Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.v. d. Begebenheiten der Menschen etc. ten Weltgeschichte, welcher Nahme bekannt ge-nug ist, bestehen aus lauter solchen Dingen, wie wir (§. 16. 17. 18. 19.) bemerckt haben. Von eintzeln Personen findet man selten weitere Nach- richt, als in so ferne sie in gewisse moralische We- sen einen Einfluß gehabt, oder besondere Thaten verrichtet, und ausserordentliche Schicksale, wie Ulysses, erlitten haben. Daher wir auch von den übrigen personellen Umständen, selbst grosser Monarchen, wenig Nachricht haben. Das übri- ge wird nehmlich entweder zu ihren natürlichen und nothwendigen Begebenheiten (§. 3.), oder zun alltäglichen Verrichtungen (§. 8.), oder zu den gemeinen Glücks- und Unglücksfällen gehö- ren (§. 11.), die man der Aufmercksamkeit nicht würdig achtet, auch wohl niemanden, als die al- lernächst dabey sind, etwas angehen; andern auch wohl deswegen, als was Geheimes, unbekannt bleiben. Unsere haupthistorische Erkentniß ist da- her die Erkentniß eintzelner Weltbegeben- heiten. §. 21. Alle Begebenheiten haben ihre Arten. Bey allen Dingen, die da sind, oder gesche- helffen F 5
v. d. Begebenheiten der Menſchen ꝛc. ten Weltgeſchichte, welcher Nahme bekannt ge-nug iſt, beſtehen aus lauter ſolchen Dingen, wie wir (§. 16. 17. 18. 19.) bemerckt haben. Von eintzeln Perſonen findet man ſelten weitere Nach- richt, als in ſo ferne ſie in gewiſſe moraliſche We- ſen einen Einfluß gehabt, oder beſondere Thaten verrichtet, und auſſerordentliche Schickſale, wie Ulyſſes, erlitten haben. Daher wir auch von den uͤbrigen perſonellen Umſtaͤnden, ſelbſt groſſer Monarchen, wenig Nachricht haben. Das uͤbri- ge wird nehmlich entweder zu ihren natuͤrlichen und nothwendigen Begebenheiten (§. 3.), oder zun alltaͤglichen Verrichtungen (§. 8.), oder zu den gemeinen Gluͤcks- und Ungluͤcksfaͤllen gehoͤ- ren (§. 11.), die man der Aufmerckſamkeit nicht wuͤrdig achtet, auch wohl niemanden, als die al- lernaͤchſt dabey ſind, etwas angehen; andern auch wohl deswegen, als was Geheimes, unbekannt bleiben. Unſere haupthiſtoriſche Erkentniß iſt da- her die Erkentniß eintzelner Weltbegeben- heiten. §. 21. Alle Begebenheiten haben ihre Arten. Bey allen Dingen, die da ſind, oder geſche- helffen F 5
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v. d. Begebenheiten der Menſchen ꝛc.
ten Weltgeſchichte, welcher Nahme bekannt ge-
nug iſt, beſtehen aus lauter ſolchen Dingen, wie
wir (§. 16. 17. 18. 19.) bemerckt haben. Von
eintzeln Perſonen findet man ſelten weitere Nach-
richt, als in ſo ferne ſie in gewiſſe moraliſche We-
ſen einen Einfluß gehabt, oder beſondere Thaten
verrichtet, und auſſerordentliche Schickſale, wie
Ulyſſes, erlitten haben. Daher wir auch von
den uͤbrigen perſonellen Umſtaͤnden, ſelbſt groſſer
Monarchen, wenig Nachricht haben. Das uͤbri-
ge wird nehmlich entweder zu ihren natuͤrlichen
und nothwendigen Begebenheiten (§. 3.), oder
zun alltaͤglichen Verrichtungen (§. 8.), oder zu
den gemeinen Gluͤcks- und Ungluͤcksfaͤllen gehoͤ-
ren (§. 11.), die man der Aufmerckſamkeit nicht
wuͤrdig achtet, auch wohl niemanden, als die al-
lernaͤchſt dabey ſind, etwas angehen; andern auch
wohl deswegen, als was Geheimes, unbekannt
bleiben. Unſere haupthiſtoriſche Erkentniß iſt da-
her die Erkentniß eintzelner Weltbegeben-
heiten.
§. 21.
Alle Begebenheiten haben ihre Arten.
Bey allen Dingen, die da ſind, oder geſche-
hen, haben wir zwar allgemeine Begriffe, dar-
unter die eintzeln Geſchaͤffte und Begebenheiten
koͤnnen gebracht werden, als Krieg, Frieden,
Reiſen, Kuͤnſte, Staͤdte, Kranckheiten, Be-
ſchimpffungen, u. ſ. w. dieſe allgemeinen Begriffe
aber ſind kein Stuͤck der hiſtoriſchen Erkentniß, ſon-
dern entſtehen aus derſelben durch die Abſtraction;
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