Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.v. d. Zusammenhange d. Begebenh. etc. sterben will, und Ursach hat wegen seines Ver-mögens eine Verordnung zu machen, der macht ein Testament: Cajus will sterben, und hat Ursach, oder dünckt sich Ursach zu haben, wegen seines Ver- mögens eine Verordnung zu machen, der macht ein Testament. Wir werden unten sehen, was es mit diesen Schlüssen, auch wenn wir an der Ur- sache einer Begebenheit gar nicht zweifeln, vor Bedencklichkeit habe. Wir wollen ietzo anneh- men: Die Ursach einer Begebenheit erken- nen, sey nichts anders, als dieselbe aus andern bekannten Begebenheiten in bester Forme schlüs- sen: So werden wir doch in Ansehung der An- schläge von der vornehmsten Gattung, ausnehmen- de Schwierigkeiten finden, die Ursachen dersel- ben zu entdecken. Denn es werden dabey 1. be- sondere Umstände voraus gesetzt (§. 6.): Die also von den gemeinen und uns schon längst be- kannten Arten der Handlungen, und der Zu- stände der Dinge, abgehen; und sie sind also auch nicht so leichte in einen förmlichen Satz zu brin- gen, als wie die gemeinen Begebenheiten und Um- stände der Dinge. Es wird aber auch 2. eine be- sondere Gedenckart erfordert (§. cit.): Da- von also auch keine allgemeine Regeln vorhan- den sind. Mithin wenn uns auch alles, was zur Existentz eines neuen Anschlages etwas beygetra- gen hat, an und vor sich bekannt wäre; so ist den- noch daraus einen Schluß der förmlich wäre, zu machen, nicht wohl möglich: Und mithin kan man auch den Begriff der Ursach, ja selbst das Wort, Ursach, bey solchen Anschlägen nicht wohl brau-
v. d. Zuſammenhange d. Begebenh. ꝛc. ſterben will, und Urſach hat wegen ſeines Ver-moͤgens eine Verordnung zu machen, der macht ein Teſtament: Cajus will ſterben, und hat Urſach, oder duͤnckt ſich Urſach zu haben, wegen ſeines Ver- moͤgens eine Verordnung zu machen, der macht ein Teſtament. Wir werden unten ſehen, was es mit dieſen Schluͤſſen, auch wenn wir an der Ur- ſache einer Begebenheit gar nicht zweifeln, vor Bedencklichkeit habe. Wir wollen ietzo anneh- men: Die Urſach einer Begebenheit erken- nen, ſey nichts anders, als dieſelbe aus andern bekannten Begebenheiten in beſter Forme ſchluͤſ- ſen: So werden wir doch in Anſehung der An- ſchlaͤge von der vornehmſten Gattung, ausnehmen- de Schwierigkeiten finden, die Urſachen derſel- ben zu entdecken. Denn es werden dabey 1. be- ſondere Umſtaͤnde voraus geſetzt (§. 6.): Die alſo von den gemeinen und uns ſchon laͤngſt be- kannten Arten der Handlungen, und der Zu- ſtaͤnde der Dinge, abgehen; und ſie ſind alſo auch nicht ſo leichte in einen foͤrmlichen Satz zu brin- gen, als wie die gemeinen Begebenheiten und Um- ſtaͤnde der Dinge. Es wird aber auch 2. eine be- ſondere Gedenckart erfordert (§. cit.): Da- von alſo auch keine allgemeine Regeln vorhan- den ſind. Mithin wenn uns auch alles, was zur Exiſtentz eines neuen Anſchlages etwas beygetra- gen hat, an und vor ſich bekannt waͤre; ſo iſt den- noch daraus einen Schluß der foͤrmlich waͤre, zu machen, nicht wohl moͤglich: Und mithin kan man auch den Begriff der Urſach, ja ſelbſt das Wort, Urſach, bey ſolchen Anſchlaͤgen nicht wohl brau-
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v. d. Zuſammenhange d. Begebenh. ꝛc.
ſterben will, und Urſach hat wegen ſeines Ver-
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ein Teſtament: Cajus will ſterben, und hat Urſach,
oder duͤnckt ſich Urſach zu haben, wegen ſeines Ver-
moͤgens eine Verordnung zu machen, der macht
ein Teſtament. Wir werden unten ſehen, was
es mit dieſen Schluͤſſen, auch wenn wir an der Ur-
ſache einer Begebenheit gar nicht zweifeln, vor
Bedencklichkeit habe. Wir wollen ietzo anneh-
men: Die Urſach einer Begebenheit erken-
nen, ſey nichts anders, als dieſelbe aus andern
bekannten Begebenheiten in beſter Forme ſchluͤſ-
ſen: So werden wir doch in Anſehung der An-
ſchlaͤge von der vornehmſten Gattung, ausnehmen-
de Schwierigkeiten finden, die Urſachen derſel-
ben zu entdecken. Denn es werden dabey 1. be-
ſondere Umſtaͤnde voraus geſetzt (§. 6.): Die
alſo von den gemeinen und uns ſchon laͤngſt be-
kannten Arten der Handlungen, und der Zu-
ſtaͤnde der Dinge, abgehen; und ſie ſind alſo auch
nicht ſo leichte in einen foͤrmlichen Satz zu brin-
gen, als wie die gemeinen Begebenheiten und Um-
ſtaͤnde der Dinge. Es wird aber auch 2. eine be-
ſondere Gedenckart erfordert (§. cit.): Da-
von alſo auch keine allgemeine Regeln vorhan-
den ſind. Mithin wenn uns auch alles, was zur
Exiſtentz eines neuen Anſchlages etwas beygetra-
gen hat, an und vor ſich bekannt waͤre; ſo iſt den-
noch daraus einen Schluß der foͤrmlich waͤre,
zu machen, nicht wohl moͤglich: Und mithin kan
man auch den Begriff der Urſach, ja ſelbſt das
Wort, Urſach, bey ſolchen Anſchlaͤgen nicht wohl
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Zitationshilfe: | Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/255>, abgerufen am 16.07.2024. |