Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.v. d. Zusammenhange d. Begebenh. etc. es nicht ein blosser Vorschlag, Einfall, undfliegender Gedancken gewesen, dergleichen der Mensch in seinem Leben viel hat, ohne daß sie zu Entschlüssungen und eigentlichen Anschlägen wer- den. Solche Vorschläge aber, die uns selbst ein- fallen, oder auch von andern uns vorgetragen, und gar nicht zur Ausführung gebracht wer- den, kommen bey der Erkentniß der Geschichte nicht in Anschlag. Sie haben in die nachfolgen- den Geschichte keinen solchen Einfluß, den mensch- licher Verstand bemercken könte. Deswegen ist aber nicht zu läugnen, daß sie nicht würcklich ihre Folgen in der Seele haben, daß sie unter die Hand- lungen gehören, davon wir dem Höchsten Rechen- schafft geben müssen. Wir mögen aber die Sache ansehen, wie wir wollen, so ist seine Gedancken aufzeichnen, wie einige gethan haben, wenn wir sie nicht weiter ausführen wollen, eine unnütze Arbeit. §. 20. Anschlag und Ausführung hangen an einander. Es ist unserer Seele und ihrer Gedenckart nicht P 3
v. d. Zuſammenhange d. Begebenh. ꝛc. es nicht ein bloſſer Vorſchlag, Einfall, undfliegender Gedancken geweſen, dergleichen der Menſch in ſeinem Leben viel hat, ohne daß ſie zu Entſchluͤſſungen und eigentlichen Anſchlaͤgen wer- den. Solche Vorſchlaͤge aber, die uns ſelbſt ein- fallen, oder auch von andern uns vorgetragen, und gar nicht zur Ausfuͤhrung gebracht wer- den, kommen bey der Erkentniß der Geſchichte nicht in Anſchlag. Sie haben in die nachfolgen- den Geſchichte keinen ſolchen Einfluß, den menſch- licher Verſtand bemercken koͤnte. Deswegen iſt aber nicht zu laͤugnen, daß ſie nicht wuͤrcklich ihre Folgen in der Seele haben, daß ſie unter die Hand- lungen gehoͤren, davon wir dem Hoͤchſten Rechen- ſchafft geben muͤſſen. Wir moͤgen aber die Sache anſehen, wie wir wollen, ſo iſt ſeine Gedancken aufzeichnen, wie einige gethan haben, wenn wir ſie nicht weiter ausfuͤhren wollen, eine unnuͤtze Arbeit. §. 20. Anſchlag und Ausfuͤhrung hangen an einander. Es iſt unſerer Seele und ihrer Gedenckart nicht P 3
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v. d. Zuſammenhange d. Begebenh. ꝛc.
es nicht ein bloſſer Vorſchlag, Einfall, und
fliegender Gedancken geweſen, dergleichen der
Menſch in ſeinem Leben viel hat, ohne daß ſie zu
Entſchluͤſſungen und eigentlichen Anſchlaͤgen wer-
den. Solche Vorſchlaͤge aber, die uns ſelbſt ein-
fallen, oder auch von andern uns vorgetragen,
und gar nicht zur Ausfuͤhrung gebracht wer-
den, kommen bey der Erkentniß der Geſchichte
nicht in Anſchlag. Sie haben in die nachfolgen-
den Geſchichte keinen ſolchen Einfluß, den menſch-
licher Verſtand bemercken koͤnte. Deswegen iſt
aber nicht zu laͤugnen, daß ſie nicht wuͤrcklich ihre
Folgen in der Seele haben, daß ſie unter die Hand-
lungen gehoͤren, davon wir dem Hoͤchſten Rechen-
ſchafft geben muͤſſen. Wir moͤgen aber die Sache
anſehen, wie wir wollen, ſo iſt ſeine Gedancken
aufzeichnen, wie einige gethan haben, wenn wir
ſie nicht weiter ausfuͤhren wollen, eine unnuͤtze
Arbeit.
§. 20.
Anſchlag und Ausfuͤhrung hangen an
einander.
Es iſt unſerer Seele und ihrer Gedenckart
nicht gemaͤß, daß man einen Anſchlag machen,
und beſchlieſſen ſollte, deſſen gantze Ausfuͤhrung
erſt uͤber eine, zumahl lange Zeit, hinaus geſetzt
wuͤrde. Nur Hinderniſſe halten die Ausfuͤh-
rung bey uns auf. Denn was wir mehr aus
Luſt und Liebe zur Handlung, oder aus einem
Triebe beſchluͤſſen, daſſelbe wird offenbar nur we-
gen der Umſtaͤnde aufgehoben, die die Ausfuͤhrung
nicht
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