bemercken. Ein Bibliothecarius des Vaticans siehet einen Vorrath von Büchern gewiß anders an, als der Bibliothecarius einer Privatbiblio- thec, welche gemeiniglich aus Ermangelung der fonds nicht allzugroß zu seyn pflegen: wiewohl diese beyden, als Gelehrte, die Sache auf ge- wisse Weise aus einerley Sehepunckte ansehen; und daher einander ziemlich nahe kommen kön- nen, welchen Sehepunckt wir gleich besonders be- mercken wollen.
§. 20. Sehepunckt der Gelehrten und Ungelehrten.
Gelehrte nennen wir, die mit Wissenschaff- ten, wenigstens eine Zeitlang, beständig umge- gangen sind, und sich ausser eintzeln vielen Nach- richten, eine Fähigkeit mit allgemeinen Wahr- heiten umzugehen erworben haben: denen also die Ungelehrten entgegen gesetzt werden, d. i. sol- che, die von abstracten Wissenschafften keine Er- kentniß haben, ob sie gleich sonsten guten natürli- chen Verstand besitzen, und denselben durch diese oder jene Kunst, und durch die blosse Erfahrung gebessert haben. Der Unterscheid dieser Men- schen, als Zuschauer betrachtet, ist folgender: Daß ein Gelehrter zu allem, was ihm zum er- sten mahl vorkommt, dennoch einiger massen zubereitet kommt, und sich also auch eher darein muß finden können, als ein Ungelehrter. Will man aber bey eintzeln Menschen eine Vergleichung anstellen, so muß man allerdings subiecta von ei- nerley natürlichen Fähigkeit nehmen, deren einer
zun
vom Zuſchauer und Sehepunckte.
bemercken. Ein Bibliothecarius des Vaticans ſiehet einen Vorrath von Buͤchern gewiß anders an, als der Bibliothecarius einer Privatbiblio- thec, welche gemeiniglich aus Ermangelung der fonds nicht allzugroß zu ſeyn pflegen: wiewohl dieſe beyden, als Gelehrte, die Sache auf ge- wiſſe Weiſe aus einerley Sehepunckte anſehen; und daher einander ziemlich nahe kommen koͤn- nen, welchen Sehepunckt wir gleich beſonders be- mercken wollen.
§. 20. Sehepunckt der Gelehrten und Ungelehrten.
Gelehrte nennen wir, die mit Wiſſenſchaff- ten, wenigſtens eine Zeitlang, beſtaͤndig umge- gangen ſind, und ſich auſſer eintzeln vielen Nach- richten, eine Faͤhigkeit mit allgemeinen Wahr- heiten umzugehen erworben haben: denen alſo die Ungelehrten entgegen geſetzt werden, d. i. ſol- che, die von abſtracten Wiſſenſchafften keine Er- kentniß haben, ob ſie gleich ſonſten guten natuͤrli- chen Verſtand beſitzen, und denſelben durch dieſe oder jene Kunſt, und durch die bloſſe Erfahrung gebeſſert haben. Der Unterſcheid dieſer Men- ſchen, als Zuſchauer betrachtet, iſt folgender: Daß ein Gelehrter zu allem, was ihm zum er- ſten mahl vorkommt, dennoch einiger maſſen zubereitet kommt, und ſich alſo auch eher darein muß finden koͤnnen, als ein Ungelehrter. Will man aber bey eintzeln Menſchen eine Vergleichung anſtellen, ſo muß man allerdings ſubiecta von ei- nerley natuͤrlichen Faͤhigkeit nehmen, deren einer
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vom Zuſchauer und Sehepunckte.
bemercken. Ein Bibliothecarius des Vaticans
ſiehet einen Vorrath von Buͤchern gewiß anders
an, als der Bibliothecarius einer Privatbiblio-
thec, welche gemeiniglich aus Ermangelung der
fonds nicht allzugroß zu ſeyn pflegen: wiewohl
dieſe beyden, als Gelehrte, die Sache auf ge-
wiſſe Weiſe aus einerley Sehepunckte anſehen;
und daher einander ziemlich nahe kommen koͤn-
nen, welchen Sehepunckt wir gleich beſonders be-
mercken wollen.
§. 20.
Sehepunckt der Gelehrten und Ungelehrten.
Gelehrte nennen wir, die mit Wiſſenſchaff-
ten, wenigſtens eine Zeitlang, beſtaͤndig umge-
gangen ſind, und ſich auſſer eintzeln vielen Nach-
richten, eine Faͤhigkeit mit allgemeinen Wahr-
heiten umzugehen erworben haben: denen alſo die
Ungelehrten entgegen geſetzt werden, d. i. ſol-
che, die von abſtracten Wiſſenſchafften keine Er-
kentniß haben, ob ſie gleich ſonſten guten natuͤrli-
chen Verſtand beſitzen, und denſelben durch dieſe
oder jene Kunſt, und durch die bloſſe Erfahrung
gebeſſert haben. Der Unterſcheid dieſer Men-
ſchen, als Zuſchauer betrachtet, iſt folgender:
Daß ein Gelehrter zu allem, was ihm zum er-
ſten mahl vorkommt, dennoch einiger maſſen
zubereitet kommt, und ſich alſo auch eher darein
muß finden koͤnnen, als ein Ungelehrter. Will
man aber bey eintzeln Menſchen eine Vergleichung
anſtellen, ſo muß man allerdings ſubiecta von ei-
nerley natuͤrlichen Faͤhigkeit nehmen, deren einer
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/143>, abgerufen am 03.03.2025.
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