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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

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v. d. Verwandelung der Geschichte etc.
§. 27.
Gestalt der Geschichte.

Nun werden aber gemeiniglich nur diejenigen
Geschäffte und Fälle in besondere Erwegung ge-
zogen, und einer besondern und gründlichen Er-
zehlung gewürdiget, welche nicht nach dem gemei-
nen Leisten der menschlichen Handlungen einge-
richtet sind, sondern die was ausserordentliches,
verwickeltes,
oder gar widerrechtliches an
sich haben. Geschichte von bekannter Art gehö-
ren zu den alltäglichen Geschäfften (§. 8. C. 4.):
mit deren Erzehlung sich niemand als gelegent-
lich
beschäfftiget: und diese sind zu erzehlen auch
leichte, weil der allgemeine Begriff die Regel an die
Hand giebt (§. 18.), die also jedermann wissen kan.
Wenn hingegen das Geschäffte keine bestimmte
und bekannte Art hat, so ist auch keine siche-
re Regel vorhanden, wornach der Plan der Er-
zehlung, und die Erzehlung selbst eingerichtet wer-
den müsse (§. 18.). Daher lässet sich eine solche
Geschichte auf mancherley Weise erzehlen: und
die Art der Geschichte, (species facti,) wird an-
ders, nachdem man diese oder jene Umstände zu-
sammen nimmt. Da nun die gewöhnlichste Con-
clusion, um derentwillen die Erzehlung vorgenom-
men wird, diese ist; daß die Sache recht oder
unrecht sey, so kan man das vor den allgemei-
nen Begriff der Gestalt einer Geschichte an-
nehmen: daß es die Zusammenfügung solcher Um-
stände sey, wodurch die Gerechtigkeit, oder die
Ungerechtigkeit des Handels offenbar gemacht
wird. Die Gestalt findet also nur statt, wenn

die
K
v. d. Verwandelung der Geſchichte ꝛc.
§. 27.
Geſtalt der Geſchichte.

Nun werden aber gemeiniglich nur diejenigen
Geſchaͤffte und Faͤlle in beſondere Erwegung ge-
zogen, und einer beſondern und gruͤndlichen Er-
zehlung gewuͤrdiget, welche nicht nach dem gemei-
nen Leiſten der menſchlichen Handlungen einge-
richtet ſind, ſondern die was auſſerordentliches,
verwickeltes,
oder gar widerrechtliches an
ſich haben. Geſchichte von bekannter Art gehoͤ-
ren zu den alltaͤglichen Geſchaͤfften (§. 8. C. 4.):
mit deren Erzehlung ſich niemand als gelegent-
lich
beſchaͤfftiget: und dieſe ſind zu erzehlen auch
leichte, weil der allgemeine Begriff die Regel an die
Hand giebt (§. 18.), die alſo jedermann wiſſen kan.
Wenn hingegen das Geſchaͤffte keine beſtimmte
und bekannte Art hat, ſo iſt auch keine ſiche-
re Regel vorhanden, wornach der Plan der Er-
zehlung, und die Erzehlung ſelbſt eingerichtet wer-
den muͤſſe (§. 18.). Daher laͤſſet ſich eine ſolche
Geſchichte auf mancherley Weiſe erzehlen: und
die Art der Geſchichte, (ſpecies facti,) wird an-
ders, nachdem man dieſe oder jene Umſtaͤnde zu-
ſammen nimmt. Da nun die gewoͤhnlichſte Con-
cluſion, um derentwillen die Erzehlung vorgenom-
men wird, dieſe iſt; daß die Sache recht oder
unrecht ſey, ſo kan man das vor den allgemei-
nen Begriff der Geſtalt einer Geſchichte an-
nehmen: daß es die Zuſammenfuͤgung ſolcher Um-
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Ungerechtigkeit des Handels offenbar gemacht
wird. Die Geſtalt findet alſo nur ſtatt, wenn

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[145/0181] v. d. Verwandelung der Geſchichte ꝛc. §. 27. Geſtalt der Geſchichte. Nun werden aber gemeiniglich nur diejenigen Geſchaͤffte und Faͤlle in beſondere Erwegung ge- zogen, und einer beſondern und gruͤndlichen Er- zehlung gewuͤrdiget, welche nicht nach dem gemei- nen Leiſten der menſchlichen Handlungen einge- richtet ſind, ſondern die was auſſerordentliches, verwickeltes, oder gar widerrechtliches an ſich haben. Geſchichte von bekannter Art gehoͤ- ren zu den alltaͤglichen Geſchaͤfften (§. 8. C. 4.): mit deren Erzehlung ſich niemand als gelegent- lich beſchaͤfftiget: und dieſe ſind zu erzehlen auch leichte, weil der allgemeine Begriff die Regel an die Hand giebt (§. 18.), die alſo jedermann wiſſen kan. Wenn hingegen das Geſchaͤffte keine beſtimmte und bekannte Art hat, ſo iſt auch keine ſiche- re Regel vorhanden, wornach der Plan der Er- zehlung, und die Erzehlung ſelbſt eingerichtet wer- den muͤſſe (§. 18.). Daher laͤſſet ſich eine ſolche Geſchichte auf mancherley Weiſe erzehlen: und die Art der Geſchichte, (ſpecies facti,) wird an- ders, nachdem man dieſe oder jene Umſtaͤnde zu- ſammen nimmt. Da nun die gewoͤhnlichſte Con- cluſion, um derentwillen die Erzehlung vorgenom- men wird, dieſe iſt; daß die Sache recht oder unrecht ſey, ſo kan man das vor den allgemei- nen Begriff der Geſtalt einer Geſchichte an- nehmen: daß es die Zuſammenfuͤgung ſolcher Um- ſtaͤnde ſey, wodurch die Gerechtigkeit, oder die Ungerechtigkeit des Handels offenbar gemacht wird. Die Geſtalt findet alſo nur ſtatt, wenn die K

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Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/181>, abgerufen am 23.11.2024.