§. 11. Die Ursachen eines Anschlags haben ihre besondere Einrichtung.
Wenn wir nun die Ursachen eines Anschlags untersuchen, der von der vornehmsten Gattung ist, nehmlich ein sonderbarer und neuer Anschlag (§. 6.); so wollen wir zweyerley ausfündig ma- chen, oder müssen es ausfündig machen: 1. Die besonderen Umstande, die die Gedancken und würckliche Entschlüssung hervorgebracht haben: 2. Die besondere Gedenckart, nach welcher man die besondern Umstände angesehen hat, daß die Entschlüssung daraus entstanden ist. Die Um- stände von welchen wir reden, sind in dem ge- meinen Begriffe und Benennung der Gelegen- heit enthalten. So bekannt aber dieses Wort im gemeinen Leben ist, und so öffters es auch bey der Erkentniß der Geschichte gebraucht wird, so schwer ist es zu erklären: Jndem es hauptsächlich darauf ankommt, daß wir die Gelegenheit, von andern Arten der Ursachen genau unterscheiden. Unterdessen weil es ein Hauptbegriff in der histo- rischen Erkentniß ist, so müssen wir uns dieser Arbeit unterziehen. Die Sache verhält sich also: Wo wir die Ursach eines Dinges erkennen, da machen wir einen Schluß: Die Begebenheit, die wir aus ihren Ursachen herleiten, wird ein Schluß- satz (§. 1.) dieses geschiehet mit Zuziehung eines allgemeinen Satzes. Z. E. Cajus macht ein Te- stament: Jch frage warum? und höre: Er will sterben. Daraus entstehet der Schluß: Wer
sterben
Achtes Capitel,
§. 11. Die Urſachen eines Anſchlags haben ihre beſondere Einrichtung.
Wenn wir nun die Urſachen eines Anſchlags unterſuchen, der von der vornehmſten Gattung iſt, nehmlich ein ſonderbarer und neuer Anſchlag (§. 6.); ſo wollen wir zweyerley ausfuͤndig ma- chen, oder muͤſſen es ausfuͤndig machen: 1. Die beſonderen Umſtande, die die Gedancken und wuͤrckliche Entſchluͤſſung hervorgebracht haben: 2. Die beſondere Gedenckart, nach welcher man die beſondern Umſtaͤnde angeſehen hat, daß die Entſchluͤſſung daraus entſtanden iſt. Die Um- ſtaͤnde von welchen wir reden, ſind in dem ge- meinen Begriffe und Benennung der Gelegen- heit enthalten. So bekannt aber dieſes Wort im gemeinen Leben iſt, und ſo oͤffters es auch bey der Erkentniß der Geſchichte gebraucht wird, ſo ſchwer iſt es zu erklaͤren: Jndem es hauptſaͤchlich darauf ankommt, daß wir die Gelegenheit, von andern Arten der Urſachen genau unterſcheiden. Unterdeſſen weil es ein Hauptbegriff in der hiſto- riſchen Erkentniß iſt, ſo muͤſſen wir uns dieſer Arbeit unterziehen. Die Sache verhaͤlt ſich alſo: Wo wir die Urſach eines Dinges erkennen, da machen wir einen Schluß: Die Begebenheit, die wir aus ihren Urſachen herleiten, wird ein Schluß- ſatz (§. 1.) dieſes geſchiehet mit Zuziehung eines allgemeinen Satzes. Z. E. Cajus macht ein Te- ſtament: Jch frage warum? und hoͤre: Er will ſterben. Daraus entſtehet der Schluß: Wer
ſterben
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Achtes Capitel,
§. 11.
Die Urſachen eines Anſchlags haben ihre
beſondere Einrichtung.
Wenn wir nun die Urſachen eines Anſchlags
unterſuchen, der von der vornehmſten Gattung
iſt, nehmlich ein ſonderbarer und neuer Anſchlag
(§. 6.); ſo wollen wir zweyerley ausfuͤndig ma-
chen, oder muͤſſen es ausfuͤndig machen: 1. Die
beſonderen Umſtande, die die Gedancken und
wuͤrckliche Entſchluͤſſung hervorgebracht haben:
2. Die beſondere Gedenckart, nach welcher man
die beſondern Umſtaͤnde angeſehen hat, daß die
Entſchluͤſſung daraus entſtanden iſt. Die Um-
ſtaͤnde von welchen wir reden, ſind in dem ge-
meinen Begriffe und Benennung der Gelegen-
heit enthalten. So bekannt aber dieſes Wort
im gemeinen Leben iſt, und ſo oͤffters es auch bey
der Erkentniß der Geſchichte gebraucht wird, ſo
ſchwer iſt es zu erklaͤren: Jndem es hauptſaͤchlich
darauf ankommt, daß wir die Gelegenheit, von
andern Arten der Urſachen genau unterſcheiden.
Unterdeſſen weil es ein Hauptbegriff in der hiſto-
riſchen Erkentniß iſt, ſo muͤſſen wir uns dieſer
Arbeit unterziehen. Die Sache verhaͤlt ſich alſo:
Wo wir die Urſach eines Dinges erkennen, da
machen wir einen Schluß: Die Begebenheit, die
wir aus ihren Urſachen herleiten, wird ein Schluß-
ſatz (§. 1.) dieſes geſchiehet mit Zuziehung eines
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/254>, abgerufen am 13.11.2024.
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