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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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nik und Analyse es zuläßt, auch durch Berechnungen und durch Folgen von Schlüssen bestim-
men, aber zu genauer Bestimmung der Natur eines Geräusches sind noch keine Mittel bekannt.

44.

Nicht alle elastischen Körper können einen Klang geben; solche, die es wegen Mangel
der dazu gehörigen gleichförmigen Elasticität, oder wegen mancher äußern oder innern Hin-
dernisse nicht können, geben doch wenigstens ein Geräusch, wenn sie durch einen Stoß oder
Zug, oder durch eine Reibung, die hier wie eine Folge von Stößen oder Zügen, die in
schiefer Richtung geschehen, würkt, in eine hinlänglich schnelle und starke zitternde Bewegung
gesetzt werden. Jeder würkliche Klang ist sehr verschiedener Modificationen fähig,
deren Wesen noch ganz unbekannt ist, die aber wahrscheinlich von einiger Beymischung eines
Geräusches herrühren. Wenn nähmlich mehrere Menschen- oder Thierstimmen oder mehrere
Jnstrumente einerley Ton angeben, so kann bey einerley Dauer und Stärke des Klanges, so
wie auch öfters bey einerley Schwingungsart die Würkung doch sehr verschieden seyn. Der
Grund davon kann liegen,

1) in der Beschaffenheit des klingenden Körpers selbst. Wenn klingende
Körper nur in Ansehung der Materie verschieden sind, aber in Ansehung der Gestalt,
der Schwingungsart, des Tones, und der Art, wie sie in Bewegung gesetzt werden,
vollkommen mit einander übereinstimmen, so wird man doch eine Verschiedenheit be-
merken können, wie z. B. an Stahl- und Darmsaiten, oder an Stäben von Metall
und Holz. Dieses rührt allem Ansehen nach von einem mit dem eigentlichen Klange
verbundenen schwachen Geräusche her, welches um so stärker ist, je zäher und je weniger
elastisch der klingende Körper ist, und je mehrere Hindernisse der Schwingungen sich
etwa in der ungleichartigen Conststenz und in den verschiedenen Stemmungen und Rei-
bungen der innern Theile desselben finden. Die Gestalt des klingenden Körpers, und
die Verschiedenheit der Schwingungsarten trägt meistens nur wenig zu einer verschie-
denen Würkung des Klanges bey.
2) Jn der Beschaffenheit der Körper, von welchen, und an welche der
klingende Körper gestoßen oder gerieden wird.
So hört man z. B. bey
den Stimmen der Menschen und Thiere die Reibung der Luft an den Stimmwerkzeugta;
bey jedem Geigen-Jnstrumente die Reibung des Bogens an der Saite, wovon man

nik und Analyſe es zulaͤßt, auch durch Berechnungen und durch Folgen von Schluͤſſen beſtim-
men, aber zu genauer Beſtimmung der Natur eines Geraͤuſches ſind noch keine Mittel bekannt.

44.

Nicht alle elaſtiſchen Koͤrper koͤnnen einen Klang geben; ſolche, die es wegen Mangel
der dazu gehoͤrigen gleichfoͤrmigen Elaſticitaͤt, oder wegen mancher aͤußern oder innern Hin-
derniſſe nicht koͤnnen, geben doch wenigſtens ein Geraͤuſch, wenn ſie durch einen Stoß oder
Zug, oder durch eine Reibung, die hier wie eine Folge von Stoͤßen oder Zuͤgen, die in
ſchiefer Richtung geſchehen, wuͤrkt, in eine hinlaͤnglich ſchnelle und ſtarke zitternde Bewegung
geſetzt werden. Jeder wuͤrkliche Klang iſt ſehr verſchiedener Modificationen faͤhig,
deren Weſen noch ganz unbekannt iſt, die aber wahrſcheinlich von einiger Beymiſchung eines
Geraͤuſches herruͤhren. Wenn naͤhmlich mehrere Menſchen- oder Thierſtimmen oder mehrere
Jnſtrumente einerley Ton angeben, ſo kann bey einerley Dauer und Staͤrke des Klanges, ſo
wie auch oͤfters bey einerley Schwingungsart die Wuͤrkung doch ſehr verſchieden ſeyn. Der
Grund davon kann liegen,

1) in der Beſchaffenheit des klingenden Koͤrpers ſelbſt. Wenn klingende
Koͤrper nur in Anſehung der Materie verſchieden ſind, aber in Anſehung der Geſtalt,
der Schwingungsart, des Tones, und der Art, wie ſie in Bewegung geſetzt werden,
vollkommen mit einander uͤbereinſtimmen, ſo wird man doch eine Verſchiedenheit be-
merken koͤnnen, wie z. B. an Stahl- und Darmſaiten, oder an Staͤben von Metall
und Holz. Dieſes ruͤhrt allem Anſehen nach von einem mit dem eigentlichen Klange
verbundenen ſchwachen Geraͤuſche her, welches um ſo ſtaͤrker iſt, je zaͤher und je weniger
elaſtiſch der klingende Koͤrper iſt, und je mehrere Hinderniſſe der Schwingungen ſich
etwa in der ungleichartigen Conſtſtenz und in den verſchiedenen Stemmungen und Rei-
bungen der innern Theile deſſelben finden. Die Geſtalt des klingenden Koͤrpers, und
die Verſchiedenheit der Schwingungsarten traͤgt meiſtens nur wenig zu einer verſchie-
denen Wuͤrkung des Klanges bey.
2) Jn der Beſchaffenheit der Koͤrper, von welchen, und an welche der
klingende Koͤrper geſtoßen oder gerieden wird.
So hoͤrt man z. B. bey
den Stimmen der Menſchen und Thiere die Reibung der Luft an den Stimmwerkzeugta;
bey jedem Geigen-Jnſtrumente die Reibung des Bogens an der Saite, wovon man
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[60/0094] nik und Analyſe es zulaͤßt, auch durch Berechnungen und durch Folgen von Schluͤſſen beſtim- men, aber zu genauer Beſtimmung der Natur eines Geraͤuſches ſind noch keine Mittel bekannt. 44. Nicht alle elaſtiſchen Koͤrper koͤnnen einen Klang geben; ſolche, die es wegen Mangel der dazu gehoͤrigen gleichfoͤrmigen Elaſticitaͤt, oder wegen mancher aͤußern oder innern Hin- derniſſe nicht koͤnnen, geben doch wenigſtens ein Geraͤuſch, wenn ſie durch einen Stoß oder Zug, oder durch eine Reibung, die hier wie eine Folge von Stoͤßen oder Zuͤgen, die in ſchiefer Richtung geſchehen, wuͤrkt, in eine hinlaͤnglich ſchnelle und ſtarke zitternde Bewegung geſetzt werden. Jeder wuͤrkliche Klang iſt ſehr verſchiedener Modificationen faͤhig, deren Weſen noch ganz unbekannt iſt, die aber wahrſcheinlich von einiger Beymiſchung eines Geraͤuſches herruͤhren. Wenn naͤhmlich mehrere Menſchen- oder Thierſtimmen oder mehrere Jnſtrumente einerley Ton angeben, ſo kann bey einerley Dauer und Staͤrke des Klanges, ſo wie auch oͤfters bey einerley Schwingungsart die Wuͤrkung doch ſehr verſchieden ſeyn. Der Grund davon kann liegen, 1) in der Beſchaffenheit des klingenden Koͤrpers ſelbſt. Wenn klingende Koͤrper nur in Anſehung der Materie verſchieden ſind, aber in Anſehung der Geſtalt, der Schwingungsart, des Tones, und der Art, wie ſie in Bewegung geſetzt werden, vollkommen mit einander uͤbereinſtimmen, ſo wird man doch eine Verſchiedenheit be- merken koͤnnen, wie z. B. an Stahl- und Darmſaiten, oder an Staͤben von Metall und Holz. Dieſes ruͤhrt allem Anſehen nach von einem mit dem eigentlichen Klange verbundenen ſchwachen Geraͤuſche her, welches um ſo ſtaͤrker iſt, je zaͤher und je weniger elaſtiſch der klingende Koͤrper iſt, und je mehrere Hinderniſſe der Schwingungen ſich etwa in der ungleichartigen Conſtſtenz und in den verſchiedenen Stemmungen und Rei- bungen der innern Theile deſſelben finden. Die Geſtalt des klingenden Koͤrpers, und die Verſchiedenheit der Schwingungsarten traͤgt meiſtens nur wenig zu einer verſchie- denen Wuͤrkung des Klanges bey. 2) Jn der Beſchaffenheit der Koͤrper, von welchen, und an welche der klingende Koͤrper geſtoßen oder gerieden wird. So hoͤrt man z. B. bey den Stimmen der Menſchen und Thiere die Reibung der Luft an den Stimmwerkzeugta; bey jedem Geigen-Jnſtrumente die Reibung des Bogens an der Saite, wovon man

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/94>, abgerufen am 21.11.2024.