Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.ein solches Mitklingen am meisten bemerkbar ist, den Schall zu verstärken suchen, so möchte 217. Das zweyte und unstreitig das vorzüglichste Mittel, um in einem zum Hören be- ein ſolches Mitklingen am meiſten bemerkbar iſt, den Schall zu verſtaͤrken ſuchen, ſo moͤchte 217. Das zweyte und unſtreitig das vorzuͤglichſte Mittel, um in einem zum Hoͤren be- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0286" n="252"/> ein ſolches Mitklingen am meiſten bemerkbar iſt, den Schall zu verſtaͤrken ſuchen, ſo moͤchte<lb/> ſolches wohl wegen des dadurch entſtehenden Nachhalls fuͤr die Deutlichkeit mehr ſchaͤdlich als<lb/> nuͤtzlich ſeyn; daher es auch wohl anzurathen waͤre, zu deſſen Verhuͤtung die Logen oder<lb/> Sitze nicht von duͤnnen Bretern, ſondern von ſtaͤrkern Bohlen zu erbauen. Hingegen ſcheint<lb/> einiger Nachhall fuͤr die Wuͤrkung der Muſik mehr vortheilhaft, als ſchaͤdlich zu ſeyn, vor-<lb/> ausgeſetzt, daß er nicht ſo ſtark, und nicht ſo anhaltend iſt, daß die Toͤne dadurch unrein oder<lb/> undeutlich werden. Jn Sansſouci ſoll, wie ich mich erinnere gehoͤrt oder geleſen zu haben,<lb/> der Concertfahl mit duͤnnen Bretchen von Reſonanzholz, die nur am Rande auf ſchmale Leiſten<lb/> befeſtigt ſind, ausgetaͤfelt ſeyn, mit gutem Erfolge. Die Alten haben in einigen Theatern<lb/> den Schall dadurch zu verſtaͤrken geſucht, daß ſie in Vertiefungen zwiſchen den Sitzen der<lb/> Zuſchauer duͤnne metallene Gefaͤße, die in verſchiedene Toͤne geſtimmt geweſen ſind, ſchief na<supplied>ch</supplied><lb/> unten gekehrt und auf ſchmale keilfoͤrmige Unterlagen geſtuͤtzt angebracht haben, in der Abſicht,<lb/> daß jeder Ton, welchen der Schauſpieler ſprach, wenigſtens eines oder zwey Gefaͤße faͤnde,<lb/> welche durch die Erſchuͤtterung der Luft mit erſchuͤttert wuͤrden, und den Klang vermehrten.<lb/> An einigen Orten, wo man die Koſten nicht daran wenden wollte, gebrauchte man thoͤnerne<lb/> Gefaͤße dazu. Jn Rom bediente man ſich deren nicht, aber ſonſt in einigen italiaͤniſchen und<lb/> griechiſchen Staͤdten, wie z. B. in Corinth. <hi rendition="#g">Vitruvius</hi> giebt davon Nachricht in <hi rendition="#aq">Architectura<lb/> libr. V. cap.</hi> 5. Sollte eine ſolche Einrichtung auch einige Wuͤrkung thun, ſo moͤchte doch wohl die<lb/> Verſtaͤrkung der Toͤne ſehr ungleich ſeyn, und mit der menſchlichen Stimme wenig harmoniren,<lb/> es moͤchte auch bey einzelnen Toͤnen der Nachhall weit ſtaͤrker als bey andern ſeyn, ſo daß dieſes<lb/> Verſtaͤrkungsmittel wohl nicht wuͤrde zur Nachahmung koͤnnen empfohlen werden.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>217.</head><lb/> <p>Das zweyte und unſtreitig das vorzuͤglichſte Mittel, um in einem zum Hoͤren be-<lb/> ſtimmten Gebaͤude den Schall zu verſtaͤrken, iſt die <hi rendition="#g">Brechung</hi> deſſelben. Es kommt hierbey<lb/> alles darauf an, daß außer dem auf natuͤrliche Art vorwaͤrts verbreiteten Schalle auch die<lb/> Wuͤrkung desjenigen, welcher von dem Orte, wo er erregt wird, ſeitwaͤrts, oder ruͤckwaͤcts,<lb/> oder auch aufwaͤrts geht, gegen die Zuhoͤrer hingeleitet werde, und zwar ſo, daß zwiſchen dem<lb/> natuͤrlichen und dem gebrochenen Schalle keine Verſchiedenheit der Zeit bemerkbar ſey, weil<lb/> ſonſt mehr ein Nachhall, als eine Verſtaͤrkung erfolgen wuͤrde, weshalb auch die Waͤnde oder<lb/> Flaͤchen, welche den Schall brechen, nicht allzuweit von der Stelle, wo er hervorgebracht<lb/> wird, entfernt ſeyn duͤrfen.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [252/0286]
ein ſolches Mitklingen am meiſten bemerkbar iſt, den Schall zu verſtaͤrken ſuchen, ſo moͤchte
ſolches wohl wegen des dadurch entſtehenden Nachhalls fuͤr die Deutlichkeit mehr ſchaͤdlich als
nuͤtzlich ſeyn; daher es auch wohl anzurathen waͤre, zu deſſen Verhuͤtung die Logen oder
Sitze nicht von duͤnnen Bretern, ſondern von ſtaͤrkern Bohlen zu erbauen. Hingegen ſcheint
einiger Nachhall fuͤr die Wuͤrkung der Muſik mehr vortheilhaft, als ſchaͤdlich zu ſeyn, vor-
ausgeſetzt, daß er nicht ſo ſtark, und nicht ſo anhaltend iſt, daß die Toͤne dadurch unrein oder
undeutlich werden. Jn Sansſouci ſoll, wie ich mich erinnere gehoͤrt oder geleſen zu haben,
der Concertfahl mit duͤnnen Bretchen von Reſonanzholz, die nur am Rande auf ſchmale Leiſten
befeſtigt ſind, ausgetaͤfelt ſeyn, mit gutem Erfolge. Die Alten haben in einigen Theatern
den Schall dadurch zu verſtaͤrken geſucht, daß ſie in Vertiefungen zwiſchen den Sitzen der
Zuſchauer duͤnne metallene Gefaͤße, die in verſchiedene Toͤne geſtimmt geweſen ſind, ſchief nach
unten gekehrt und auf ſchmale keilfoͤrmige Unterlagen geſtuͤtzt angebracht haben, in der Abſicht,
daß jeder Ton, welchen der Schauſpieler ſprach, wenigſtens eines oder zwey Gefaͤße faͤnde,
welche durch die Erſchuͤtterung der Luft mit erſchuͤttert wuͤrden, und den Klang vermehrten.
An einigen Orten, wo man die Koſten nicht daran wenden wollte, gebrauchte man thoͤnerne
Gefaͤße dazu. Jn Rom bediente man ſich deren nicht, aber ſonſt in einigen italiaͤniſchen und
griechiſchen Staͤdten, wie z. B. in Corinth. Vitruvius giebt davon Nachricht in Architectura
libr. V. cap. 5. Sollte eine ſolche Einrichtung auch einige Wuͤrkung thun, ſo moͤchte doch wohl die
Verſtaͤrkung der Toͤne ſehr ungleich ſeyn, und mit der menſchlichen Stimme wenig harmoniren,
es moͤchte auch bey einzelnen Toͤnen der Nachhall weit ſtaͤrker als bey andern ſeyn, ſo daß dieſes
Verſtaͤrkungsmittel wohl nicht wuͤrde zur Nachahmung koͤnnen empfohlen werden.
217.
Das zweyte und unſtreitig das vorzuͤglichſte Mittel, um in einem zum Hoͤren be-
ſtimmten Gebaͤude den Schall zu verſtaͤrken, iſt die Brechung deſſelben. Es kommt hierbey
alles darauf an, daß außer dem auf natuͤrliche Art vorwaͤrts verbreiteten Schalle auch die
Wuͤrkung desjenigen, welcher von dem Orte, wo er erregt wird, ſeitwaͤrts, oder ruͤckwaͤcts,
oder auch aufwaͤrts geht, gegen die Zuhoͤrer hingeleitet werde, und zwar ſo, daß zwiſchen dem
natuͤrlichen und dem gebrochenen Schalle keine Verſchiedenheit der Zeit bemerkbar ſey, weil
ſonſt mehr ein Nachhall, als eine Verſtaͤrkung erfolgen wuͤrde, weshalb auch die Waͤnde oder
Flaͤchen, welche den Schall brechen, nicht allzuweit von der Stelle, wo er hervorgebracht
wird, entfernt ſeyn duͤrfen.
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