Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.v. d. Begebenheiten der Menschen etc. wisse Art menschlicher Zustände, allgemein be-kannt seyn sollte; dergestalt, daß man einen sol- chen Zustand als ein moralisches Wesen betrach- tet; die Armuth, die Kranckheiten, die Aemter, die Ergötzungen, alles hat schon seinen bekannten Nahmen, und ist ein schon bekannter Zustand. Da- her so bald der Mensch gebohren, ja so bald er empfangen worden, befindet er sich in einem ge- wissen Stande; der wie er das erste mahl in der Welt vorgekommen ist, schon Aufsehens mag ge- macht haben; als z. E. ein Vater und Mutter- loßer Wayse zu seyn; aber nunmehro schon so bekannt ist, daß jeder mit einem allgemeinem Be- griffe solches Standes versehen ist. §. 5. Wie man den Stand eines Menschen Jeder Mensch befindet sich in mancherley §. 6. im gemeinen Leben zu rechnen pfleget. Nun fragt es sich: welches der vornehmste mand
v. d. Begebenheiten der Menſchen ꝛc. wiſſe Art menſchlicher Zuſtaͤnde, allgemein be-kannt ſeyn ſollte; dergeſtalt, daß man einen ſol- chen Zuſtand als ein moraliſches Weſen betrach- tet; die Armuth, die Kranckheiten, die Aemter, die Ergoͤtzungen, alles hat ſchon ſeinen bekannten Nahmen, und iſt ein ſchon bekannter Zuſtand. Da- her ſo bald der Menſch gebohren, ja ſo bald er empfangen worden, befindet er ſich in einem ge- wiſſen Stande; der wie er das erſte mahl in der Welt vorgekommen iſt, ſchon Aufſehens mag ge- macht haben; als z. E. ein Vater und Mutter- loßer Wayſe zu ſeyn; aber nunmehro ſchon ſo bekannt iſt, daß jeder mit einem allgemeinem Be- griffe ſolches Standes verſehen iſt. §. 5. Wie man den Stand eines Menſchen Jeder Menſch befindet ſich in mancherley §. 6. im gemeinen Leben zu rechnen pfleget. Nun fragt es ſich: welches der vornehmſte mand
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v. d. Begebenheiten der Menſchen ꝛc.
wiſſe Art menſchlicher Zuſtaͤnde, allgemein be-
kannt ſeyn ſollte; dergeſtalt, daß man einen ſol-
chen Zuſtand als ein moraliſches Weſen betrach-
tet; die Armuth, die Kranckheiten, die Aemter,
die Ergoͤtzungen, alles hat ſchon ſeinen bekannten
Nahmen, und iſt ein ſchon bekannter Zuſtand. Da-
her ſo bald der Menſch gebohren, ja ſo bald er
empfangen worden, befindet er ſich in einem ge-
wiſſen Stande; der wie er das erſte mahl in der
Welt vorgekommen iſt, ſchon Aufſehens mag ge-
macht haben; als z. E. ein Vater und Mutter-
loßer Wayſe zu ſeyn; aber nunmehro ſchon ſo
bekannt iſt, daß jeder mit einem allgemeinem Be-
griffe ſolches Standes verſehen iſt.
§. 5.
Wie man den Stand eines Menſchen
Jeder Menſch befindet ſich in mancherley
Stande: er iſt z. E. ein Buͤrger, ein Handwercks-
mann, ein Ehemann, ein Kirchenvorſteher, ein
Vormund, ein Nachbar u. ſ. w. Man ſehe nur,
wie viel Dienſte manchmahl ein einiger Mann
hat. Unterdeſſen pflegen wir jedem nur einen
Stand zuzuſchreiben; und da gilt die Regel: a po-
tiori ſit denominatio. Den vornehmſten Stand
eines Menſchen pflegt man alſo ſchlechtweg den
Stand deſſelben zu nennen.
§. 6.
im gemeinen Leben zu rechnen pfleget.
Nun fragt es ſich: welches der vornehmſte
Stand ſey? hier koͤnnen dreyerley in Anſchlag
kommen. 1. Derjenige Stand, womit ſich je-
mand
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