gestellet werden; und die Ursach wird wohl seyn, daß er an dieser Vorstellung ein besonderes Ver- gnügen findet.
§. 14. Sehepunckte bringen ausser den Seiten noch eine gewisse Einsicht hervor.
Wenn denn also gesetzt wird, daß viele Per- sonen einerley Sache auf einer gewissen Sei- te ansehen, so betrachten sie dennoch dieselbe des- wegen noch nicht auf einerley Art; sondern sie beweisen ferner daran eine verschiedene Einsicht. Man führe z. E. eine Menge Kriegs- und Artil- leriekundige, Schüler und Meister in ein Zeug- hauß, so werden sie den grossen Vorrath vom Ge- schütze, alle als eine Sache, die zu ihrer Profes- sion gehöret, ansehen, sie werden ihn auch alle, in Ansehung seines Gebrauchs, und also auf ei- nerley Seite ansehen; aber deswegen doch nicht alle einerley beobachten: Viele werden noch man- ches mit Verwunderung ansehen, was ein ande- rer gar übersiehet: manche werden bloß auf die Menge, andere aber zugleich und hauptsächlich auf die Ordnung achtung geben; einige werden die Proportion der verschiedenen Gattung von Ge- schütze beobachten. Und so werden auch bey Beschauung eines Müntzcabinets die Zuschauer auf gar sehr verschiedene Urtheile verfallen, wel- che von einer verschiedenen Einsicht zeugen.
§. 15.
Fuͤnfftes Capitel,
geſtellet werden; und die Urſach wird wohl ſeyn, daß er an dieſer Vorſtellung ein beſonderes Ver- gnuͤgen findet.
§. 14. Sehepunckte bringen auſſer den Seiten noch eine gewiſſe Einſicht hervor.
Wenn denn alſo geſetzt wird, daß viele Per- ſonen einerley Sache auf einer gewiſſen Sei- te anſehen, ſo betrachten ſie dennoch dieſelbe des- wegen noch nicht auf einerley Art; ſondern ſie beweiſen ferner daran eine verſchiedene Einſicht. Man fuͤhre z. E. eine Menge Kriegs- und Artil- leriekundige, Schuͤler und Meiſter in ein Zeug- hauß, ſo werden ſie den groſſen Vorrath vom Ge- ſchuͤtze, alle als eine Sache, die zu ihrer Profeſ- ſion gehoͤret, anſehen, ſie werden ihn auch alle, in Anſehung ſeines Gebrauchs, und alſo auf ei- nerley Seite anſehen; aber deswegen doch nicht alle einerley beobachten: Viele werden noch man- ches mit Verwunderung anſehen, was ein ande- rer gar uͤberſiehet: manche werden bloß auf die Menge, andere aber zugleich und hauptſaͤchlich auf die Ordnung achtung geben; einige werden die Proportion der verſchiedenen Gattung von Ge- ſchuͤtze beobachten. Und ſo werden auch bey Beſchauung eines Muͤntzcabinets die Zuſchauer auf gar ſehr verſchiedene Urtheile verfallen, wel- che von einer verſchiedenen Einſicht zeugen.
§. 15.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0138"n="102"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Fuͤnfftes Capitel,</hi></fw><lb/>
geſtellet werden; und die Urſach wird wohl ſeyn,<lb/>
daß er an dieſer Vorſtellung ein beſonderes Ver-<lb/>
gnuͤgen findet.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 14.<lb/>
Sehepunckte bringen auſſer den Seiten noch<lb/>
eine gewiſſe Einſicht hervor.</head><lb/><p>Wenn denn alſo geſetzt wird, daß viele Per-<lb/>ſonen <hirendition="#fr">einerley Sache</hi> auf <hirendition="#fr">einer gewiſſen Sei-<lb/>
te</hi> anſehen, ſo betrachten ſie dennoch dieſelbe des-<lb/>
wegen noch nicht auf einerley <hirendition="#fr">Art;</hi>ſondern ſie<lb/>
beweiſen ferner daran eine verſchiedene <hirendition="#fr">Einſicht.</hi><lb/>
Man fuͤhre z. E. eine Menge Kriegs- und Artil-<lb/>
leriekundige, Schuͤler und Meiſter in ein Zeug-<lb/>
hauß, ſo werden ſie den groſſen Vorrath vom Ge-<lb/>ſchuͤtze, alle als eine Sache, die zu ihrer Profeſ-<lb/>ſion gehoͤret, anſehen, ſie werden ihn auch alle,<lb/>
in Anſehung ſeines Gebrauchs, und alſo auf ei-<lb/>
nerley <hirendition="#fr">Seite</hi> anſehen; aber deswegen doch nicht<lb/>
alle einerley beobachten: Viele werden noch man-<lb/>
ches mit Verwunderung anſehen, was ein ande-<lb/>
rer gar uͤberſiehet: manche werden bloß auf die<lb/>
Menge, andere aber zugleich und hauptſaͤchlich<lb/>
auf die Ordnung achtung geben; einige werden<lb/>
die Proportion der verſchiedenen Gattung von Ge-<lb/>ſchuͤtze beobachten. Und ſo werden auch bey<lb/>
Beſchauung eines Muͤntzcabinets die Zuſchauer<lb/>
auf gar ſehr verſchiedene Urtheile verfallen, wel-<lb/>
che von einer verſchiedenen Einſicht zeugen.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 15.</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[102/0138]
Fuͤnfftes Capitel,
geſtellet werden; und die Urſach wird wohl ſeyn,
daß er an dieſer Vorſtellung ein beſonderes Ver-
gnuͤgen findet.
§. 14.
Sehepunckte bringen auſſer den Seiten noch
eine gewiſſe Einſicht hervor.
Wenn denn alſo geſetzt wird, daß viele Per-
ſonen einerley Sache auf einer gewiſſen Sei-
te anſehen, ſo betrachten ſie dennoch dieſelbe des-
wegen noch nicht auf einerley Art; ſondern ſie
beweiſen ferner daran eine verſchiedene Einſicht.
Man fuͤhre z. E. eine Menge Kriegs- und Artil-
leriekundige, Schuͤler und Meiſter in ein Zeug-
hauß, ſo werden ſie den groſſen Vorrath vom Ge-
ſchuͤtze, alle als eine Sache, die zu ihrer Profeſ-
ſion gehoͤret, anſehen, ſie werden ihn auch alle,
in Anſehung ſeines Gebrauchs, und alſo auf ei-
nerley Seite anſehen; aber deswegen doch nicht
alle einerley beobachten: Viele werden noch man-
ches mit Verwunderung anſehen, was ein ande-
rer gar uͤberſiehet: manche werden bloß auf die
Menge, andere aber zugleich und hauptſaͤchlich
auf die Ordnung achtung geben; einige werden
die Proportion der verſchiedenen Gattung von Ge-
ſchuͤtze beobachten. Und ſo werden auch bey
Beſchauung eines Muͤntzcabinets die Zuſchauer
auf gar ſehr verſchiedene Urtheile verfallen, wel-
che von einer verſchiedenen Einſicht zeugen.
§. 15.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/138>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.