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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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knorplichen Hervorragung, die nach außen nirgends offen ist, zeigen sich zwey Hölen von ovaler
Gestalt, die durch eine Scheidewand von einander getrennt sind, und als der Vorhof ange-
sehen werden können. Jede Höle enthält eine längliche Blase, die mit Wasser umgeben und
angefüllt ist; im Grunde derselben ist bey der sepia officinalis ein Knöchelchen, bey der sepia
octopus
ein kreidenartiges Steinchen besestigt, auch befindet sich darin das Mark des Gehör-
nerven. Der Schall gelangt hier nur durch Erschütterungen des ganzen Kopfes und der knorp-
lichen Hervorragung zu den innern Gehörwerkzeugen.

254.

Die Gehörwerkzeuge der Fische (worunter die Wallsische nicht gehören) sind an
knorpelichen und an schuppichen Fischen verschieden.

An den knorpelichen Fischen, sie mögen platt oder rund seyn, ist auswendig
keine Gehöröffnung sichtbar, und es zeigt sich sogleich unter den allgemeinen Hautdecken das
eyförmige Fenster, welches durch eine gespannte Membrane verschlossen ist. Jn dem hinter
dieser Membrane befindlichen Vorhofe sind drey häutige Säckchen enthalten, in deren jedem
sich ein gelatinöser Körper und ein mit diesem verbundenes Steinchen befindet, wie auch drey
knorpeliche Bogengänge, in welchen die weit engern häutigen Bogengänge enthalten sind, welche
sich in Bläschen erweitern, in denen der Gehörnerve eine Scheidewand bildet. Man kann
die sogenannte harte und weiche Portion des Gehörnerven unterscheiden, letztere ist ein Ast des
fünften Paares, erstere entspringt aus dem verlängerten Mark, gleich unter dem fünften Paare.
Es ist das Gehör der Knorpelfische mit dem an kriechenden Amphibien sehr nahe verwandt,
und steht gewissermaßen zwischen diesem und dem Gehöre der Schuppenfische mitten inne.

Die Schuppenfische haben kein eyrundes Fenster, und können also nur durch Er-
schütterungen des ganzen Kopfes hören. Statt des Vorhofes haben sie eine Höle, die durch
eine zarte Gefäßhaut von dem Gehirne abgesondert ist, worin ein Steinsäckchen und über diesem
der Anfang der unbedeckten häutigen Bogengänge sich befindet. Gemeiniglich findet sich nur
ein einziges Steinsäckchen im Ohre der Schuppensische, das zwey mit vielem Schleim über-
zogene Steinchen enthält, welche jedoch mehr knochenartig sind. Die drey häutigen Bogen-
gänge erweitern sich auch in Bläschen, und kommen in eine schlauchförmige Vertiefung zusam-
men. Der weiche Theil des Gehörnerven ist auch ein Ast des fünften Paares, und der harte
Theil ein Ast des letzten Gehörnerven. An einigen Schuppenfischen hat die Natur noch andere

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knorplichen Hervorragung, die nach außen nirgends offen iſt, zeigen ſich zwey Hoͤlen von ovaler
Geſtalt, die durch eine Scheidewand von einander getrennt ſind, und als der Vorhof ange-
ſehen werden koͤnnen. Jede Hoͤle enthaͤlt eine laͤngliche Blaſe, die mit Waſſer umgeben und
angefuͤllt iſt; im Grunde derſelben iſt bey der sepia officinalis ein Knoͤchelchen, bey der sepia
octopus
ein kreidenartiges Steinchen beſeſtigt, auch befindet ſich darin das Mark des Gehoͤr-
nerven. Der Schall gelangt hier nur durch Erſchuͤtterungen des ganzen Kopfes und der knorp-
lichen Hervorragung zu den innern Gehoͤrwerkzeugen.

254.

Die Gehoͤrwerkzeuge der Fiſche (worunter die Wallſiſche nicht gehoͤren) ſind an
knorpelichen und an ſchuppichen Fiſchen verſchieden.

An den knorpelichen Fiſchen, ſie moͤgen platt oder rund ſeyn, iſt auswendig
keine Gehoͤroͤffnung ſichtbar, und es zeigt ſich ſogleich unter den allgemeinen Hautdecken das
eyfoͤrmige Fenſter, welches durch eine geſpannte Membrane verſchloſſen iſt. Jn dem hinter
dieſer Membrane befindlichen Vorhofe ſind drey haͤutige Saͤckchen enthalten, in deren jedem
ſich ein gelatinoͤſer Koͤrper und ein mit dieſem verbundenes Steinchen befindet, wie auch drey
knorpeliche Bogengaͤnge, in welchen die weit engern haͤutigen Bogengaͤnge enthalten ſind, welche
ſich in Blaͤschen erweitern, in denen der Gehoͤrnerve eine Scheidewand bildet. Man kann
die ſogenannte harte und weiche Portion des Gehoͤrnerven unterſcheiden, letztere iſt ein Aſt des
fuͤnften Paares, erſtere entſpringt aus dem verlaͤngerten Mark, gleich unter dem fuͤnften Paare.
Es iſt das Gehoͤr der Knorpelfiſche mit dem an kriechenden Amphibien ſehr nahe verwandt,
und ſteht gewiſſermaßen zwiſchen dieſem und dem Gehoͤre der Schuppenfiſche mitten inne.

Die Schuppenfiſche haben kein eyrundes Fenſter, und koͤnnen alſo nur durch Er-
ſchuͤtterungen des ganzen Kopfes hoͤren. Statt des Vorhofes haben ſie eine Hoͤle, die durch
eine zarte Gefaͤßhaut von dem Gehirne abgeſondert iſt, worin ein Steinſaͤckchen und uͤber dieſem
der Anfang der unbedeckten haͤutigen Bogengaͤnge ſich befindet. Gemeiniglich findet ſich nur
ein einziges Steinſaͤckchen im Ohre der Schuppenſiſche, das zwey mit vielem Schleim uͤber-
zogene Steinchen enthaͤlt, welche jedoch mehr knochenartig ſind. Die drey haͤutigen Bogen-
gaͤnge erweitern ſich auch in Blaͤschen, und kommen in eine ſchlauchfoͤrmige Vertiefung zuſam-
men. Der weiche Theil des Gehoͤrnerven iſt auch ein Aſt des fuͤnften Paares, und der harte
Theil ein Aſt des letzten Gehoͤrnerven. An einigen Schuppenfiſchen hat die Natur noch andere

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[299/0333] knorplichen Hervorragung, die nach außen nirgends offen iſt, zeigen ſich zwey Hoͤlen von ovaler Geſtalt, die durch eine Scheidewand von einander getrennt ſind, und als der Vorhof ange- ſehen werden koͤnnen. Jede Hoͤle enthaͤlt eine laͤngliche Blaſe, die mit Waſſer umgeben und angefuͤllt iſt; im Grunde derſelben iſt bey der sepia officinalis ein Knoͤchelchen, bey der sepia octopus ein kreidenartiges Steinchen beſeſtigt, auch befindet ſich darin das Mark des Gehoͤr- nerven. Der Schall gelangt hier nur durch Erſchuͤtterungen des ganzen Kopfes und der knorp- lichen Hervorragung zu den innern Gehoͤrwerkzeugen. 254. Die Gehoͤrwerkzeuge der Fiſche (worunter die Wallſiſche nicht gehoͤren) ſind an knorpelichen und an ſchuppichen Fiſchen verſchieden. An den knorpelichen Fiſchen, ſie moͤgen platt oder rund ſeyn, iſt auswendig keine Gehoͤroͤffnung ſichtbar, und es zeigt ſich ſogleich unter den allgemeinen Hautdecken das eyfoͤrmige Fenſter, welches durch eine geſpannte Membrane verſchloſſen iſt. Jn dem hinter dieſer Membrane befindlichen Vorhofe ſind drey haͤutige Saͤckchen enthalten, in deren jedem ſich ein gelatinoͤſer Koͤrper und ein mit dieſem verbundenes Steinchen befindet, wie auch drey knorpeliche Bogengaͤnge, in welchen die weit engern haͤutigen Bogengaͤnge enthalten ſind, welche ſich in Blaͤschen erweitern, in denen der Gehoͤrnerve eine Scheidewand bildet. Man kann die ſogenannte harte und weiche Portion des Gehoͤrnerven unterſcheiden, letztere iſt ein Aſt des fuͤnften Paares, erſtere entſpringt aus dem verlaͤngerten Mark, gleich unter dem fuͤnften Paare. Es iſt das Gehoͤr der Knorpelfiſche mit dem an kriechenden Amphibien ſehr nahe verwandt, und ſteht gewiſſermaßen zwiſchen dieſem und dem Gehoͤre der Schuppenfiſche mitten inne. Die Schuppenfiſche haben kein eyrundes Fenſter, und koͤnnen alſo nur durch Er- ſchuͤtterungen des ganzen Kopfes hoͤren. Statt des Vorhofes haben ſie eine Hoͤle, die durch eine zarte Gefaͤßhaut von dem Gehirne abgeſondert iſt, worin ein Steinſaͤckchen und uͤber dieſem der Anfang der unbedeckten haͤutigen Bogengaͤnge ſich befindet. Gemeiniglich findet ſich nur ein einziges Steinſaͤckchen im Ohre der Schuppenſiſche, das zwey mit vielem Schleim uͤber- zogene Steinchen enthaͤlt, welche jedoch mehr knochenartig ſind. Die drey haͤutigen Bogen- gaͤnge erweitern ſich auch in Blaͤschen, und kommen in eine ſchlauchfoͤrmige Vertiefung zuſam- men. Der weiche Theil des Gehoͤrnerven iſt auch ein Aſt des fuͤnften Paares, und der harte Theil ein Aſt des letzten Gehoͤrnerven. An einigen Schuppenfiſchen hat die Natur noch andere P p 2

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/333>, abgerufen am 24.11.2024.