gut bestellt seyn, als da ist das Waarenlager: das Geheime kan auch noch in guter Verfassung seyn, wenn nehmlich die Handlung ein grosses in Cassa oder auf Conto bey andern stehen hat. Laß es aber seyn, daß dieselbe ietzo von unverständigen und untreuen Handlungsführern getrieben wird, so ist es mit derselben, voriger guten Umstände ungeachtet, doch in Ansehung des Jnnerlichen schlecht bestellt. Also bey einer Academie kan das Aeusserliche und Geheime noch viel Splendeur ha- ben: wenn aber den Lehrern die Fähigkeit zu ab- strahiren abgehet, so wird sich aus der Folge der da aufwachsender Lehrer, welche immer seichter werden, offenbaren, daß in dem Jnnerlichen ein Fehler verborgen gewesen seyn müsse.
§. 19. Seiten der moralischen Dinge?
Das Wort Seite gehört eigentlich vor die Cörper (§. 16. C. 1.); aber es ist schon längst ge- wöhnlich, daß man so gar allen Dingen, und also auch insbesondere denen moralischen Wesen, Seiten beylegt. Man kan den Ehestand, den Soldatenstand, das Seewesen auf dieser und auf jener Seite betrachten. Dieses muß nun von der Betrachtung besonderer und eintzelner Theile und Umstände der Sache was unterschiedenes seyn, und bestehet darinnen, daß man vielen Theilen, die aus besondern Ursachen von uns zu- sammen genommen werden, zusammen betrach- tet: also siehet man die Sachen auf der guten und schlimmen, auf der schweren und leichten
Seite,
Drittes Capitel,
gut beſtellt ſeyn, als da iſt das Waarenlager: das Geheime kan auch noch in guter Verfaſſung ſeyn, wenn nehmlich die Handlung ein groſſes in Caſſa oder auf Conto bey andern ſtehen hat. Laß es aber ſeyn, daß dieſelbe ietzo von unverſtaͤndigen und untreuen Handlungsfuͤhrern getrieben wird, ſo iſt es mit derſelben, voriger guten Umſtaͤnde ungeachtet, doch in Anſehung des Jnnerlichen ſchlecht beſtellt. Alſo bey einer Academie kan das Aeuſſerliche und Geheime noch viel Splendeur ha- ben: wenn aber den Lehrern die Faͤhigkeit zu ab- ſtrahiren abgehet, ſo wird ſich aus der Folge der da aufwachſender Lehrer, welche immer ſeichter werden, offenbaren, daß in dem Jnnerlichen ein Fehler verborgen geweſen ſeyn muͤſſe.
§. 19. Seiten der moraliſchen Dinge?
Das Wort Seite gehoͤrt eigentlich vor die Coͤrper (§. 16. C. 1.); aber es iſt ſchon laͤngſt ge- woͤhnlich, daß man ſo gar allen Dingen, und alſo auch insbeſondere denen moraliſchen Weſen, Seiten beylegt. Man kan den Eheſtand, den Soldatenſtand, das Seeweſen auf dieſer und auf jener Seite betrachten. Dieſes muß nun von der Betrachtung beſonderer und eintzelner Theile und Umſtaͤnde der Sache was unterſchiedenes ſeyn, und beſtehet darinnen, daß man vielen Theilen, die aus beſondern Urſachen von uns zu- ſammen genommen werden, zuſammen betrach- tet: alſo ſiehet man die Sachen auf der guten und ſchlimmen, auf der ſchweren und leichten
Seite,
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Drittes Capitel,
gut beſtellt ſeyn, als da iſt das Waarenlager:
das Geheime kan auch noch in guter Verfaſſung
ſeyn, wenn nehmlich die Handlung ein groſſes in
Caſſa oder auf Conto bey andern ſtehen hat. Laß
es aber ſeyn, daß dieſelbe ietzo von unverſtaͤndigen
und untreuen Handlungsfuͤhrern getrieben wird,
ſo iſt es mit derſelben, voriger guten Umſtaͤnde
ungeachtet, doch in Anſehung des Jnnerlichen
ſchlecht beſtellt. Alſo bey einer Academie kan das
Aeuſſerliche und Geheime noch viel Splendeur ha-
ben: wenn aber den Lehrern die Faͤhigkeit zu ab-
ſtrahiren abgehet, ſo wird ſich aus der Folge der
da aufwachſender Lehrer, welche immer ſeichter
werden, offenbaren, daß in dem Jnnerlichen ein
Fehler verborgen geweſen ſeyn muͤſſe.
§. 19.
Seiten der moraliſchen Dinge?
Das Wort Seite gehoͤrt eigentlich vor die
Coͤrper (§. 16. C. 1.); aber es iſt ſchon laͤngſt ge-
woͤhnlich, daß man ſo gar allen Dingen, und
alſo auch insbeſondere denen moraliſchen Weſen,
Seiten beylegt. Man kan den Eheſtand, den
Soldatenſtand, das Seeweſen auf dieſer und auf
jener Seite betrachten. Dieſes muß nun von der
Betrachtung beſonderer und eintzelner Theile
und Umſtaͤnde der Sache was unterſchiedenes
ſeyn, und beſtehet darinnen, daß man vielen
Theilen, die aus beſondern Urſachen von uns zu-
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/108>, abgerufen am 03.03.2025.
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