eben das saget. Denn die die Ursachen der falschen Aussage hervorbringen, und deswegen die Aussage der Menschen trüglich machen (§. 19.), wider die natürliche Regel sind (§. 16.); so ist nicht zu vermuthen, daß die Ursach, wenn der eine unwahr reden möchte, auch bey dem andern statt finden sollte: Und das hinzukommende Zeugniß macht also, daß wir weiter bey der Aussage des erstern kei- nen Trug vermuthen. Daher hat jeder Zeuge eine beweisende Krafft, die wir aber deswegen nicht für untrüglich ausgeben.
§. 30. Besonderes Ansehen eines Zeugens.
Wenn man aber dem Zeugen, als Zeugen ein Ansehen beylegt, so muß solches etwas anders erklärt werden, als das Ansehen eines Autors, oder auch eines Aussagers überhaupt. Nehm- lich Zeugen nimmt man zu Hülffe, wenn das An- sehn des Autors nicht vollkommen ist (§. 24.). Es muß also bey dem Autor ein Umstand, der zu seiner Glaubwürdigkeit gehört, bey uns nicht ausser Zweifel gesetzet seyn. Ob nun gleich ein Zeuge, wenn er irgend das Ansehen hat, daß er vor sich mit seiner Aussage etwas gilt, schon zur Bestätigung dienet (§. 29.) so wird er doch in diesem Falle erst die rechten Dienste thun, wenn er eben in dem Stücke, woran es dem ersten Aus- sager fehlet, gar keinem Zweifel ausgesetzt ist: Und dieses wird das besondere Ansehen eines Zeugens, qua talis, ausmachen. Z. E. auch der ehrlichste Mann, wenn er in seinen eigenen Geschäfften, zu-
mahl
Neuntes Capitel,
eben das ſaget. Denn die die Urſachen der falſchen Ausſage hervorbringen, und deswegen die Ausſage der Menſchen truͤglich machen (§. 19.), wider die natuͤrliche Regel ſind (§. 16.); ſo iſt nicht zu vermuthen, daß die Urſach, wenn der eine unwahr reden moͤchte, auch bey dem andern ſtatt finden ſollte: Und das hinzukommende Zeugniß macht alſo, daß wir weiter bey der Ausſage des erſtern kei- nen Trug vermuthen. Daher hat jeder Zeuge eine beweiſende Krafft, die wir aber deswegen nicht fuͤr untruͤglich ausgeben.
§. 30. Beſonderes Anſehen eines Zeugens.
Wenn man aber dem Zeugen, als Zeugen ein Anſehen beylegt, ſo muß ſolches etwas anders erklaͤrt werden, als das Anſehen eines Autors, oder auch eines Ausſagers uͤberhaupt. Nehm- lich Zeugen nimmt man zu Huͤlffe, wenn das An- ſehn des Autors nicht vollkommen iſt (§. 24.). Es muß alſo bey dem Autor ein Umſtand, der zu ſeiner Glaubwuͤrdigkeit gehoͤrt, bey uns nicht auſſer Zweifel geſetzet ſeyn. Ob nun gleich ein Zeuge, wenn er irgend das Anſehen hat, daß er vor ſich mit ſeiner Ausſage etwas gilt, ſchon zur Beſtaͤtigung dienet (§. 29.) ſo wird er doch in dieſem Falle erſt die rechten Dienſte thun, wenn er eben in dem Stuͤcke, woran es dem erſten Aus- ſager fehlet, gar keinem Zweifel ausgeſetzt iſt: Und dieſes wird das beſondere Anſehen eines Zeugens, qua talis, ausmachen. Z. E. auch der ehrlichſte Mann, wenn er in ſeinen eigenen Geſchaͤfften, zu-
mahl
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Neuntes Capitel,
eben das ſaget. Denn die die Urſachen der falſchen
Ausſage hervorbringen, und deswegen die Ausſage
der Menſchen truͤglich machen (§. 19.), wider
die natuͤrliche Regel ſind (§. 16.); ſo iſt nicht zu
vermuthen, daß die Urſach, wenn der eine unwahr
reden moͤchte, auch bey dem andern ſtatt finden
ſollte: Und das hinzukommende Zeugniß macht alſo,
daß wir weiter bey der Ausſage des erſtern kei-
nen Trug vermuthen. Daher hat jeder Zeuge eine
beweiſende Krafft, die wir aber deswegen nicht
fuͤr untruͤglich ausgeben.
§. 30.
Beſonderes Anſehen eines Zeugens.
Wenn man aber dem Zeugen, als Zeugen
ein Anſehen beylegt, ſo muß ſolches etwas anders
erklaͤrt werden, als das Anſehen eines Autors,
oder auch eines Ausſagers uͤberhaupt. Nehm-
lich Zeugen nimmt man zu Huͤlffe, wenn das An-
ſehn des Autors nicht vollkommen iſt (§. 24.).
Es muß alſo bey dem Autor ein Umſtand, der
zu ſeiner Glaubwuͤrdigkeit gehoͤrt, bey uns nicht
auſſer Zweifel geſetzet ſeyn. Ob nun gleich ein
Zeuge, wenn er irgend das Anſehen hat, daß er
vor ſich mit ſeiner Ausſage etwas gilt, ſchon zur
Beſtaͤtigung dienet (§. 29.) ſo wird er doch in
dieſem Falle erſt die rechten Dienſte thun, wenn
er eben in dem Stuͤcke, woran es dem erſten Aus-
ſager fehlet, gar keinem Zweifel ausgeſetzt iſt: Und
dieſes wird das beſondere Anſehen eines Zeugens,
qua talis, ausmachen. Z. E. auch der ehrlichſte
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/344>, abgerufen am 03.03.2025.
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