Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.v. d. Zusammenhange d. Begebenh. etc. bey der andern Art der Handlungen keineSchwierigkeit; nehmlich in Ansehung derjenigen, wo man dem Willen des andern mehr, als sei- nem eigenen folget. Denn die verbindende Krafft der Befehle, Gesetze, Amtspflich- ten, und Gewohnheiten ist so bekannt, daß, wenn ich weiß, daß iemand nach denselben gehandelt hat, ich solches recht wohl begreiffe, warum er es gethan? und hingegen vielmehr betroffen seyn würde, wenn er es nicht gethan hätte. Da also bey Handlungen noch eine kundbare Verbindlich- keit vorhanden ist, daselbst ist die Erkenntniß der Ursachen keinen weiteren Schwierigkeiten unter- worffen. Diesen aber werden nun solche Hand- lungen entgegen gesetzet, die bloß wegen des dar- aus zu hoffenden Nutzens, entweder vor sich, oder vor andere vorgenommen werden, ohne daß sie aus einer allgemeinen Verbindlichkeit könten hergelei- tet werden. Solche Handlungen, so lange man sie nur im Sinn hat, heissen Anschläge, woraus die Thaten entstehen (§. 9. C. 4.) so bald sie ausgeführet werden. Sie können aber, wie die Handlungen von verschiedenem Werthe seyn, in- dem es auch schlechte Thaten giebt, wovon wir ei- nige Stuffen bestimmt haben, in der Philos. De- fin. nova. P. II. c. 8. §. 5. Dritte Art der Begebenheiten, wie die Ursachen leicht einzusehen sind. Unter diesen Anschlägen der Menschen sind erhal- O
v. d. Zuſammenhange d. Begebenh. ꝛc. bey der andern Art der Handlungen keineSchwierigkeit; nehmlich in Anſehung derjenigen, wo man dem Willen des andern mehr, als ſei- nem eigenen folget. Denn die verbindende Krafft der Befehle, Geſetze, Amtspflich- ten, und Gewohnheiten iſt ſo bekannt, daß, wenn ich weiß, daß iemand nach denſelben gehandelt hat, ich ſolches recht wohl begreiffe, warum er es gethan? und hingegen vielmehr betroffen ſeyn wuͤrde, wenn er es nicht gethan haͤtte. Da alſo bey Handlungen noch eine kundbare Verbindlich- keit vorhanden iſt, daſelbſt iſt die Erkenntniß der Urſachen keinen weiteren Schwierigkeiten unter- worffen. Dieſen aber werden nun ſolche Hand- lungen entgegen geſetzet, die bloß wegen des dar- aus zu hoffenden Nutzens, entweder vor ſich, oder vor andere vorgenommen werden, ohne daß ſie aus einer allgemeinen Verbindlichkeit koͤnten hergelei- tet werden. Solche Handlungen, ſo lange man ſie nur im Sinn hat, heiſſen Anſchlaͤge, woraus die Thaten entſtehen (§. 9. C. 4.) ſo bald ſie ausgefuͤhret werden. Sie koͤnnen aber, wie die Handlungen von verſchiedenem Werthe ſeyn, in- dem es auch ſchlechte Thaten giebt, wovon wir ei- nige Stuffen beſtimmt haben, in der Philoſ. De- fin. nova. P. II. c. 8. §. 5. Dritte Art der Begebenheiten, wie die Urſachen leicht einzuſehen ſind. Unter dieſen Anſchlaͤgen der Menſchen ſind erhal- O
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v. d. Zuſammenhange d. Begebenh. ꝛc.
bey der andern Art der Handlungen keine
Schwierigkeit; nehmlich in Anſehung derjenigen,
wo man dem Willen des andern mehr, als ſei-
nem eigenen folget. Denn die verbindende
Krafft der Befehle, Geſetze, Amtspflich-
ten, und Gewohnheiten iſt ſo bekannt, daß, wenn
ich weiß, daß iemand nach denſelben gehandelt
hat, ich ſolches recht wohl begreiffe, warum er es
gethan? und hingegen vielmehr betroffen ſeyn
wuͤrde, wenn er es nicht gethan haͤtte. Da alſo
bey Handlungen noch eine kundbare Verbindlich-
keit vorhanden iſt, daſelbſt iſt die Erkenntniß der
Urſachen keinen weiteren Schwierigkeiten unter-
worffen. Dieſen aber werden nun ſolche Hand-
lungen entgegen geſetzet, die bloß wegen des dar-
aus zu hoffenden Nutzens, entweder vor ſich, oder
vor andere vorgenommen werden, ohne daß ſie aus
einer allgemeinen Verbindlichkeit koͤnten hergelei-
tet werden. Solche Handlungen, ſo lange man
ſie nur im Sinn hat, heiſſen Anſchlaͤge, woraus
die Thaten entſtehen (§. 9. C. 4.) ſo bald ſie
ausgefuͤhret werden. Sie koͤnnen aber, wie die
Handlungen von verſchiedenem Werthe ſeyn, in-
dem es auch ſchlechte Thaten giebt, wovon wir ei-
nige Stuffen beſtimmt haben, in der Philoſ. De-
fin. nova. P. II. c. 8.
§. 5.
Dritte Art der Begebenheiten, wie die Urſachen
leicht einzuſehen ſind.
Unter dieſen Anſchlaͤgen der Menſchen ſind
nun wieder viele, da der Menſch ſich ſo etwas zu
erhal-
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Zitationshilfe: | Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/245>, abgerufen am 03.03.2025. |