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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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man unter cultivirten Völkern selten jemanden antrifft, der diesen Theil nach Willkühr bewe-
gen kann, welches jedoch unter wilden Völkern sehr gewöhnlich seyn soll, und wohl einiges
zu einem schärfern Gehöre beytragen mag.

235.

Der Gehörgang (meatus auditorius) fängt in der Muschel an, man unterscheidet
an ihm (bey Erwachsenen) einen knorpelichen und einen knöchernen Theil; er besteht nähmlich
nach außen aus zwey knorpelichen Ringen, zwischen denen sich Einschnitte (incisura major et
minor)
befinden; weiter nach innen ist er knöchern, aber doch auch mit häutigen Decken ver-
sehen. Am Ende desselben befindet sich die Trommelhaut (membrana tympani), eine
schiefliegende, dünne, weiße, feste, elastische Haut, die nach außen concav, nach innen
convex ist. Die Richtung des Gehörganges geht aufwärts, so daß also fremde Körper nicht
leicht hineinfallen können, er ist etwas gebogen, verengert sich allmählich bis zur Mitte des
knöchernen Theiles, wo er wieder etwas weiter wird, welches dazu dient, daß der Schall
nicht etwa nur auf einen Theil der Trommelhaut, sondern mehr auf das Ganze würkt. Unter
den häutigen Decken des Gehörganges befinden sich kleine gelbliche Talgdrüsen (glandulae
sebaceae Stenonii),
die eigene Abführungsgänge haben, und eine gelbe klebriche der Galle
ziemlich ähnliche Substanz, das Ohrenschmalz (cerumen aurium) in dem Gehörgange
absetzen, wodurch das Hineinkommen der Jnsecren und anderer fremden Körper verhindert,
und der Gehörgang geschmeidig erhalten wird.

Bey Kindern ist der Gehörgang ganz knorpelich, und die Trommelhaut liegt in einem
eigenen knöchernen Ringe, welcher nachher mit dem Felsenbeine völlig verwächst.

236.

Unmittelbar hinter dem Trommelfelle befindet sich die Trommelhöle (tympanum
oder cavitas tympani), sie ist länglichrund und unregelmäßig, die flachere Wand derselben ist
nach innen, die andere nach außen gerichtet. Sie ist mit Luft angefüllt, welche mit der im
Munde befindlichen Luft durch die Enstachische Röhre (tuba Eustachii) Gemeinschaft hat.
Diese Röhre, welche anfangs knöchern, nachher knorpelich, und endlich häutig ist, sich nach
und nach erweitert, und am Gaumen in die hintern Nasenöffnungen (choanae) sich endigt,
scheint zwar zum Gehöre nothwendig zu seyn, weil man öfters bey tauben Personen nichts

man unter cultivirten Voͤlkern ſelten jemanden antrifft, der dieſen Theil nach Willkuͤhr bewe-
gen kann, welches jedoch unter wilden Voͤlkern ſehr gewoͤhnlich ſeyn ſoll, und wohl einiges
zu einem ſchaͤrfern Gehoͤre beytragen mag.

235.

Der Gehoͤrgang (meatus auditorius) faͤngt in der Muſchel an, man unterſcheidet
an ihm (bey Erwachſenen) einen knorpelichen und einen knoͤchernen Theil; er beſteht naͤhmlich
nach außen aus zwey knorpelichen Ringen, zwiſchen denen ſich Einſchnitte (incisura major et
minor)
befinden; weiter nach innen iſt er knoͤchern, aber doch auch mit haͤutigen Decken ver-
ſehen. Am Ende deſſelben befindet ſich die Trommelhaut (membrana tympani), eine
ſchiefliegende, duͤnne, weiße, feſte, elaſtiſche Haut, die nach außen concav, nach innen
convex iſt. Die Richtung des Gehoͤrganges geht aufwaͤrts, ſo daß alſo fremde Koͤrper nicht
leicht hineinfallen koͤnnen, er iſt etwas gebogen, verengert ſich allmaͤhlich bis zur Mitte des
knoͤchernen Theiles, wo er wieder etwas weiter wird, welches dazu dient, daß der Schall
nicht etwa nur auf einen Theil der Trommelhaut, ſondern mehr auf das Ganze wuͤrkt. Unter
den haͤutigen Decken des Gehoͤrganges befinden ſich kleine gelbliche Talgdruͤſen (glandulae
sebaceae Stenonii),
die eigene Abfuͤhrungsgaͤnge haben, und eine gelbe klebriche der Galle
ziemlich aͤhnliche Subſtanz, das Ohrenſchmalz (cerumen aurium) in dem Gehoͤrgange
abſetzen, wodurch das Hineinkommen der Jnſecren und anderer fremden Koͤrper verhindert,
und der Gehoͤrgang geſchmeidig erhalten wird.

Bey Kindern iſt der Gehoͤrgang ganz knorpelich, und die Trommelhaut liegt in einem
eigenen knoͤchernen Ringe, welcher nachher mit dem Felſenbeine voͤllig verwaͤchſt.

236.

Unmittelbar hinter dem Trommelfelle befindet ſich die Trommelhoͤle (tympanum
oder cavitas tympani), ſie iſt laͤnglichrund und unregelmaͤßig, die flachere Wand derſelben iſt
nach innen, die andere nach außen gerichtet. Sie iſt mit Luft angefuͤllt, welche mit der im
Munde befindlichen Luft durch die Enſtachiſche Roͤhre (tuba Eustachii) Gemeinſchaft hat.
Dieſe Roͤhre, welche anfangs knoͤchern, nachher knorpelich, und endlich haͤutig iſt, ſich nach
und nach erweitert, und am Gaumen in die hintern Naſenoͤffnungen (choanae) ſich endigt,
ſcheint zwar zum Gehoͤre nothwendig zu ſeyn, weil man oͤfters bey tauben Perſonen nichts

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[277/0311] man unter cultivirten Voͤlkern ſelten jemanden antrifft, der dieſen Theil nach Willkuͤhr bewe- gen kann, welches jedoch unter wilden Voͤlkern ſehr gewoͤhnlich ſeyn ſoll, und wohl einiges zu einem ſchaͤrfern Gehoͤre beytragen mag. 235. Der Gehoͤrgang (meatus auditorius) faͤngt in der Muſchel an, man unterſcheidet an ihm (bey Erwachſenen) einen knorpelichen und einen knoͤchernen Theil; er beſteht naͤhmlich nach außen aus zwey knorpelichen Ringen, zwiſchen denen ſich Einſchnitte (incisura major et minor) befinden; weiter nach innen iſt er knoͤchern, aber doch auch mit haͤutigen Decken ver- ſehen. Am Ende deſſelben befindet ſich die Trommelhaut (membrana tympani), eine ſchiefliegende, duͤnne, weiße, feſte, elaſtiſche Haut, die nach außen concav, nach innen convex iſt. Die Richtung des Gehoͤrganges geht aufwaͤrts, ſo daß alſo fremde Koͤrper nicht leicht hineinfallen koͤnnen, er iſt etwas gebogen, verengert ſich allmaͤhlich bis zur Mitte des knoͤchernen Theiles, wo er wieder etwas weiter wird, welches dazu dient, daß der Schall nicht etwa nur auf einen Theil der Trommelhaut, ſondern mehr auf das Ganze wuͤrkt. Unter den haͤutigen Decken des Gehoͤrganges befinden ſich kleine gelbliche Talgdruͤſen (glandulae sebaceae Stenonii), die eigene Abfuͤhrungsgaͤnge haben, und eine gelbe klebriche der Galle ziemlich aͤhnliche Subſtanz, das Ohrenſchmalz (cerumen aurium) in dem Gehoͤrgange abſetzen, wodurch das Hineinkommen der Jnſecren und anderer fremden Koͤrper verhindert, und der Gehoͤrgang geſchmeidig erhalten wird. Bey Kindern iſt der Gehoͤrgang ganz knorpelich, und die Trommelhaut liegt in einem eigenen knoͤchernen Ringe, welcher nachher mit dem Felſenbeine voͤllig verwaͤchſt. 236. Unmittelbar hinter dem Trommelfelle befindet ſich die Trommelhoͤle (tympanum oder cavitas tympani), ſie iſt laͤnglichrund und unregelmaͤßig, die flachere Wand derſelben iſt nach innen, die andere nach außen gerichtet. Sie iſt mit Luft angefuͤllt, welche mit der im Munde befindlichen Luft durch die Enſtachiſche Roͤhre (tuba Eustachii) Gemeinſchaft hat. Dieſe Roͤhre, welche anfangs knoͤchern, nachher knorpelich, und endlich haͤutig iſt, ſich nach und nach erweitert, und am Gaumen in die hintern Naſenoͤffnungen (choanae) ſich endigt, ſcheint zwar zum Gehoͤre nothwendig zu ſeyn, weil man oͤfters bey tauben Perſonen nichts

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/311>, abgerufen am 24.11.2024.