einschlagen können, wie schon Claudianus sich ausdrückt?
O nimium dilecte Deo, cui militat aether: Wobey aber doch der Menschen Anschlag das Hauptwerck bleibt. Hierbey dencken die Menschen nun so verschieden, daß es kaum möglich zu seyn schei- net, etwas ordentliches und regelmäßiges davon sagen zu können: Doch wollen wir uns bemühen, Regeln ausfündig zu machen, nach welchen die Menschen, wo nicht allemahl die Ursachen selbst finden, doch wenigstens sich in ihren widersprechen- den Urtheilen, einander bedeuten und leichter vereinigen können. Wir müssen aber zuförderst zwey Fälle unterscheiden. Der erste ist, wo wir die vorhergegangenen zur Sache gehörenden Um- stände erfragen, oder gar wissen können; denn da kommt es hernach nur darauf an, wornach wir fragen, oder worauf wir sehen sollen? Der zweyte Fall ist: Wo wir die vorhergegangenen Umstände nicht wissen, und auch nicht erfragen können, so daß wir sie lediglich aus den gegen- wärtigen muthmassen, errathen, und schlüs- sen müssen. Der letzte Fall ist der schwehrste; und man wird davon fast gar nichts tüchtiges lehren kön- nen, wenn wir nicht vorher den erstern in mehrers Licht gesetzet haben.
§. 37. Von der Erfindung der Ursachen, wenn uns das Vorhergegangene bekannt ist.
Wenn wir das Vorhergegangene wissen, (oh- ne doch zur Zeit seinen Einfluß in das gegenwärtige
Geschäffte
Achtes Capitel,
einſchlagen koͤnnen, wie ſchon Claudianus ſich ausdruͤckt?
O nimium dilecte Deo, cui militat aether: Wobey aber doch der Menſchen Anſchlag das Hauptwerck bleibt. Hierbey dencken die Menſchen nun ſo verſchieden, daß es kaum moͤglich zu ſeyn ſchei- net, etwas ordentliches und regelmaͤßiges davon ſagen zu koͤnnen: Doch wollen wir uns bemuͤhen, Regeln ausfuͤndig zu machen, nach welchen die Menſchen, wo nicht allemahl die Urſachen ſelbſt finden, doch wenigſtens ſich in ihren widerſprechen- den Urtheilen, einander bedeuten und leichter vereinigen koͤnnen. Wir muͤſſen aber zufoͤrderſt zwey Faͤlle unterſcheiden. Der erſte iſt, wo wir die vorhergegangenen zur Sache gehoͤrenden Um- ſtaͤnde erfragen, oder gar wiſſen koͤnnen; denn da kommt es hernach nur darauf an, wornach wir fragen, oder worauf wir ſehen ſollen? Der zweyte Fall iſt: Wo wir die vorhergegangenen Umſtaͤnde nicht wiſſen, und auch nicht erfragen koͤnnen, ſo daß wir ſie lediglich aus den gegen- waͤrtigen muthmaſſen, errathen, und ſchluͤſ- ſen muͤſſen. Der letzte Fall iſt der ſchwehrſte; und man wird davon faſt gar nichts tuͤchtiges lehren koͤn- nen, wenn wir nicht vorher den erſtern in mehrers Licht geſetzet haben.
§. 37. Von der Erfindung der Urſachen, wenn uns das Vorhergegangene bekannt iſt.
Wenn wir das Vorhergegangene wiſſen, (oh- ne doch zur Zeit ſeinen Einfluß in das gegenwaͤrtige
Geſchaͤffte
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Achtes Capitel,
einſchlagen koͤnnen, wie ſchon Claudianus ſich
ausdruͤckt?
O nimium dilecte Deo, cui militat aether:
Wobey aber doch der Menſchen Anſchlag das
Hauptwerck bleibt. Hierbey dencken die Menſchen
nun ſo verſchieden, daß es kaum moͤglich zu ſeyn ſchei-
net, etwas ordentliches und regelmaͤßiges davon
ſagen zu koͤnnen: Doch wollen wir uns bemuͤhen,
Regeln ausfuͤndig zu machen, nach welchen die
Menſchen, wo nicht allemahl die Urſachen ſelbſt
finden, doch wenigſtens ſich in ihren widerſprechen-
den Urtheilen, einander bedeuten und leichter
vereinigen koͤnnen. Wir muͤſſen aber zufoͤrderſt
zwey Faͤlle unterſcheiden. Der erſte iſt, wo wir
die vorhergegangenen zur Sache gehoͤrenden Um-
ſtaͤnde erfragen, oder gar wiſſen koͤnnen; denn
da kommt es hernach nur darauf an, wornach
wir fragen, oder worauf wir ſehen ſollen? Der
zweyte Fall iſt: Wo wir die vorhergegangenen
Umſtaͤnde nicht wiſſen, und auch nicht erfragen
koͤnnen, ſo daß wir ſie lediglich aus den gegen-
waͤrtigen muthmaſſen, errathen, und ſchluͤſ-
ſen muͤſſen. Der letzte Fall iſt der ſchwehrſte; und
man wird davon faſt gar nichts tuͤchtiges lehren koͤn-
nen, wenn wir nicht vorher den erſtern in mehrers
Licht geſetzet haben.
§. 37.
Von der Erfindung der Urſachen, wenn uns das
Vorhergegangene bekannt iſt.
Wenn wir das Vorhergegangene wiſſen, (oh-
ne doch zur Zeit ſeinen Einfluß in das gegenwaͤrtige
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/288>, abgerufen am 13.11.2024.
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