das allemahl erfolgen müste, was wir uns zu thun und zu erhalten vorgesetzt haben; sondern die gött- liche Vorsehung hat es also geordnet, daß doch öff- ters, und (wenn man genau zusammen rechnen wollte) die meisten mahle die Sachen nach unserm Willen und Erwarten erfolgen: und die meisten Anschläge ihren Fortgang haben: nur daß man sich in der Ausführung beständig nach den Umständen richten muß, welche man in jedem Zeitpunckte für sich siehet.
§. 9. Die Decken übers zukünfftige.
Daß aber unser Vorhersehen und Beschlüssen in unsern eigenen Sachen, die wir doch unter allen Dingen am besten wissen, auch öffters seinen Fort- gang und Erfüllung nicht hat, kommt daher 1. weil wir uns offt von dem gegenwärtigen falsche Be- griffe machen, und also einen üblen Grund zur Erfin- dung des zukünfftigen legen. 2. Jn den Sachen selbst, die wir vor uns haben, ist viel verborgenes, welches so gut seine Folgen haben muß, als das, was wir von den gegenwärtigen Umständen wissen. Wie kans also anders seyn, als daß vieles wider unser Er- warten entstehen muß. 3. Ereignen sich Zufälle, oder äusserliche Begebenheiten, auf welche wir bey un- sern Anschlägen ohnmöglich haben rechnen können, welche gleichwohl unser Vorhaben vereiteln.
§. 10.
B b 2
von zukuͤnfftigen Dingen.
das allemahl erfolgen muͤſte, was wir uns zu thun und zu erhalten vorgeſetzt haben; ſondern die goͤtt- liche Vorſehung hat es alſo geordnet, daß doch oͤff- ters, und (wenn man genau zuſammen rechnen wollte) die meiſten mahle die Sachen nach unſerm Willen und Erwarten erfolgen: und die meiſten Anſchlaͤge ihren Fortgang haben: nur daß man ſich in der Ausfuͤhrung beſtaͤndig nach den Umſtaͤnden richten muß, welche man in jedem Zeitpunckte fuͤr ſich ſiehet.
§. 9. Die Decken uͤbers zukuͤnfftige.
Daß aber unſer Vorherſehen und Beſchluͤſſen in unſern eigenen Sachen, die wir doch unter allen Dingen am beſten wiſſen, auch oͤffters ſeinen Fort- gang und Erfuͤllung nicht hat, kommt daher 1. weil wir uns offt von dem gegenwaͤrtigen falſche Be- griffe machen, und alſo einen uͤblen Grund zur Erfin- dung des zukuͤnfftigen legen. 2. Jn den Sachen ſelbſt, die wir vor uns haben, iſt viel verborgenes, welches ſo gut ſeine Folgen haben muß, als das, was wir von den gegenwaͤrtigen Umſtaͤnden wiſſen. Wie kans alſo anders ſeyn, als daß vieles wider unſer Er- warten entſtehen muß. 3. Ereignen ſich Zufaͤlle, oder aͤuſſerliche Begebenheiten, auf welche wir bey un- ſern Anſchlaͤgen ohnmoͤglich haben rechnen koͤnnen, welche gleichwohl unſer Vorhaben vereiteln.
§. 10.
B b 2
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von zukuͤnfftigen Dingen.
das allemahl erfolgen muͤſte, was wir uns zu thun
und zu erhalten vorgeſetzt haben; ſondern die goͤtt-
liche Vorſehung hat es alſo geordnet, daß doch oͤff-
ters, und (wenn man genau zuſammen rechnen
wollte) die meiſten mahle die Sachen nach unſerm
Willen und Erwarten erfolgen: und die meiſten
Anſchlaͤge ihren Fortgang haben: nur daß man ſich
in der Ausfuͤhrung beſtaͤndig nach den Umſtaͤnden
richten muß, welche man in jedem Zeitpunckte fuͤr
ſich ſiehet.
§. 9.
Die Decken uͤbers zukuͤnfftige.
Daß aber unſer Vorherſehen und Beſchluͤſſen
in unſern eigenen Sachen, die wir doch unter allen
Dingen am beſten wiſſen, auch oͤffters ſeinen Fort-
gang und Erfuͤllung nicht hat, kommt daher 1. weil
wir uns offt von dem gegenwaͤrtigen falſche Be-
griffe machen, und alſo einen uͤblen Grund zur Erfin-
dung des zukuͤnfftigen legen. 2. Jn den Sachen
ſelbſt, die wir vor uns haben, iſt viel verborgenes,
welches ſo gut ſeine Folgen haben muß, als das, was
wir von den gegenwaͤrtigen Umſtaͤnden wiſſen. Wie
kans alſo anders ſeyn, als daß vieles wider unſer Er-
warten entſtehen muß. 3. Ereignen ſich Zufaͤlle, oder
aͤuſſerliche Begebenheiten, auf welche wir bey un-
ſern Anſchlaͤgen ohnmoͤglich haben rechnen koͤnnen,
welche gleichwohl unſer Vorhaben vereiteln.
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/423>, abgerufen am 03.03.2025.
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