Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite
hat, wegen mancher einzelnen unrichtigen Behauptungen, von denen er
manche in späterer Zeit selbst berichtigt hat, und andere, z. B. die der
Erfahrung nicht gemäßen Angaben der Schwingungen eines Ringes und
einer Glocke, bey noch längern Leben und nach genauerer Untersuchung
der Gegenstände wahrscheinlich würde berichtigt haben, den mindesten
Vorwurf machen, und nicht vielmehr die vielen von ihm gegebenen Bey-
träge mit Dank und Achtung aufnehmen wollte.
La Grange. Dieser ehrwürdige Veteran, welcher immer noch fortfährt,
mit eben der Thätigkeit, wie ehemahls, für die Vervollkommung der hö-
hern Mechanik und Analyse nützlich zu seyn, hat sich auch um mehrere
Gegenstände der Akustik besonders in dem ersten und zweyten Bande der
Schriften der Turiner Akademie der Wissenschaften sehr verdient gemacht.
J. H. Lambert; von ihm sind lehrreiche Aufsätze über die Töne der Blas-
instrumente und über die Fortleitung des Schalles durch die Luft [in] den
Mem. der Berliner Akademie der Wissenschaften enthalten.
Graf Giordano Riccati, welcher außer einigen andern Abhandlungen
durch sein Buch delle corde ovvero fibre elastiche, Bologna, 1767, 4,
vieles zu besserer Kenntniß verschiedener akustischen Gegenstände beygetra-
gen hat. Wie wenig öfters die vorzüglichsten wissenschaftlichen Bücher
gekannt und geschätzt werden, davon ist dieses ein Beyspiel, daß ich an
einem Orte, wo sich mehrere Physiker und Mathematiker aufhalten, und
wo es viel literarisches Verkehr giebt, dieses trefliche Werk in einer
Auction für zwey Groschen (!) erhielt. Auch habe ich in keiner deut-
schen gelehrten Zeitung, selbst nicht in der Göttingischen, eine Anzeige
davon finden können.

So wie nun mehrere akustische Abhandlungen dieser und anderer ver-
dienstvollen Männer nicht gehörig bekannt und benutzt worden sind, eben so ist
dieses der Fall in manchen andern Fächern der Naturkunde. Da nun nicht
jeder die Gedult und Gelegenheit haben möchte, von Schriften gelehrter Ge-

hat, wegen mancher einzelnen unrichtigen Behauptungen, von denen er
manche in ſpaͤterer Zeit ſelbſt berichtigt hat, und andere, z. B. die der
Erfahrung nicht gemaͤßen Angaben der Schwingungen eines Ringes und
einer Glocke, bey noch laͤngern Leben und nach genauerer Unterſuchung
der Gegenſtaͤnde wahrſcheinlich wuͤrde berichtigt haben, den mindeſten
Vorwurf machen, und nicht vielmehr die vielen von ihm gegebenen Bey-
traͤge mit Dank und Achtung aufnehmen wollte.
La Grange. Dieſer ehrwuͤrdige Veteran, welcher immer noch fortfaͤhrt,
mit eben der Thaͤtigkeit, wie ehemahls, fuͤr die Vervollkommung der hoͤ-
hern Mechanik und Analyſe nuͤtzlich zu ſeyn, hat ſich auch um mehrere
Gegenſtaͤnde der Akuſtik beſonders in dem erſten und zweyten Bande der
Schriften der Turiner Akademie der Wiſſenſchaften ſehr verdient gemacht.
J. H. Lambert; von ihm ſind lehrreiche Aufſaͤtze uͤber die Toͤne der Blas-
inſtrumente und uͤber die Fortleitung des Schalles durch die Luft [in] den
Mém. der Berliner Akademie der Wiſſenſchaften enthalten.
Graf Giordano Riccati, welcher außer einigen andern Abhandlungen
durch ſein Buch delle corde ovvero fibre elastiche, Bologna, 1767, 4,
vieles zu beſſerer Kenntniß verſchiedener akuſtiſchen Gegenſtaͤnde beygetra-
gen hat. Wie wenig oͤfters die vorzuͤglichſten wiſſenſchaftlichen Buͤcher
gekannt und geſchaͤtzt werden, davon iſt dieſes ein Beyſpiel, daß ich an
einem Orte, wo ſich mehrere Phyſiker und Mathematiker aufhalten, und
wo es viel literariſches Verkehr giebt, dieſes trefliche Werk in einer
Auction fuͤr zwey Groſchen (!) erhielt. Auch habe ich in keiner deut-
ſchen gelehrten Zeitung, ſelbſt nicht in der Goͤttingiſchen, eine Anzeige
davon finden koͤnnen.

So wie nun mehrere akuſtiſche Abhandlungen dieſer und anderer ver-
dienſtvollen Maͤnner nicht gehoͤrig bekannt und benutzt worden ſind, eben ſo iſt
dieſes der Fall in manchen andern Faͤchern der Naturkunde. Da nun nicht
jeder die Gedult und Gelegenheit haben moͤchte, von Schriften gelehrter Ge-

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface">
        <list>
          <item><pb facs="#f0007" n="V"/>
hat, wegen mancher einzelnen unrichtigen Behauptungen, von denen er<lb/>
manche in &#x017F;pa&#x0364;terer Zeit &#x017F;elb&#x017F;t berichtigt hat, und andere, z. B. die der<lb/>
Erfahrung nicht gema&#x0364;ßen Angaben der Schwingungen eines Ringes und<lb/>
einer Glocke, bey noch la&#x0364;ngern Leben und nach genauerer Unter&#x017F;uchung<lb/>
der Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde wahr&#x017F;cheinlich wu&#x0364;rde berichtigt haben, den minde&#x017F;ten<lb/>
Vorwurf machen, und nicht vielmehr die vielen von ihm gegebenen Bey-<lb/>
tra&#x0364;ge mit Dank und Achtung aufnehmen wollte.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#g">La Grange.</hi> Die&#x017F;er ehrwu&#x0364;rdige Veteran, welcher immer noch fortfa&#x0364;hrt,<lb/>
mit eben der Tha&#x0364;tigkeit, wie ehemahls, fu&#x0364;r die Vervollkommung der ho&#x0364;-<lb/>
hern Mechanik und Analy&#x017F;e nu&#x0364;tzlich zu &#x017F;eyn, hat &#x017F;ich auch um mehrere<lb/>
Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde der Aku&#x017F;tik be&#x017F;onders in dem er&#x017F;ten und zweyten Bande der<lb/>
Schriften der Turiner Akademie der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften &#x017F;ehr verdient gemacht.</item><lb/>
          <item>J. H. <hi rendition="#g">Lambert;</hi> von ihm &#x017F;ind lehrreiche Auf&#x017F;a&#x0364;tze u&#x0364;ber die To&#x0364;ne der Blas-<lb/>
in&#x017F;trumente und u&#x0364;ber die Fortleitung des Schalles durch die Luft <supplied>in</supplied> den<lb/><hi rendition="#aq">Mém.</hi> der Berliner Akademie der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften enthalten.</item><lb/>
          <item>Graf <hi rendition="#g">Giordano Riccati,</hi> welcher außer einigen andern Abhandlungen<lb/>
durch &#x017F;ein Buch <hi rendition="#aq">delle corde ovvero fibre elastiche, Bologna,</hi> 1767, 4,<lb/>
vieles zu be&#x017F;&#x017F;erer Kenntniß ver&#x017F;chiedener aku&#x017F;ti&#x017F;chen Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde beygetra-<lb/>
gen hat. Wie wenig o&#x0364;fters die vorzu&#x0364;glich&#x017F;ten wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlichen Bu&#x0364;cher<lb/>
gekannt und ge&#x017F;cha&#x0364;tzt werden, davon i&#x017F;t die&#x017F;es ein Bey&#x017F;piel, daß ich an<lb/>
einem Orte, wo &#x017F;ich mehrere Phy&#x017F;iker und Mathematiker aufhalten, und<lb/>
wo es viel literari&#x017F;ches Verkehr giebt, die&#x017F;es trefliche Werk in einer<lb/>
Auction fu&#x0364;r zwey Gro&#x017F;chen (!) erhielt. Auch habe ich in keiner deut-<lb/>
&#x017F;chen gelehrten Zeitung, &#x017F;elb&#x017F;t nicht in der Go&#x0364;ttingi&#x017F;chen, eine Anzeige<lb/>
davon finden ko&#x0364;nnen.</item>
        </list><lb/>
        <p>So wie nun mehrere aku&#x017F;ti&#x017F;che Abhandlungen die&#x017F;er und anderer ver-<lb/>
dien&#x017F;tvollen Ma&#x0364;nner nicht geho&#x0364;rig bekannt und benutzt worden &#x017F;ind, eben &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
die&#x017F;es der Fall in manchen andern Fa&#x0364;chern der Naturkunde. Da nun nicht<lb/>
jeder die Gedult und Gelegenheit haben mo&#x0364;chte, von Schriften gelehrter Ge-<lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[V/0007] hat, wegen mancher einzelnen unrichtigen Behauptungen, von denen er manche in ſpaͤterer Zeit ſelbſt berichtigt hat, und andere, z. B. die der Erfahrung nicht gemaͤßen Angaben der Schwingungen eines Ringes und einer Glocke, bey noch laͤngern Leben und nach genauerer Unterſuchung der Gegenſtaͤnde wahrſcheinlich wuͤrde berichtigt haben, den mindeſten Vorwurf machen, und nicht vielmehr die vielen von ihm gegebenen Bey- traͤge mit Dank und Achtung aufnehmen wollte. La Grange. Dieſer ehrwuͤrdige Veteran, welcher immer noch fortfaͤhrt, mit eben der Thaͤtigkeit, wie ehemahls, fuͤr die Vervollkommung der hoͤ- hern Mechanik und Analyſe nuͤtzlich zu ſeyn, hat ſich auch um mehrere Gegenſtaͤnde der Akuſtik beſonders in dem erſten und zweyten Bande der Schriften der Turiner Akademie der Wiſſenſchaften ſehr verdient gemacht. J. H. Lambert; von ihm ſind lehrreiche Aufſaͤtze uͤber die Toͤne der Blas- inſtrumente und uͤber die Fortleitung des Schalles durch die Luft in den Mém. der Berliner Akademie der Wiſſenſchaften enthalten. Graf Giordano Riccati, welcher außer einigen andern Abhandlungen durch ſein Buch delle corde ovvero fibre elastiche, Bologna, 1767, 4, vieles zu beſſerer Kenntniß verſchiedener akuſtiſchen Gegenſtaͤnde beygetra- gen hat. Wie wenig oͤfters die vorzuͤglichſten wiſſenſchaftlichen Buͤcher gekannt und geſchaͤtzt werden, davon iſt dieſes ein Beyſpiel, daß ich an einem Orte, wo ſich mehrere Phyſiker und Mathematiker aufhalten, und wo es viel literariſches Verkehr giebt, dieſes trefliche Werk in einer Auction fuͤr zwey Groſchen (!) erhielt. Auch habe ich in keiner deut- ſchen gelehrten Zeitung, ſelbſt nicht in der Goͤttingiſchen, eine Anzeige davon finden koͤnnen. So wie nun mehrere akuſtiſche Abhandlungen dieſer und anderer ver- dienſtvollen Maͤnner nicht gehoͤrig bekannt und benutzt worden ſind, eben ſo iſt dieſes der Fall in manchen andern Faͤchern der Naturkunde. Da nun nicht jeder die Gedult und Gelegenheit haben moͤchte, von Schriften gelehrter Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/7
Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/7>, abgerufen am 23.11.2024.