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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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befördert werden. Sollte dadurch der Erleuchtung etwas geschadet werden, so könnte man
dieses durch mehrere mit Spiegeln versehene Lampen über der Oeffnung der Scene ersetzen.

Da die Erfahrung lehrt, daß die Richtung des Windes sehr viel beyträgt, um einen
etwas entsernten Schall stärker oder schwächer zu hören, so möchte es wohl auch von Würkung
seyn, wenn in einem Schauspielhause jeder Luftzug nach der Bühne zu verhindert und vielmehr
eine schwache Strömung der Luft (in soweit sie niemanden beschwerlich fiele) von der
Bühne weg gegen die Zuhörer durch künstliche Mittel befördert würde, etwa durch Röhren,
die nach Beschaffenheit der Umstände geöffnet oder verschlossen würden, oder im Winter durch
Heizung vermittelst Windöfen an dem der Bühne entgegengesetzten Ende, welche Jdee mir
von Herrn Geh. Ober-Baurath Langhans in Berlin ist mitgetheilt worden.

Anm. Die Theater der Alten scheinen nicht sowohl für künstliche Verstärkung (die vorhererwähnten
Schallgefäße ausgenommen) sondern mehr blos für ungehinderte natürliche Verbreitung des Schal-
les vortheilhaft eingerichtet gewesen zu seyn, wie man denn auch in den meisten Ueberbleibseln
derselben das, was in der Arena gesprochen wird, an den entferntesten und höchsten Stellen
deutlich hören kann, wovon unter andern das Theater in der Villa Hadriani zu Tivoli ein Bey-
spiel ist, welches im 7ten Stücke des deutschen Merturs 1799. S. 213. erwähnt wird.
218.

Folgende Schriften sind die vorzüglichsten, aus welchen man über die Theorie der
Verbreitung des Schalles durch die Luft weitere Belehrung erhalten kann:

Is. Newton principia philosophiae naturalis mathematica, libr. I. sect. VIII. de motu
per fluida propagato,
worin zuerst über diesen Gegenstand einiges Licht verbreitet wor-
den ist.
Recherches sur la propagation du son par L. Euler nebst zwey Fortsetzungen, in den
Mem. de l'Acad. de Berlin 1759.
E'claircissemens plus detailles sur la generation et la propagation du son et sur la for-
mation de l'Echo, par L. Euler,
in Mem. de l'Acad. de Berlin 1765.
L. Euler de propagatione pulsuum per medium elasticum in Nov. Comment. Acad.
Petrop. tom. I.
L. Euler de motu aeris in tubis, in Nov. Comment. Acad. Petrop. tom. XVI. Hierin
ist dieser Gegenstand am vollständigsten abgehandelt.

befoͤrdert werden. Sollte dadurch der Erleuchtung etwas geſchadet werden, ſo koͤnnte man
dieſes durch mehrere mit Spiegeln verſehene Lampen uͤber der Oeffnung der Scene erſetzen.

Da die Erfahrung lehrt, daß die Richtung des Windes ſehr viel beytraͤgt, um einen
etwas entſernten Schall ſtaͤrker oder ſchwaͤcher zu hoͤren, ſo moͤchte es wohl auch von Wuͤrkung
ſeyn, wenn in einem Schauſpielhauſe jeder Luftzug nach der Buͤhne zu verhindert und vielmehr
eine ſchwache Stroͤmung der Luft (in ſoweit ſie niemanden beſchwerlich fiele) von der
Buͤhne weg gegen die Zuhoͤrer durch kuͤnſtliche Mittel befoͤrdert wuͤrde, etwa durch Roͤhren,
die nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde geoͤffnet oder verſchloſſen wuͤrden, oder im Winter durch
Heizung vermittelſt Windoͤfen an dem der Buͤhne entgegengeſetzten Ende, welche Jdee mir
von Herrn Geh. Ober-Baurath Langhans in Berlin iſt mitgetheilt worden.

Anm. Die Theater der Alten ſcheinen nicht ſowohl fuͤr kuͤnſtliche Verſtaͤrkung (die vorhererwaͤhnten
Schallgefaͤße ausgenommen) ſondern mehr blos fuͤr ungehinderte natuͤrliche Verbreitung des Schal-
les vortheilhaft eingerichtet geweſen zu ſeyn, wie man denn auch in den meiſten Ueberbleibſeln
derſelben das, was in der Arena geſprochen wird, an den entfernteſten und hoͤchſten Stellen
deutlich hoͤren kann, wovon unter andern das Theater in der Villa Hadriani zu Tivoli ein Bey-
ſpiel iſt, welches im 7ten Stuͤcke des deutſchen Merturs 1799. S. 213. erwaͤhnt wird.
218.

Folgende Schriften ſind die vorzuͤglichſten, aus welchen man uͤber die Theorie der
Verbreitung des Schalles durch die Luft weitere Belehrung erhalten kann:

Is. Newton principia philosophiae naturalis mathematica, libr. I. sect. VIII. de motu
per fluida propagato,
worin zuerſt uͤber dieſen Gegenſtand einiges Licht verbreitet wor-
den iſt.
Recherches sur la propagation du son par L. Euler nebſt zwey Fortſetzungen, in den
Mém. de l’Acad. de Berlin 1759.
E’claircissemens plus détaillés sur la génération et la propagation du son et sur la for-
mation de l’Echo, par L. Euler,
in Mém. de l’Acad. de Berlin 1765.
L. Euler de propagatione pulsuum per medium elasticum in Nov. Comment. Acad.
Petrop. tom. I.
L. Euler de motu aëris in tubis, in Nov. Comment. Acad. Petrop. tom. XVI. Hierin
iſt dieſer Gegenſtand am vollſtaͤndigſten abgehandelt.
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[256/0290] befoͤrdert werden. Sollte dadurch der Erleuchtung etwas geſchadet werden, ſo koͤnnte man dieſes durch mehrere mit Spiegeln verſehene Lampen uͤber der Oeffnung der Scene erſetzen. Da die Erfahrung lehrt, daß die Richtung des Windes ſehr viel beytraͤgt, um einen etwas entſernten Schall ſtaͤrker oder ſchwaͤcher zu hoͤren, ſo moͤchte es wohl auch von Wuͤrkung ſeyn, wenn in einem Schauſpielhauſe jeder Luftzug nach der Buͤhne zu verhindert und vielmehr eine ſchwache Stroͤmung der Luft (in ſoweit ſie niemanden beſchwerlich fiele) von der Buͤhne weg gegen die Zuhoͤrer durch kuͤnſtliche Mittel befoͤrdert wuͤrde, etwa durch Roͤhren, die nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde geoͤffnet oder verſchloſſen wuͤrden, oder im Winter durch Heizung vermittelſt Windoͤfen an dem der Buͤhne entgegengeſetzten Ende, welche Jdee mir von Herrn Geh. Ober-Baurath Langhans in Berlin iſt mitgetheilt worden. Anm. Die Theater der Alten ſcheinen nicht ſowohl fuͤr kuͤnſtliche Verſtaͤrkung (die vorhererwaͤhnten Schallgefaͤße ausgenommen) ſondern mehr blos fuͤr ungehinderte natuͤrliche Verbreitung des Schal- les vortheilhaft eingerichtet geweſen zu ſeyn, wie man denn auch in den meiſten Ueberbleibſeln derſelben das, was in der Arena geſprochen wird, an den entfernteſten und hoͤchſten Stellen deutlich hoͤren kann, wovon unter andern das Theater in der Villa Hadriani zu Tivoli ein Bey- ſpiel iſt, welches im 7ten Stuͤcke des deutſchen Merturs 1799. S. 213. erwaͤhnt wird. 218. Folgende Schriften ſind die vorzuͤglichſten, aus welchen man uͤber die Theorie der Verbreitung des Schalles durch die Luft weitere Belehrung erhalten kann: Is. Newton principia philosophiae naturalis mathematica, libr. I. sect. VIII. de motu per fluida propagato, worin zuerſt uͤber dieſen Gegenſtand einiges Licht verbreitet wor- den iſt. Recherches sur la propagation du son par L. Euler nebſt zwey Fortſetzungen, in den Mém. de l’Acad. de Berlin 1759. E’claircissemens plus détaillés sur la génération et la propagation du son et sur la for- mation de l’Echo, par L. Euler, in Mém. de l’Acad. de Berlin 1765. L. Euler de propagatione pulsuum per medium elasticum in Nov. Comment. Acad. Petrop. tom. I. L. Euler de motu aëris in tubis, in Nov. Comment. Acad. Petrop. tom. XVI. Hierin iſt dieſer Gegenſtand am vollſtaͤndigſten abgehandelt.

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/290>, abgerufen am 24.11.2024.