Es ist sehr gewöhnlich, sich einen Menschen, als den Mittelpunckt vieler andern vorzustellen, von denen er theils in Ansehung seiner Erzeugung abhänget, und die er theils erzeuget hat: welches denn seine Vorfahren, theils seine Nachkom- men unter sich begreifft. Er wird in Ansehung der ersteren, als ein Zweig, in Ansehung aber der letztern, als der Stammvater angesehen. Wenn nun die um ihn herumstehenden Personen ein besonderes Ansehen haben, so kan es nicht fehlen, daß ihm dieses ein grosses Ansehen, und eine ansehnliche Gestalt giebt; weil wir bey cörperlichen Dingen das Ansehen derselben eben- falls, nach den umstehenden Dingen, zu schätzen pflegen (§. 23. C. 2.).
§. 15. Zufällige Verbindung vieler Menschen- geschichte.
Man pflegt auch vieler Menschen ihre Ge- schichte, nach der Einbildungskrafft, mit einan- der zu verbinden, wegen einer gewissen Aehnlich- keit, obgleich sonsten ihre Begebenheiten keine Verbindung mit einander haben. So sind des Spizeliiglückliche und unglückliche Gelehr- te, Goetzens gelehrte Junggesellen bekannt. Mein sel. Vetter, U. G. Siber, hat von den berühmten Alemannen, und Gottschalcken geschrieben, auch von denen Makarien, und Martinen zu schreiben vorgehabt. Jn der in-
nerlichen
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v. d. Begebenheiten der Menſchen ꝛc.
§. 14. Geſchlechtsnachrichten.
Es iſt ſehr gewoͤhnlich, ſich einen Menſchen, als den Mittelpunckt vieler andern vorzuſtellen, von denen er theils in Anſehung ſeiner Erzeugung abhaͤnget, und die er theils erzeuget hat: welches denn ſeine Vorfahren, theils ſeine Nachkom- men unter ſich begreifft. Er wird in Anſehung der erſteren, als ein Zweig, in Anſehung aber der letztern, als der Stammvater angeſehen. Wenn nun die um ihn herumſtehenden Perſonen ein beſonderes Anſehen haben, ſo kan es nicht fehlen, daß ihm dieſes ein groſſes Anſehen, und eine anſehnliche Geſtalt giebt; weil wir bey coͤrperlichen Dingen das Anſehen derſelben eben- falls, nach den umſtehenden Dingen, zu ſchaͤtzen pflegen (§. 23. C. 2.).
§. 15. Zufaͤllige Verbindung vieler Menſchen- geſchichte.
Man pflegt auch vieler Menſchen ihre Ge- ſchichte, nach der Einbildungskrafft, mit einan- der zu verbinden, wegen einer gewiſſen Aehnlich- keit, obgleich ſonſten ihre Begebenheiten keine Verbindung mit einander haben. So ſind des Spizeliigluͤckliche und ungluͤckliche Gelehr- te, Goetzens gelehrte Junggeſellen bekannt. Mein ſel. Vetter, U. G. Siber, hat von den beruͤhmten Alemannen, und Gottſchalcken geſchrieben, auch von denen Makarien, und Martinen zu ſchreiben vorgehabt. Jn der in-
nerlichen
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v. d. Begebenheiten der Menſchen ꝛc.
§. 14.
Geſchlechtsnachrichten.
Es iſt ſehr gewoͤhnlich, ſich einen Menſchen,
als den Mittelpunckt vieler andern vorzuſtellen,
von denen er theils in Anſehung ſeiner Erzeugung
abhaͤnget, und die er theils erzeuget hat: welches
denn ſeine Vorfahren, theils ſeine Nachkom-
men unter ſich begreifft. Er wird in Anſehung
der erſteren, als ein Zweig, in Anſehung aber
der letztern, als der Stammvater angeſehen.
Wenn nun die um ihn herumſtehenden Perſonen
ein beſonderes Anſehen haben, ſo kan es nicht
fehlen, daß ihm dieſes ein groſſes Anſehen, und
eine anſehnliche Geſtalt giebt; weil wir bey
coͤrperlichen Dingen das Anſehen derſelben eben-
falls, nach den umſtehenden Dingen, zu ſchaͤtzen
pflegen (§. 23. C. 2.).
§. 15.
Zufaͤllige Verbindung vieler Menſchen-
geſchichte.
Man pflegt auch vieler Menſchen ihre Ge-
ſchichte, nach der Einbildungskrafft, mit einan-
der zu verbinden, wegen einer gewiſſen Aehnlich-
keit, obgleich ſonſten ihre Begebenheiten keine
Verbindung mit einander haben. So ſind des
Spizelii gluͤckliche und ungluͤckliche Gelehr-
te, Goetzens gelehrte Junggeſellen bekannt.
Mein ſel. Vetter, U. G. Siber, hat von den
beruͤhmten Alemannen, und Gottſchalcken
geſchrieben, auch von denen Makarien, und
Martinen zu ſchreiben vorgehabt. Jn der in-
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/121>, abgerufen am 23.11.2024.
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