Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.Fünfftes Capitel, ten der Verbindungen giebt, unter Leuten, diean einem Orte leben, oder die in der Nähe bey- sammen sind: als Hausgenossen, und diese von verschiedener Gattung, Nachbarn, Mit- bürger, Collegen, Clienten, Creditores u. s. w. und je mehr solche Verbindungen in einer Person zusammen kommen, desto eher kan die eine die andere genau in Obacht nehmen, und einen Zu- schauer in Ansehung seiner mehresten Handlungen abgeben: daher man zu sagen pfleget, man ken- ne jemanden auswendig und inwendig. Nehm- lich worzu jemand nicht gelangen kan, einen Zu- schauer abzugeben, das haben wir das Geheime geheissen (§. 18. C. 3.); welches bey eintzeln Per- sonen, als Personen, mit den Jnnerlichen einerley ist, (denn was so innerlich ist, daß man es äusserlich gantz und gar nicht mercken kan, das kan hier gar nicht in Anschlag kommen). Wer nun wegen seiner vielfachen Verbindung fast alles Thun und Lassen des andern zu beobachten Gelegenheit hat, der erkennet also allerdings sein Auswendiges und Jnwendiges. §. 6. Die Zuschauer eines moralischen Wesens. Bey moralischen Wesen sind augenscheinlich sehr
Fuͤnfftes Capitel, ten der Verbindungen giebt, unter Leuten, diean einem Orte leben, oder die in der Naͤhe bey- ſammen ſind: als Hausgenoſſen, und dieſe von verſchiedener Gattung, Nachbarn, Mit- buͤrger, Collegen, Clienten, Creditores u. ſ. w. und je mehr ſolche Verbindungen in einer Perſon zuſammen kommen, deſto eher kan die eine die andere genau in Obacht nehmen, und einen Zu- ſchauer in Anſehung ſeiner mehreſten Handlungen abgeben: daher man zu ſagen pfleget, man ken- ne jemanden auswendig und inwendig. Nehm- lich worzu jemand nicht gelangen kan, einen Zu- ſchauer abzugeben, das haben wir das Geheime geheiſſen (§. 18. C. 3.); welches bey eintzeln Per- ſonen, als Perſonen, mit den Jnnerlichen einerley iſt, (denn was ſo innerlich iſt, daß man es aͤuſſerlich gantz und gar nicht mercken kan, das kan hier gar nicht in Anſchlag kommen). Wer nun wegen ſeiner vielfachen Verbindung faſt alles Thun und Laſſen des andern zu beobachten Gelegenheit hat, der erkennet alſo allerdings ſein Auswendiges und Jnwendiges. §. 6. Die Zuſchauer eines moraliſchen Weſens. Bey moraliſchen Weſen ſind augenſcheinlich ſehr
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Fuͤnfftes Capitel,
ten der Verbindungen giebt, unter Leuten, die
an einem Orte leben, oder die in der Naͤhe bey-
ſammen ſind: als Hausgenoſſen, und dieſe
von verſchiedener Gattung, Nachbarn, Mit-
buͤrger, Collegen, Clienten, Creditores u. ſ. w.
und je mehr ſolche Verbindungen in einer Perſon
zuſammen kommen, deſto eher kan die eine die
andere genau in Obacht nehmen, und einen Zu-
ſchauer in Anſehung ſeiner mehreſten Handlungen
abgeben: daher man zu ſagen pfleget, man ken-
ne jemanden auswendig und inwendig. Nehm-
lich worzu jemand nicht gelangen kan, einen Zu-
ſchauer abzugeben, das haben wir das Geheime
geheiſſen (§. 18. C. 3.); welches bey eintzeln Per-
ſonen, als Perſonen, mit den Jnnerlichen einerley
iſt, (denn was ſo innerlich iſt, daß man es aͤuſſerlich
gantz und gar nicht mercken kan, das kan hier gar
nicht in Anſchlag kommen). Wer nun wegen
ſeiner vielfachen Verbindung faſt alles Thun und
Laſſen des andern zu beobachten Gelegenheit hat,
der erkennet alſo allerdings ſein Auswendiges und
Jnwendiges.
§. 6.
Die Zuſchauer eines moraliſchen Weſens.
Bey moraliſchen Weſen ſind augenſcheinlich
ſowohl die Mitglieder, als auch die Theilnehmer,
und Fremden, welche nahe bey der Sache ſind
(§. 21. C. 4.), vor Zuſchauer anzuſehen. Denn
alle dieſe wiſſen, und zwar als Gegenwaͤrtige,
was mit und in der Sache vorgehet. Doch ſie-
het man auch gleich, daß ſich alle dieſe Leute auf
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Zitationshilfe: | Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/132>, abgerufen am 03.03.2025. |