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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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sich einen Begriff machen kann, wenn man die Saite so dämpft, daß sie nicht klingen
kann, und sodann sie mit dem Bogen streicht; bey allen Blasinstrumenten hört man
die Reibung der Luft an der Oeffnung, durch welche sie angeblasen werden, und an den
Saitenwänden; nur ist, wenn die Jnstrumente gut behandelt werden, dieses Geräusch
im Verhältniß des eigentlichen Klanges so schwach, daß es keine beträchtliche oder
unangenehme Würkung thut.

Vielleicht besteht das Wesen solcher Modificationen des Klanges, so wie überhaupt
auch ein Geräusch in ungleichartigen Zitterungen der kleinern Theile eines elastischen Körpers,
ungefähr wie diejenigen, aus welchen vormahls, ehe man die schwingenden Bewegungen
klingender Körper besser kennen lernte, la Hire, Carre, Musschenbroek und Erx-
leben
die Natur eines Klanges erklären wollten.

Anm. Jm Deutschen hat man kein eigenes Wort für diese Modificationen eines Klanges, im
Französischen drückt man sie durch das Wort timbre aus. Dagegen ist aber die Deutsche Sprache
darin reicher, daß man Schall und Klang, die wie genus und species verschieden sind, durch
zwey verschiedene Worte bezeichnen kann, wofür man in vielen andern Sprachen nur ein Wort
son, suono u. s. w. hat.
45.

Da sich von der Natur eines Geräusches noch so wenig bestimmtes sagen läßt, so
werden hier nur die Eigenschaften eines Klanges weiter können erläutert werden.

Jeder klingende Körper kann sehr verschiedene Arten der schwingenden Bewegung
annehmen, deren jede in einem bestimmten Tonverhältnisse gegen die übrigen steht. Er kann
in gewissen Fällen in seiner ganzen Ausdehnung (mit Ausnahme eines oder zweyer Puncte,
wo er festgehalten wird) schwingen, er kann sich aber auch auf sehr mannigfaltige Art in Theile
theilen, die nach entgegengesetzten Richtungen schwingen, während die zwischen diesen Theilen
befindlichen Stellen, die man Schwingungsknoten nennt, in Ruhe bleiben. An diesen
Stellen kann man den klingenden Körper, ohne daß die Schwingungen dadurch gehindert
werden, berühren, auflegen, oder halten, hingegen muß der Stoß oder die Reibung, wo-
durch er in Bewegung gesetzt wird, an keiner solchen Stelle, sondern an einem schwingenden
Theile angebracht werden. Die Theile, in welche sich der klingende Körper theilt, haben
allemahl gegen einander ein solches Verhältniß der Größe, als erforderlich ist, um in gleicher
Geschwindigreit schwingen zu konnen; ein schwingender Theil, der sich an einem freyen Ende

ſich einen Begriff machen kann, wenn man die Saite ſo daͤmpft, daß ſie nicht klingen
kann, und ſodann ſie mit dem Bogen ſtreicht; bey allen Blasinſtrumenten hoͤrt man
die Reibung der Luft an der Oeffnung, durch welche ſie angeblaſen werden, und an den
Saitenwaͤnden; nur iſt, wenn die Jnſtrumente gut behandelt werden, dieſes Geraͤuſch
im Verhaͤltniß des eigentlichen Klanges ſo ſchwach, daß es keine betraͤchtliche oder
unangenehme Wuͤrkung thut.

Vielleicht beſteht das Weſen ſolcher Modificationen des Klanges, ſo wie uͤberhaupt
auch ein Geraͤuſch in ungleichartigen Zitterungen der kleinern Theile eines elaſtiſchen Koͤrpers,
ungefaͤhr wie diejenigen, aus welchen vormahls, ehe man die ſchwingenden Bewegungen
klingender Koͤrper beſſer kennen lernte, la Hire, Carré, Muſſchenbroek und Erx-
leben
die Natur eines Klanges erklaͤren wollten.

Anm. Jm Deutſchen hat man kein eigenes Wort fuͤr dieſe Modificationen eines Klanges, im
Franzoͤſiſchen druͤckt man ſie durch das Wort timbre aus. Dagegen iſt aber die Deutſche Sprache
darin reicher, daß man Schall und Klang, die wie genus und species verſchieden ſind, durch
zwey verſchiedene Worte bezeichnen kann, wofuͤr man in vielen andern Sprachen nur ein Wort
son, suono u. ſ. w. hat.
45.

Da ſich von der Natur eines Geraͤuſches noch ſo wenig beſtimmtes ſagen laͤßt, ſo
werden hier nur die Eigenſchaften eines Klanges weiter koͤnnen erlaͤutert werden.

Jeder klingende Koͤrper kann ſehr verſchiedene Arten der ſchwingenden Bewegung
annehmen, deren jede in einem beſtimmten Tonverhaͤltniſſe gegen die uͤbrigen ſteht. Er kann
in gewiſſen Faͤllen in ſeiner ganzen Ausdehnung (mit Ausnahme eines oder zweyer Puncte,
wo er feſtgehalten wird) ſchwingen, er kann ſich aber auch auf ſehr mannigfaltige Art in Theile
theilen, die nach entgegengeſetzten Richtungen ſchwingen, waͤhrend die zwiſchen dieſen Theilen
befindlichen Stellen, die man Schwingungsknoten nennt, in Ruhe bleiben. An dieſen
Stellen kann man den klingenden Koͤrper, ohne daß die Schwingungen dadurch gehindert
werden, beruͤhren, auflegen, oder halten, hingegen muß der Stoß oder die Reibung, wo-
durch er in Bewegung geſetzt wird, an keiner ſolchen Stelle, ſondern an einem ſchwingenden
Theile angebracht werden. Die Theile, in welche ſich der klingende Koͤrper theilt, haben
allemahl gegen einander ein ſolches Verhaͤltniß der Groͤße, als erforderlich iſt, um in gleicher
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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/95>, abgerufen am 21.11.2024.