeynte Nothwendigkeit
derſelben, durch die Gelehrten, und derer ſtaͤr-
ckere Anzahl vermindert. Denn bey dieſen kan
man 1. ſich Raths erholen, wenn man ſelbſt nichts
von der Sache einſiehet (§. 13.) 2. man kan bey
ihnen, wenn die Sache ſchlecht abgelauffen, mei-
ſtens die Urſach erfahren, und alſo 3. wenn es durch
ein Verſehen geſchehe, dieſelben durch ihre Leh-
ren kuͤnffrig hin vermeyden lernen. So hat man
ſonſten offt geglaubt, dieſer oder jener waͤre mit
Bienen
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